Microsoft-Konferenz "Wir wollen keine Zukunft wie Orwells 1984"
Auf der Microsoft-Hausmesse Build 2017 hat der Softwareriese sich kritisch zu Überwachung und Bevölkerungskontrolle geäußert. Für die Zukunft setzt Firmenchef Satya Nadella auf eine "intelligente Cloud" im Sinne der Menschen. Vorgeführt wurden komplett vernetzte Geräte, künstliche Intelligenz und eindrucksvolle Bilderkennung.
Immer wieder ist auf der Microsoft-Konferenz Build 2017 in Seattle die Rede vom "Internet der Dinge" (IoT, Internet of Things). Die 500 Millionen Windows-10-PCs sind nicht genug, jede Kaffeemaschine, Mikrowelle oder CNC-Fräse wird in Zukunft mit Sensorik und Netzwerktechnik ausgestattet. Jede Steckdose meldet ihren Verbrauch, jedes Auto seinen Standort.
Nicht nur Software-Unternehmen wie Microsoft, auch Geräte- sowie Autohersteller und Mobilfunkanbieter sind fest von dieser Entwicklung überzeugt. Computing und Produktivität stehen laut Microsoft-Chef Nadella vor einer massiven Veränderung. Für die Arbeitswelt zeigte Microsoft beispielsweise eine komplett maschinengesteuerte Totalüberwachung und auch deren Nutzung für Künstliche Intelligenz als Assistent im Alltag. In einer Grundsatzrede vor Programmierern und Entwicklern warb das Unternehmen für mehr Vertrauen.
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"Es liegt an uns, die Distopien von Orwell zu verhindern"
In den Romanen "1984" von George Orwell und "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley sei Technologie für Überwachung, Kontrolle und Diktatur eingesetzt worden oder habe die Menschen abgelenkt, zerstreut und in ziellose Gleichgültigkeit getrieben. Microsoft will Design-Entscheidungen fällen, die diese düsteren Visionen verhindern.
"Vertrauensvolle Technologie soll Menschen ermächtigen und zusammenführen"
Microsoft möchte den enormen Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz, Computer-Vision und Spracherkennung zum Wohle der Menschen einsetzen. "Enorme Möglichkeiten erfordern enorme Verantwortung", führt Nadella in seiner Eröffnungsrede aus. "Die Entscheidungen von Entwicklern haben fundamentale Konsequenzen, Technologie hat auch ihre nicht beabsichtigten Konsequenzen". Der Microsoft-Manager sieht sich als "Tech-Optimist", er sei aber auch bodenständig.
"Wir müssen Verantwortung übernehmen"
Satya Nadella sieht Microsoft in der Pflicht, die Gestaltung des technologischen Fortschritts und der Digitalisierung "fängt bei uns selber an". Mit jedem Tag solle das Vertrauen in Technologie steigen, die wesentlichen gesellschaftlichen Entwicklungen würden von Technologie angetrieben und Microsoft wolle mehr Teilhabe für Menschen anstatt, sie zurückzulassen. Als Beispiel wurden Parkinson-Patienten gezeigt, die mittels eines "Emma" getauften Wearable wieder schreiben konnten.
Diese Prinzipien sollen Microsoft leiten, das Unternehmen will mehr Vertrauen in die Technologie aufbauen. "Es fängt an bei der Verantwortung für unsere Algorithmen und die Erfahrungen, die wir kreieren".
Die Möglichkeiten seien atemberaubend,erläutert Nadella die Attraktivität von Microsoft für das Publikum der Software-Entwickler. "Denken Sie nur mal über die 500 Millionen Windows-10-PCs nach, die über den Windows Store erreicht werden können". Das Ökosytem werde noch stärker thematisiert auf der Build-Konferenz. Die Kommunikations-Software "Teams" zeige enormes Potential, Office 365 erreiche mit 100 Millionen Nutzern ebenfalls eine riesige Zielgruppe. Azure verzeichne als Cloud über 12 Millionen Kunden, mehr als 90 Prozent der 500 größten Unternehmen nutzen diesen Microsoft-Dienst.
Unternehmen, Industrie und Schulen
In den folgenden Tagen der Konferenz will Microsoft seine Pläne noch spezifizieren. Dass Verantwortung und Rechenschaft als Themen auf der Eröffnungsrede so betont wurden, kam für Viele unerwartet. Zuletzt läutete Microsoft mit Windows 10 S den verstärken Einstieg in einen weiteren sensiblen Bereich ein: das Bildungssystem.