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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erziehung Geocaching mit Kindern: bei Familien äußerst beliebt
Die gute alte Schnitzeljagd ist zurück: Doch sind die Zeiten der Kreidepfeile oder Holzschnitzel auf Straßen und Wegen definitiv vorbei. Nun wird, um fündig zu werden, statt einer Schatzkarte zur Orientierung ein GPS-Gerät und Satelliten-Navigation eingesetzt. Geocaching nennt sich dieses trendige Outdoor-Hobby, das in unzähligen Varianten und Schwierigkeitsstufen gespielt werden kann und auch bei Familien und vor allem bei Kindern sehr gefragt ist. Doch wie funktioniert diese moderne Schatzsuche und was macht sie gerade für die Jüngeren so reizvoll?
Was vor etwa zehn Jahren in den USA als Idee begann, ist heute eine weltweite Bewegung, die begeisterte "Schatzsucher" in ihren Bann zieht. Da gibt es sowohl einfache Verstecke wie etwa unter einer Baumwurzel im benachbarten Park oder höchst anspruchsvolle und unzugängliche, die beispielsweise fünf Meter tief in der Ostsee liegen oder auf 7000 Meter Höhe im Himalaya. Allein in Deutschland existieren mittlerweile über 44.000 "Caches" (englisch: Schätze, geheime Lager), die häufig jahrelang immer wieder aufgesucht werden und von denen die meisten im Umkreis der Ballungsräume liegen.
Der "Owner" versteckt beim Geocaching die Caches und gibt Koordinaten vor
Und so funktioniert das Prinzip: Ein sogenannter "Owner", der Initiator und Besitzer eines bestimmten Geocaches, versteckt ohne Zuhilfenahme von Spaten oder Schippen irgendwo in der Landschaft eine wiederverschließbare, wasserdichte Dose gefüllt mit unverderblichem, ungefährlichem Krimskrams und ein Logbuch. Diesen "geheimen" Ort - es kann beispielsweise unter Steinen, in einem hohlen Baum oder im dichten Gestrüpp sein - stellt der "Owner" dann in Form von geographischen Koordinaten sowie Angaben über geschätzte Dauer der Suche, Geländestrukturen, Zwischenstationen und Schwierigkeitsgrad des Caches ins Internet.
Mit dem GPS eines Smartphones oder einem wetterfesten, robusten GPS-Gerät machen sich dann Sucher auf den Weg. Wer erfolgreich das Zielobjekt per Satellit aufgespürt hat, trägt sich als Finder in das beiliegende Logbuch ein, kann sich auch etwas vom Schatz mitnehmen, muss dann aber allerdings etwas Gleichwertiges hineinlegen. Deshalb sollte man immer kleine Tauschgegenstände zum Auffüllen dabei haben. Abschließend muss die Box wieder an derselben Stelle für die nächsten Schatzsucher verstaut werden. Wer kein eigenes GPS besitzt oder nicht viel investieren möchte, kann sich beispielsweise als Alternative bei zahlreichen Online-Anbietern für eine bestimmte Zeit Geräte ausleihen. Gute GPS-Geräte gibt es ansonsten schon ab etwa 80 Euro.
Die Geocache-Datenbanken sind auch für Kinder geeignet
Veröffentlicht werden viele Geocaches entweder bei www.geocaching.de oder bei www.opencaching.de. Hier ist der Account bei der Datenbank kostenlos und erfordert nur die Angabe einer gültigen Emailadresse. Zur reinen Suche ist eine Registrierung nicht erforderlich, nur zur Eintragung von Funden und eigenen Verstecken. Da die beiden genannten Seiten von der gemeinnützig anerkannten Deutschen Wanderjugend und durch Spenden finanziert werden, sind sie frei von kommerziellen Interessen und deshalb auch für Kinder gut nutzbar.
Geocaching mit Kindern muss nicht immer geplant sein
Nicht immer ist es nötig das "Cachen" langfristig zu planen. Auch spontan kann man etwa einen Waldspaziergang "vor der eigenen Haustür" mit der ganzen Familien zum "Geocache-Ausflug" umfunktionieren: Dazu reicht meist das mitgenommene Smartphone aus, auf dem aber eine entsprechende GPS-Software für Geocache gespeichert sein muss. Solche Programme kann man sich entweder kostenlos oder für wenige Euro herunterladen. Hiermit ist es dann möglich den eigenen Standort sofort zu lokalisieren und gleichzeitig im Umkreis liegende "Geocaches", die als Punkte auf der digitalen Karte markiert sind, zu sehen. Meist ist dann die Auswahl, vor allem in der Nähe von Städten, auf engstem Raum so groß, dass man mehr als ein Ziel anvisieren könnte. Hat man bei solchen spontan beschlossenen Geocaches keine Tauschobjekte dabei, sollte auch auf das Öffnen der Schatzdose verzichtet werden.
