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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Offener Luxus Neues S-Klasse Cabrio fährt der Konkurrenz davon
Mercedes legt mit dem Cabriolet das sechste Derivat seiner S-Klasse-Baureihe auf. Konkurrenz hat der offene Schönling nur wenig - die kommt von Bentley und Rolls-Royce. Audi, BMW, Jaguar, Lexus oder Cadillac können davon nur träumen.
Mercedes hat die S-Klasse im Laufe der letzten Jahre zu einer eigenen, überaus erfolgreichen Submarke entwickelt, die mehr Geld ins Haus holt als Smart und Maybach zusammen.
45 Jahre lang hatte es kein Cabriolet des Mercedes S-Klasse gegeben. Die offene Variante krönt die Baureihe nicht nur in Sachen Preisgestaltung, denn exklusiver als in einem Mercedes S-Klasse Cabriolet kann man kaum reisen, ohne einen Bentley Continental oder einen Rolls-Royce Dawn zu erstehen.
Die gute Nachricht: die beiden AMG-Topmodelle S 63 und S 65 mit stramm bollernden 585 bzw. 630 PS kann man sich getrost sparen. Bereits der 455 PS starke S 500er bringt einen zum Träumen in der Sonne. Mehr Dampf und mehr Wumms braucht bei einem S-Klasse Cabriolet niemand - egal bei welchem Wetter. Und die eingesparten knapp 50.000 Euro zwischen S 500 und S 63 AMG kann man getrost für Benzin, wochenendliche Hotelübernachtungen und das geeignete Freizeitoutfit ausgeben.
Eng verwandt mit dem Coupé
Natürlich ist das Mercedes S-Klasse Cabriolet kein komplett eigenständiges Auto. Technisch ist der offene Schönling eng mit dem ähnlich eleganten Coupé verwandt. Daher ist das S 500 Cabriolet ebenso wie die Variante mit festem Dach kein echter Viersitzer. Kinder kommen in den 2+2-Sitzer auch hinten unter, doch ausgewachsenen Personen kann man die beiden Sitzgelegenheiten im Fond kaum zumuten.
Wenig Platz im Fond
Dabei ist der Reisekomfort hinten durch elektrisch verstellbare Kopfstützen, ausfahrbaren Windschott, Sitzheizung und wohlige Ledersitze allemal angenehm. Es hapert allein bei der Freiheit für die Beine und bei geschlossenem Dach wird es für die Fondinsassen recht düster. Ohnehin wird die zweite Reihe in einem Luxuscabrio eher für den Transport von Gegenständen benötigt, die nicht im Laderaum unterkommen, dessen Volumen beim S 500 zwischen 250 und 350 Litern liegt.
Im S-Klasse Cabrio darf es mehr sein
Während beim S-Klasse Coupé oder dem ins Abseits geratene SL Roadster jeweils auch ein 367 PS starkes V6-Einstiegsaggregat verfügbar ist, gibt es beim elitärer positionierten Mercedes S-Klasse Cabrio nur doppelt aufgeladene Acht- und Zwölfzylinder. Der S 500 ist hierbei eine echte Glanzbesetzung, denn dank 455 PS und einem mächtigen Drehmoment von 700 Newtonmetern ab 1800 Touren kann man sich das Schielen zur AMG-Version sparen.
Entfacht ordentlich Wind
Der S 500 schiebt auch ohne fehlenden Allradantrieb brachial an und so donnert der offene Schwabe aus dem Stand in 4,6 Sekunden auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h. Deutlich besser als ihr Siebengang-Vorgänger präsentiert sich die Neungang-Automatik, die in den beiden Fahrmodi Economy und Sport exzellent abgestimmt mit dem 4,7 Liter großen Achtzylinder zusammenarbeitet.
Lässiger Sound
Der Motorklang ist allzeit eine wahre Wonne für das geneigte Ohr. Wer lässig cruist, vernimmt kaum mehr als ein dezentes Brabbeln im Hintergrund. Im Sportmodus unter Last präsentiert sich der V8-Turbo dagegen bassiger und lustvoller als man es ihm zugetraut hätte. Der Normverbrauch: ambitionierte 8,5 Liter Super.
Es gibt nur ein Problem
Wenn das Mercedes S 500 Cabriolet ein Problem hat, dann ist es sein Übergewicht. Weitgehend unbeeindruckt von Leichtbaumaßnahmen bringt der offene 2+2-Sitzer selbst ohne Allradantrieb über 2,1 Tonnen auf die Waage. Dieses Gewicht kann auch der potente Achtzylinder und das betont komfortable Luftfederfahrwerk nicht überspielen. Wer die Zügel lässig in den Händen hält und seinem Gasfuß Freiraum gibt, bringt die Räder gerade bei enger werdenden Kurvenradien schnell an ihre Haftungsgrenze.
Die Lenkung müht sich nach Leibeskräften einen perfekten Kompromiss zwischen lässigem Reisekomfort und sportlicher Direktheit zu kreieren. Etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahnoberfläche würde man zumindest bei ambitionierter Gangart wünschen.
Offener Traumwagen
Letztlich werden die meisten Kunden das 5,02 Meter lange Mercedes S-Klasse Cabriolet weder als S 500 noch als AMG-Doppel aus S 63 oder S 65 kaum über kurvenreiche Landstraßen jagen, sondern den schwäbischen Koloss als Traumwagen für alle Tage nutzen, bei dem sich auf Wunsch sogar das Dach öffnen lässt. Das dreilagige Stoffdach schirmt die Außengeräusche zusammen mit der serienmäßigen Doppelverglasung ebenso perfekt ab, wie das S-Klasse Limousine oder Coupé tun.
Das mächtige Stoffdach fährt bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h nahezu lautlos nach hinten oder wieder zurück. Wieso die Mercedes-Designer rund um ihren Kopf Hartmut Sinkwitz die alles andere als nebensächlichen Bedienmodule für das vollelektrische Stoffdach (wahlweise in schwarz, blau, rot oder beige) und das hinter den Fondsitzen ausfahrbare Windschott unter der belederten Mittelarmlehne versteckt haben, mag einem nicht so recht einleuchten. Auch wenn es kalt wird, sorgen neben Windschott, auch Sitz- , Armlehnen- und Lenkradheizung sowie ein Nackenfön für Oben-Ohne-Gefühle.
Viele Extras kosten Extra-Geld
So perfekt der Auftritt des Mercedes Cabriolets auch ist, so sehr überrascht die lückenhafte Serienausstattung. Trotz seines mächtigen Basispreises von 139.051 Euro müssen Annehmlichkeiten wie Sitzklimatisierung (767 Euro), Sitzheizung im Fond (487 Euro), Nappaleder (2046 Euro), Windschott (1178 Euro), Digitalradio (535 Euro), Burmester Soundsystem (ab 1309 Euro) oder Keyless Go (1255 Euro) sehr teuer extra bezahlt werden. Das raubt einem mindestens ebenso den Atem wie der grandiose Reisekomfort - offen wie geschlossen.