Deutscher als Held gefeiert Der Mann, der Donald Trump zum Schweigen brachte
Er ließ Donald Trumps Twitter-Account löschen und wurde dafür vom Netz als Held gefeiert. Jetzt tritt der Deutsche erstmals an die Öffentlichkeit und gesteht: Eigentlich war es keine Absicht.
Wenn Donald Trump zum Smartphone greift und twittert, schauen Journalisten und Politiker aus aller Welt ganz genau hin. Der US-Präsident ist berüchtigt für seine Twitter-Fehden und ausfallenden Kommentare. Doch am 2. November herrschte auf einmal für elf Minuten Funkstille: Trumps Twitter-Konto war gelöscht worden.
Jetzt ist der Mann, der dafür verantwortlich ist, zum ersten Mal an die Öffentlichkeit getreten. Sein Name ist Bahtiyar Duysak und er kommt aus Deutschland. Im Gespräch mit dem Online-Magazin "TechCrunch" lässt Duysak durchblicken, dass es sich bei dem als Heldentat gefeierten Vorfall eigentlich um ein Versehen gehandelt hat.
Duysak arbeitete im Auftrag eines externen Dienstleisters als Kundenbetreuer bei Twitter. Zu den Aufgaben seines Teams gehörte es, den Beschwerden von Nutzern über Rechtsverstöße, Beleidigungen oder Belästigung auf der Plattform nachzugehen und zu entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen.
Ausgerechnet an seinem letzten Arbeitstag bei Twitter, so beschreibt es Duysak in dem Interview, beschwerte sich jemand über @realDonaldTrump, den Account des US-Präsidenten. Duysak veranlasste die Löschung. Er habe jedoch nicht damit gerechnet, dass diese tatsächlich vollzogen werden würde. Weitere Details über die internen Abläufe - wer zum Beispiel die finale Entscheidung trifft und sie technisch umsetzt - werden in dem Interview nicht thematisiert.
Bisher hatte Twitter den Präsidenten immer in Schutz genommen: Trotz seiner ausfallenden Art hätten seine Tweets "Nachrichtenwert". Mitarbeiter seien offenbar angehalten worden, den Präsidenten auf keinen Fall zu zensieren. Das habe Trumps Twitter-Account quasi immun gegen mögliche Sanktionen gemacht.
Doch dann ging @realDonaldTrump doch offline – und der zunächst unbekannte Twitter-Mitarbeiter wurde zum Internet-Helden erklärt. Doch das behage ihm gar nicht, sagt er jetzt. "Es fängt an wirklich zu nerven", sagte Duysak in dem jetzt veröffentlichten Interview.
"Er sollte den Friedensnobelpreis bekommen" - andere Twitter-Nutzer freuten sich über die Sendepause des Präsidenten
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Duysak ist mittlerweile wieder in seiner Heimatstadt in Deutschland. Journalisten hätten ihn und sein Umfeld wochenlang gestalkt. Auch deshalb habe er sich dazu entschieden, mit den TechCrunch zu sprechen. Der Kontakt zu dem Online-Magazin kam durch gemeinsame Bekannte zustande. "Ich will jetzt zu meinem ganz normalen Leben zurückkehren", sagte er in dem Gespräch.
Rechtlich fühlt er sich auf der sicheren Seite: Er habe weder Gesetze noch Twitter-Regeln gebrochen.
Twitter kündigte unterdessen an, seine internen Regeln und Abläufe zu überprüfen. Mögliche Lücken, die es Nutzern erlaubten, sich auf der Plattform daneben zu benehmen, sollten geschlossen werden. Und zu diesen Lücken zählt Twitter-Chef Jack Dorsey offenbar auch die Sonderbehandlung des Präsidenten.