Wann können Kinder mit Geocaching beginnen?
Eigentlich können schon Vorschulkinder und Grundschüler bei der GPS-Schatzsuche aktiv mitmachen. Das gehe allerdings nur in Begleitung von Eltern oder von größeren Kindern im Teenager-Alter, erklärt der Geschäftsführer der Deutschen Wanderjugend Jörg Bertram. "Die Großen bedienen dann das GPS-Gerät und die Kleinen haben schon ihren Spaß beim gemeinsamen Suchen mit Papa, Mama, den Geschwistern oder Freunden." Sind die Kinder schon etwas älter, sollten sich die Begleiter dezent im Hintergrund halten, empfiehlt der Wanderspezialist: "Dann kann man die Navigation zwar im Auge behalten, sollte aber darauf achten, dass die Kinder so selbstständig wie möglich die Detektivarbeit bewältigen und schließlich das Erfolgserlebnis haben." Dabei sei es entscheidend, dass alles wie am Schnürchen klappt, weiß Jörg Bertram. Denn Kinder seien bei wiederholtem Misserfolg schnell frustriert und enttäuscht und dann springe der "Geocaching-Funke" nicht mehr über.
Teenager können sich alleine auf die "Schatzjagd" begeben
Ab einem Alter von etwa zwölf Jahren könnten Kinder auch ohne ihre Eltern "cachen"- vorausgesetzt sie beherrschen das GPS-Gerät und die Tour ist in der näheren Umgebung. Doch, so der Geschäftsführer der Wanderjugend, dürften die Jugendlichen trotzdem nie alleine unterwegs sein - am besten mindestens zu dritt oder zu viert. "Es ist dabei wichtig, dass die Eltern die Route kennen und vorher geprüft haben, ob der von den Kindern ausgesuchte "Cache" auch tatsächlich geeignet ist und beispielsweise keine viel befahrenen Straßen überquert werden müssen."
Falls doch mal etwas schief geht und die Kids sich trotz Navigation beispielsweise verlaufen haben oder sich jemand verletzt hat, sollte beim "Cachen" immer ein Handy griffbereit sein. Daran braucht man aber nur dann zu denken, wenn man sich mit einem GPS-Gerät und nicht mit einem Mobiltelefon orientiert. Als Zusatzausrüstung ist es auch unbedingt nötig, ausreichend Getränke dabei zu haben. Eine gute Landkarte als alternative Orientierung kann ebenfalls sehr hilfreich sein.
"Kinder-Caches" haben eine spezielle Kennzeichnung
Um schnell zu überblicken, welche "Geocaches" tatsächlich "kindgerecht" sind, kennzeichnet etwa "opencaching" die aufgelisteten Schatztouren mit einem "Kind-Piktogramm". Hier kann man sicher davon ausgehen, dass das Such-Gelände nicht zu schwierig, die Länge der Strecke überschaubar und die gestellten Aufgaben auf den möglichen Zwischenstationen nicht zu anspruchsvoll sind. Manchmal kann man aber auch schon an den phantasievollen Namen die Zielgruppe der Touren erkennen: So gibt es beispielsweise in Baden-Württemberg den Cache "Im Märchenwald" oder im Sauerland "Dinomädchen Maja" und "Auf nach Schlumpfhausen".
Familienspaß Geocaching: "Wir sind alle begeistert und infiziert"
Wie schnell das Geocache-Fieber ausbrechen kann, erzählen viele Eltern, die sich in Foren über das trendige Hobby austauschen: "Wir haben vor einer Woche angefangen mit den Kids - gleich mit einer fünfstündigen Tour", schreibt ein Vater, "es hat super geklappt. Wir sind alle begeistert und infiziert. Früher haben wir oft überlegt, was wir am Wochenende machen sollen. Jetzt haben wir ein abenteuerliches und geheimnisvolles Ziel mit vielen interessanten Aufgabenstellungen dazwischen." Und eine Mutter meint: "Seit kurzem haben wir erst das Navi-Gerät und mein dreieinhalb-jähriger Sohnemann liebt es mit Papa auf Schatzsuche zu gehen - egal bei welchem Wetter. Er ist ganz verrückt danach."
Eltern, die bei der Planung auf Nummer sicher gehen wollen, sollten auch immer die "Cache Logs" am Ende der Tour-Beschreibungen lesen. Findet man dort zahlreiche negative Aussagen und Bewertungen oder nur noch veraltete Einträge, die schon Monate her sind, lässt man besser die Finger davon.
Geocaching als Event für Kindergeburtstage
"Um eine Geburtstagsfeier für Kinder zu gestalten, ist Geo-Caching ebenfalls ideal", meint Jörg Bertram. "Hier ist es aber empfehlenswert, dass die Eltern einen eigenen Cache vorbereiten, diesen dann aber nicht veröffentlichen." Die Koordinaten für das GPS sollten also privat bleiben, rät der Geschäftsführer der Deutschen Wanderjugend weiter, denn sonst könnten andere auf die Idee kommen, gleichzeitig denselben Cache zu suchen und wenn man Pech habe, sei die Schatz-Dose dann bei Ankunft der Geburtstagsgesellschaft am Versteck leer.
"Multicaches" machen die Suche für Kinder besonders spannend
Eine beliebte und spannende Variante bei Feiern für Kinder ab etwa zehn Jahren sind beispielsweise "Multicaches". Hier gibt es nicht nur Start und Ziel mit einem finalen Versteck samt Überraschungspräsenten, sondern gleich mehrere geographische Anhaltspunkte. Dabei programmiert zu Anfang am besten ein Erwachsener die Koordinaten des ersten Standortes in ein GPS-Gerät. Dies wird dann den Kids ausgehändigt, bis sie den Zwischenstopp gefunden haben. Hier erhalten die Sucher dann neue Koordinaten für die zweite Station. Dieses Prinzip kann man je nach Lust und Ausdauer beliebig fortsetzen. Die Angaben für den Schluss-Cache, erfährt man so immer erst am vorletzten Stopp.
Eine Kombination aus Technik, Abenteuer, Bewegung und Naturerfahrung
Warum Geocaching speziell bei Kindern so populär ist, liegt wohl an seiner Vielseitigkeit: Hier wird Bewegung in der Natur mit dem Spaß an der Lösung von kniffligen und spannenden Aufgaben kombiniert. Das Suchen ist also fast wichtiger als das Finden. Der Weg ist hier das Ziel. "Kinder lieben das Abenteuer bei Geocaching und den Reiz Unbekanntes in der Natur zu erforschen und zu entdecken", so Jörg Bertram. "Und sie genießen es schöne überraschende Erlebnisse zu haben und das gemeinsam mit ihrem 'Suchtrupp'. Da ist der landschaftliche Aspekt, der uns Erwachsenen oft wichtig ist, eher Nebensache."
Außerdem fördert das Hobby den Orientierungssinn, zielorientiertes Denken und die Kombinationsfähigkeit und erweitert nicht selten auch den Horizont. Denn viele Cache-Beschreibungen liefern interessante naturkundliche, historische oder geologische Informationen. Doch was wäre das alles ohne Technik. Gerade die Navigation durch GPS macht die "Jagd" nach "Geocaches" doppelt reizvoll, zumal die "Community" ständig wächst und sich die Aktiven untereinander im entsprechenden Fach-Slang austauschen können - sei es über die Logbucheinträge in den Verstecken oder einschlägige Foren im Netz. Das macht Geocaching vor allem für Teenager besonders attraktiv.
Prominente Autoren werben für Geocaching
Um diesen Trend zu fördern, bietet die Deutsche Wanderjugend in ihren Ortsgruppen Schnupperveranstaltungen zum Thema an. Hier kann man sich unter anderem in GPS-Navigation üben oder aber an organisierten Caching-Touren teilnehmen. Zusätzlich angeschoben wird der Hype um die Schatzsuche mit Satellitenunterstützung auch durch prominente Autoren. So wirbt der Comedian Bernhard Hoecker in seinem Buch "Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers" für das faszinierende Allround-Hobby und der ehemalige Harald Schmidt-Sidekick und Wanderprofi Manuel Andrack hat jetzt sogar einen spannenden Kinder-Roman mit dem Titel "Cache! Wir finden ihn" geschrieben, in dem zwei Kids in einem abenteuerlichen Wettlauf mit anderen "Cachern" auf der Jagd nach einem Schatz sind. Es ist das erste Buch in Erzählform zu dem Thema, das sich explizit an Jüngere richtet und wahrscheinlich die minderjährige Fangemeinde weiter vergrößert.
Das beste Basiswissen zu dem Thema, so die Empfehlung der Deutschen Wanderjugend, vermittelt das Sachbuch "Geocaching" von Markus Gründel (Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-384-2), das sowohl für Kinder als auch für Erwachsenen geeignet ist und durch seine kompakte Form als praktischer Begleiter und Ratgeber gut in jeden Rucksack passt.