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Ein Vater-Kind-Urlaub tut allen gut


Ganz viel Papa
Ein Vater-Kind-Urlaub tut allen gut

Auf Bäume kraxeln, eine Seifenkiste bauen oder gemeinsam im Kanu paddeln: Bei Vater-Kind-Urlauben geht es um Abenteuer in der Natur. Die sollen den Zusammenhalt stärken und das bieten, was im Alltag oft fehlt: ganz viel Zeit mit dem Vater.

Aktualisiert am 22.04.2015|Lesedauer: 4 Min.
t-online, dpa-tmn, cst
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Stefan Vogel geht gerne allein mit seinen Söhnen auf Tour. "Toll sind zum Beispiel sportliche Herausforderungen, wenn ein Junge kurz vor der Pubertät ist und seinen Vater mal auf dem Rad in Grund und Boden fahren will", erzählt der Reiseverkehrskaufmann. So kam Vogel darauf, seine Idee auch anderen anzubieten.

Ein Urlaub nur mit Papa tut allen gut - auch den Müttern.Vergrößern des Bildes
Ein Urlaub nur mit Papa tut allen gut - auch den Müttern. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Natururlaub ist beliebt

Er erweiterte das Spektrum seiner Firma Wakiya Tours um Eltern-Kind- und insbesondere Vater-Kind-Reisen. Gemeinsam mit mehreren Spezialreiseveranstaltern entstand die Plattform www.vater-kind-urlaub.de. Gemeinsam zelten, auf Bäume klettern, eine Höhlentour: Vor allem kleine Abenteuer in der Natur sind für Vater-Sohn-Urlaube beliebt. "Auch Knoten binden oder sich mit einfachsten Mitteln orientieren haben wir bei unserem Überlebenstraining dabei", erklärt Bettina Boll, Pressesprecherin von Vamos Eltern-Kind-Reisen in Hannover.

Herausforderungen abseits vom Alltag

"Ob Aktivcamp oder Kanutour: Outdooraktivitäten sind gefragt", bestätigt Vogel. Das Team aus Vater und Sohn versucht sich an Herausforderungen, die es im Alltag nicht hat. Das kann Feuermachen sein, einen Fels erklettern oder Fährten lesen. Bei allem wird das Vater-Kind-Team von erfahrenen Pädagogen begleitet. "Da die meisten Väter im Alltag zu wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen, ist dieses gemeinsame Erlebnis wunderbar geeignet, um zusammen Herausforderungen zu meistern", sagt Boll.

Mehr alleinerziehende Eltern

"Der Markt für Väterurlaub mit Kindern ist aufgrund soziodemografischer Entwicklungen groß", erklärt Ralf Olk. Er ist Vorstandsmitglied des Fachverbands für Jugendreisen Reisenetz in Berlin. Es gebe immer mehr alleinerziehende Eltern, die berufliche Belastung wachse, und Vater und Sohn machten immer seltener Erfahrungen wie gemeinsames Fußballspielen. Das möchten viele im Urlaub ausgleichen.

"Es fragen verstärkt Mütter an"

Professionelle Angebote für solche Reisen sind Olk zufolge noch selten. "Aber insbesondere karitative Einrichtungen und Kirchengemeinden bieten Reiseangebote für Väter mit Kindern", sagt der Verbandsvorsitzende. Auch Vogel merkt, dass das Interesse an Vater-Sohn-Urlaub leicht steigt. "Es fragen verstärkt Mütter an, die ihrem Mann eine Auszeit mit den Kindern organisieren wollen", erzählt er.

Mütter wissen ein solches Angebot zu schätzen, weil es mehrere Vorteile aufweist: Es bietet Vater und Kind Gelegenheit, auch ganz normale Erlebnissen miteinander zu teilen, für die im sonst oft stressigen Familienalltag wenig Zeit bleibt. Kinder genießen die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Väter, und die Mütter lernen loszulassen und freuen sich über freie Zeit.

Stärkung der Vater-Kind-Beziehung

Auch Ulrich Gerth, Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung, sieht die positiven Aspekte eines Vater-Kind-Urlaubs. "Das ist eine gute Möglichkeit, die Vater-Kind-Beziehung zu stärken." Auch wenn in einem Urlaub eine besondere Situation vorliege, so bekomme das Kind doch mit, wie der Vater den Alltag gestalte. "Es wird auch langweilige Phasen geben, eventuell sogar Konflikte. Vater und Kind sind aufeinander angewiesen und müssen sich zusammenraufen."

Väter und Kinder können hier Erfahrungen machen, die sonst häufig erst bei getrennten Eltern vorkommen, nämlich wie es ist, mit dem Vater auch mal eine längere Zeit allein zu verbringen."Das kann man den Kindern auch ohne Scheidung gönnen", so Gerth weiter.

Für die Mütter sieht der Diplom-Psychologe neben der freien Zeit noch einen weiteren Aspekt: sie könnten sich darin üben, loszulassen. "Es ist nicht sinnvoll, im Vorfeld alles miteinander abzusprechen. Die Mutter muss damit rechnen, dass der Vater im Urlaub Dinge anders regelt als zu Hause. Das muss man auch zulassen."

Das Reiseziel ist nicht so wichtig

Beliebte Ziele liegen meist innerhalb von Deutschland. Oft sind es leicht erreichbare Orte im Mittelgebirge oder Küsten- und Seeregionen. "Es geht weniger um das spektakuläre Reiseziel, als vielmehr um den Erlebnisgehalt der Reise, also ihre Inhalte", erklärt Olk. Dazu gehören Seifenkisten bauen und damit fahren, Stockbrot überm Lagerfeuer schwenken, ein Baumhaus bauen oder angeln: Die Beschäftigungsmöglichkeiten sind riesig. "Wir ermutigen die Kinder, neue Erfahrungen zu machen. Kleine Abenteuer begeistern sie", sagt Boll. Dass Papa dabei ist, nimmt die Schüchternheit und spornt zusätzlich an.

Meist richten sich die Aktivcamps an Väter mit Kindern ab sechs Jahren und dauern eine Woche. Vogel plant derzeit auch Angebote für Väter mit kleineren Kindern. Mit etwa 15 Jahren ändern sich dann die Interessen der Söhne. Olk betont: "Aber Vater-Kind-Reisen können durchaus auch mit volljährigen Kindern Sinn machen."

Das versprechen sich Eltern von der Reise

Die Gründe, warum Väter so eine Reise buchen, sind unterschiedlich. "Manche haben einen super Draht zu den Kids und finden es einfach praktisch, sich nicht selbst Kletterausrüstung, Kanu und Bergführer organisieren zu müssen", sagt Vogel. Andere sind beruflich viel unterwegs und haben wenig Zeit, um sich ihren Kindern zu widmen. Das wollen sie dann außerhalb des Alltags tun.

Väter holen Kindheit nach

"Teils sind es auch Kinder von Getrenntlebenden, die bei der Mutter wohnen, die dann in den Ferien mal mit dem Vater unterwegs sind", sagt Vogel. Vater-Kind-Urlaub sei aber nicht nur etwas für Alleinerziehende. Viele Teilnehmer der Reisen lebten in intakten Familien. Und was versprechen sich Eltern von so einer Reise? "Sie soll die Bindung intensivieren und klassische und mitunter auch versäumte Kindheitserlebnisse der Väter nachholen", erklärt Olk. Außerdem könne eine Absicht sein, den stark belasteten Müttern ein paar Tage Ruhe, Erholung und Freiräume zu verschaffen.

Mütter dürfen auch mit

Einige Aktivcamps sind nicht ausschließlich für Väter, sondern auch für Familien oder Mütter. "Bei Anfragen von Müttern überwiegt meist das praktische Motiv, dass man nicht alles selbst organisieren muss und mal die Alltagspflichten los ist", sagt Vogel.

Mutter-Kind-Kuren verfolgen ein anderes Ziel

Der Klassiker für Urlaub von Mamas sind in der Regel Mutter-Kind-Kuren. "Sie haben aber eine andere Intention", sagt Olk: Es geht weniger um die Stärkung der Bindung, sondern vielmehr darum, dass das Kind auch bei Abwesenheit der Mutter betreut wird. Seines Wissens gibt es kaum vergleichbare Angebote für Mütter-Kind-Reisen, die dem gemeinsamen Erlebnis dienen. "Aufgrund der üblicherweise ohnehin stärkeren Bindung zwischen Mutter und Kind dürfte die Nachfrage eher geringer sein", vermutet er.

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