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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erfundene Mörder und anderer Schwindel Die hartnäckigsten Wikipedia-Lügen
Fiktive Attentäter, erfundene Länder oder Kriege, die nie stattgefunden haben. Nicht alles, was sich in der Wikipedia findet, entspricht der Wahrheit. Die größte Stärke des Online-Lexikons ist gleichzeitig ihre Schwäche: Da alle mitmachen dürfen, können sich auch Witzbolde dort austoben. Sorgfältig aufbereitet, hält sich mancher dieser Hoaxes jahrelang. Wir haben die hartnäckigsten Wikipedia-Lügen zusammengestellt.
Im Jahr 1640 gipfelte der Bicholim-Konflikt in einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Portugal und dem indischen Maratha-Reich. Der Krieg dauerte ein knappes Jahr, endete mit einem Friedensvertrag und verhalf der indischen Region Goa dazu, als eigener Bundesstaat anerkannt zu werden. Nur hat es diesen Konflikt niemals gegeben.
Ein Witzbold hatte sich diese sehr komplexe und mit 4500 Wörtern fundiert ausformulierte Geschichte ausgedacht und sie in der Online-Enzyklopädie veröffentlicht. Erst im Dezember 2012 flog dieser Schwindel nach fünfeinhalb Jahren auf.
Jeder darf bei Wikipedia mitschreiben
Wikipedia lebt von der gigantischen Schar von Autoren, die ihr Wissen in Artikelform packen und auf der Online-Enzyklopädie veröffentlichen. Jeder kann sich als Autor anmelden, neue Artikel schreiben und vorhandene bearbeiten. Nie gehört ein Artikel einem Autor alleine, denn das "kollaborative Schreiben" ist der Grundgedanke hinter Wikipedia.
Wikipedia setzt zur Überprüfung des Wahrheitsgehaltes auf die schiere Masse von Autoren und vertraut darauf, dass ein Autor Fehler eines anderen bemerkt und korrigiert. Artikel werden ständig überarbeitet, mit neuen Quellen und Belegen ergänzt und weiter entwickelt.
Keine Zugangskontrolle
Bei Wikipedia anmelden kann sich jeder ohne persönliche Angaben. Ein Benutzername und ein Passwort genügen, bereits die Angabe einer E-Mail-Adresse ist freiwillig. Die Echtheit einer Person wird nicht überprüft. So ist es für unseriöse Zeitgenossen kein Problem, anonym zu vandalieren.
Investiert ein Scherzbold viel Mühe in "seinen" Artikel, schreibt diesen seriös und sorgt mit einigen Links und Literaturverweisen für den Anschein, dass seine Geschichte mit ausreichend guten Quellen belegt ist, dann kann es dauern, bis der Scherz als solcher enttarnt wird. Je exotischer das Thema ist, desto größer ist auch die Chance, dass niemand sich für Nachprüfungen zuständig fühlt. Die langlebigste Wikipedia-Fälschung hat sich immerhin acht Jahre gehalten, bis sie gelöscht wurde.
Neben den reinen Scherzen und Fälschungen gibt es auch amüsante Irrtümer, bei denen echte Tatsachen oder Personen um falsche Informationen ergänzt wurden. Vor einigen Jahren ergänzte ein Witzbold mehrere Städteartikel mit dem Zusatz, diese Städte seien für Kneipenschlägereien bekannt. Berühmtheit erlangte der Eintrag zu Ex-Verteidigungsminister Freiherr zu Guttenberg, dem der Vorname Wilhelm angedichtet wurde.