Chronik zur ADAC-Affäre Schlagzeilen und Reaktionen des Autoclubs
Der ADAC muss seit dem 13. Januar auf Vorwürfe unterschiedlicher Qualität reagieren - eine Chronologie der Ereignisse.
13. Januar 2014
Der ADAC gibt bekannt, dass die Leser der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" den VW Golf zum "Lieblingsauto der Deutschen" gewählt haben.
14. Januar
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet über Manipulationen bei der Wahl. Es soll nur 3409 Stimmen für den Gewinner gegeben haben. Ein ADAC-Papier hatte dagegen 34.299 Sieger-Stimmen genannt. Der Club weist den Vorwurf zurück, will aber keine Zahlen nennen.
16. Januar
Bei der Feier zur Auszeichnung des VW Golf mit dem "Gelben Engel" spricht Geschäftsführer Karl Obermair von "Unterstellungen und Unwahrheiten" und sieht eine "Schande für den Journalismus".
17. Januar
ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter gesteht laut Obermair die Fälschungen, der Verein geht damit aber zunächst nicht an die Öffentlichkeit. Ramstetter übernimmt die alleinige Verantwortung und legt sein Amt nieder.
19. Januar
Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" räumt der ADAC die Manipulationen ein und bestätigt Ramstetters Abgang. Laut Club wussten Präsidium und Geschäftsführung nichts von Unregelmäßigkeiten.
20. Januar
Ramstetter schönte auch die Jahre zuvor bei der Umfrage zum "Lieblingsauto" die Zahlen, wie Obermair sagt. Weitere personelle Konsequenzen soll es zunächst nicht geben.
21. Januar
ADAC-Präsident Peter Meyer lehnt einen Rücktritt ab. Die Staatsanwaltschaft München untersucht in einer "Vorprüfung", ob Straftatbestände berührt sein könnten.
22. Januar
Meyer verspricht ein Reformprogramm für den ADAC. Er werde der Hauptversammlung Vorschläge für mehr Offenheit, höhere Transparenz und direktere Mitgliedereinbindung machen.
23. Januar
Wegen der frisierten Zahlen beim "Gelben Engel" will sich der ADAC bei Autoherstellern und Zulieferern entschuldigen. Unterdessen prüft das Münchner Amtsgericht, ob der Club mit rund 19 Millionen Mitgliedern künftig den Status eines Vereins haben darf.
24. Januar
Nach Informationen des "Stern" reiste Meyer mit Hubschraubern der ADAC-Luftrettung zu Veranstaltungen. Die Statuten erlauben das "in begründeten Ausnahmefällen", sagt ein ADAC-Sprecher. Es habe in den vergangenen zehn Jahren rund 30 solcher Flüge von Präsidiumsmitgliedern zu offiziellen ADAC-Terminen gegeben.
27. Januar
Die "Bild"-Zeitung berichtet über das Haus eines ADAC-Managers in Bad Homburg. Laut dem Autoclub bewohnt der Geschäftsführer des Regionalclubs Hessen-Thüringen dieses zur Miete. Die Immobilie in gehobener Wohngegend diene dem ADAC als Geldanlage, die monatliche Kaltmiete liege mit 3230 Euro am oberen Rand des ortsüblichen Niveaus.
28. Januar
Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" berichtet, Meyer sei mit einem ADAC-Hubschrauber auch von einem Geschäftstermin nach Hause geflogen. Laut ADAC wurde der Flug 2003 nicht extra für ihn organisiert. Der Helikopter sei ohnehin auf dem Rückweg zu seinem Standort in Bonn gewesen und habe Meyer unterwegs in Essen abgesetzt. Einem Bericht des ZDF-Magazins "Frontal 21" zufolge sollen hochrangige ADAC-Mandatsträger neben ihrem Ehrenamt auch geschäftlich für den Verein tätig geworden sein.
29. Januar
Eine Ex-Managerin des Clubs schickte laut "Bild"-Zeitung den Sohn mit dem ADAC-Flieger in den Badeurlaub. Der ADAC will zum ersten Mal seit 66 Jahren eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen.
30. Januar
Der ADAC prüft Bestechungsvorwürfe im Zusammenhang mit einer Badegewässeruntersuchung in den 1990er Jahren. Der Club reagiert damit auf einen Bericht der "Frankenpost". Demnach sollen Informationen zur Wasserqualität an bestimmten Badestränden jahrelang aus den betroffenen Zielgebieten finanziert und beeinflusst worden sein.
31. Januar
In einem Interview der ADAC-Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" schloss der Präsident des Autoclubs jetzt auch Fälschungen beim Ranking der Fahrzeuge nicht mehr aus. Nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" und des NDR-Magazins "Panorama" drängt der Autoclub seine Pannenhelfer, eigens für den ADAC von der Firma Varta gefertigte Auto-Batterien zu verkaufen. Dafür gebe es eine Prämie. