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Stadt Mannheim verklagt Wikipedia im Streit um Urheberrecht


Streit um Urheberrecht
Stadt Mannheim verklagt Wikipedia

Von dpa
Aktualisiert am 26.11.2015Lesedauer: 2 Min.
Stein des Anstoßes: Dieses 1992 aufgenommene Foto des Richard-Wagner-Porträts aus dem Jahr 1862.Vergrößern des Bildes
Stein des Anstoßes: Dieses 1992 aufgenommene Foto des Richard-Wagner-Porträts aus dem Jahr 1862. (Quelle: Jean Christen/Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim/dpa-bilder)

Die Stadt Mannheim verklagt die Online-Enzyklopädie Wikipedia vor dem Landgericht Berlin. In dem "Musterprozess" geht es um die Urheberrechte eines Fotos eines mehr als 150 Jahre alten Gemäldes.

Das Porträt Richard Wagners des Malers Cäsar Willich (1825-1886) gehört zum Bestand des Reiss-Engelhorn-Museums. Ein Foto davon, aufgenommen vom Hausfotografen des Ausstellungshauses, ist auf mehreren Wikipedia-Seiten zu sehen. Nach Auffassung der Wikimedia, der Organisation hinter Wikipedia, handelt es sich um ein gemeinfreies Bild.

Die Stadt Mannheim als Museumsbetreiber sieht dagegen ihr Urheberrecht und ihr Recht am Eigentum verletzt – und klagt gegen die Macher des Online-Lexikons.

Am Original-Gemälde ist zweifelsohne das Urheberrecht erloschen, da der Künstler vor mehr als 70 Jahren gestorben ist, da sind sich Museum und Wikimedia einig. Offen ist aber die Frage, wer die Nutzungsrechte an dem Foto und an 16 weiteren Fotografien gemeinfreier Gemälde aus Mannheim hat.

US-Unternehmen verwendet Wikipedia-Bild ohne Absprache

"Uns geht es nicht darum, dass die Millionen Menschen, die ganz normal Wikipedia nutzen, nicht in den Genuss dieses Bilds kommen können", erklärt der Generaldirektor des Museums, Alfried Wieczorek. "Aber wir möchten kontrollieren, dass etwas, was uns gehört, nicht in falsche Hände gerät." In den Ausstellungsräumen des Museums herrscht ein Fotografierverbot. Hauseigenes Bildmaterial kann nach Absprache und bei Zahlung von maximal 250 Euro verwendet werden.

Wissenschaftliche und kulturelle Projekte würden gerne unterstützt, sagt Museumsdirektor Wieczorek. "Insbesondere die kommerzielle Nutzung von Bildern muss aber abgestimmt werden." So habe ein US-Unternehmen das Foto aus dem Wikipediaartikel verwendet und Merchandising-Produkte mit dem Wagner-Porträt produziert – ohne Rücksprache mit dem Museum.

Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel

"Für beide Seiten geht es um eine Menge", sagt der Hamburger Jurist Oliver Stegmann. Stegmann ist auf Medien- und Urheberrecht spezialisiert. "Wäre es zulässig, was Wikimedia macht, dann würde vielen Museen eine Erlösquelle wegbrechen. Umgekehrt wäre es für Wikimedia eine Einschränkung, wenn sie ihre Bilddatenbank nicht mehr so frei wie bisher bestücken könnte."

Der Verein Wikimedia kann nur Medien zeigen, die entweder gemeinfrei sind oder unter einer freien Lizenz stehen. In einem Blogeintrag erklärte der Verein, dass dies auch für die umstrittenen Bilder gelte: Alle 17 Werke seien von Künstlern erschaffen worden, die länger als 70 Jahre tot sind. "Sie gehören der Allgemeinheit."

Museum beklagt Folgen für Fotografen

"Nur weil frühere Generationen in ihren Schutzüberlegungen nicht vorausahnen konnten, dass es einmal Scanner und das Internet geben würden, kann nicht einfach eine Hintertür für die Verlängerung über den ursprünglich gewollten Schutz hinaus konstruiert werden", sagt Christian Rickerts. Er ist geschäftsführender Vorstand von Wikimedia Deutschland. "Insbesondere dann nicht, wenn es sich wie bei den Fotos im Auftrag des Museums um originalgetreue 1:1-Abbildungen der Gemälde handelt."

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