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Kürschnergate: E-Mail-Lawine legt den Bundestag lahm


Internet
E-Mail von Babette lähmt Bundestag

dpa, Andreas Lerg / dpa

Aktualisiert am 26.01.2012Lesedauer: 3 Min.
E-Mail legt Bundestag lahm.Vergrößern des Bildes
Eine unfreiwillig an alle gesendete E-Mail legt Bundestag lahm. (Quelle: Deutscher Bundestag - Marc-Steffen Unger/t-online)
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Mit einer unfreiwillig losgetretenen E-Mail-Lawine wurde am Mittwoch der Bundestag fast lahm gelegt und arbeitsunfähig gemacht – ausgelöst von den eigenen Mitarbeitern. Eigentlich wollte eine Angestellte nur eine einfache Anfrage versenden. Doch die Mitarbeiterin verklickte sich. Im Internet hagelt es Spott über den Vorfall und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ist bereits vom "Kürschnergate" die Rede.

Im Bundestag um 9:44 Uhr morgens: Eine Mitarbeiterin der Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (Die Grünen) verschickt eine E-Mail mit dem Betreff: "Kürschners Handbuch Gesetzliche Grundlagen, Geschäftsordnungen. Deutscher Bundestag - Bundesrat - Bundesregierung". Darin bittet sie eine Kollegin ihr ein Exemplar dieses Buches zu sichern: "Liebe Britta, wenn ihr eines eindeckt, bringt ihr mir eins mit? Danke und herzliche Grüße Babette". Sie klickt auf Senden und tritt damit ungewollt eine E-Mail-Lawine los.

E-Mail für alle

Die Mitarbeiterin Babette S. schickt versehentlich die E-Mail nicht nur an die Kollegin Britta, sondern "an alle", also an alle Mitglieder und Mitarbeiter des Deutschen Bundestags. Die E-Mail landet damit nicht nur im Posteingang der jeweils sechs Computer eines jeden Bundestagsabgeordneten und seiner fünf Mitarbeiter, sondern auch bei sämtlichen Fraktionsmitgliedern – zusammen 4032 Empfänger. Zusätzlich erhalten alle 2600 Verwaltungsmitarbeiter die Anfrage. Zunächst passiert weiter nichts. Doch um 11 Uhr 20 entschließt sich der SPD-Abgeordnete Sönke Rix, mit "Goldene Regeln für schlechte E-Mails" und einem Link zu Benimmregeln für den Versand für E-Mails auf die "Kürschner-Mail" zu antworten – auch er sendet seine Antwort "an alle".

Sintflut mit Kürschner-Mails

Nun brechen im Bundestag alle Dämme: Während manche auf die E-Mail antworten, dass sie aus dem Verteiler genommen werden möchten, versuchen andere mit dem Abgeordneten Rix gleichzuziehen und ebenfalls einen Spaß als Antwort zu senden. Und fast alle senden ihre E-Mail abermals "an alle". Ein Spaßvogel hat mit "Ich grüße hiermit meine Mutti" geantwortet, andere reagierten mit Wetterberichten: "In Hannover-Linden sind drei Grad, es ist trocken und leicht bewölkt." Im Sekundentakt treffen in unzähligen Postfächern unzählige "Kürschner-Mails" ein. Die Mail-Flut zwing das Netzwerk des Bundestags in die Knie, was Zustellverzögerungen von 30 Minuten für E-Mails verursacht. Prompt mahnt die IT-Abteilung des Bundestages, den Mail-Verteiler nur zu Dienstzwecken zu nutzen.

"Mir wurde das ein bisschen unheimlich"

"Es ist halt passiert", sagte Babette S., Wahlkreis-Mitarbeiterin der grünen Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl aus Karlsruhe, noch leicht geknickt der Nachrichtenagentur dpa. Nach dem ersten Schrecken habe sie noch auf E-Mails dazu geantwortet. "Als dann die Mail-Lawine ihre skurrile Eigendynamik entwickelte, wurde mir das etwas unheimlich – bis die überwiegend netten humorvollen Mails auch mich sehr zum Lachen brachten." Viele hätten ihr auch parteiübergreifend Verständnis bekundet. Es habe sogar den Vorschlag gegeben, sie zur Mitarbeiterin des Monats zu wählen.

#Kürschnergate auf Twitter und Facebook

Schnell sickert der Vorfall über Twitter in die Öffentlichkeit und macht seitdem unter dem Stichwort #Kürschnergate auf dem Kurznachrichtendienst seine Runde. Auf Facebook wurde flugs eine Gruppe namens "Babette war's" gegründet, die jedoch schnell wieder gelöscht wurde. Auf Twitter hagelt es unterdessen Nutzer-Kommentare wie "Und da sag noch mal einer, Politik sei langweilig" oder "Babette schreibt mir gerade eine E-Mail... Habe etwas Angst ;-)". Sogar der Bundestag selbst hat auf seiner Internet-Seite "Kürschnergate" aufgegriffen und zeigt mit der Überschrift "Kürschnergate: "Ich freu mich auch, Euch alle mal kennenzulernen!" Humor.

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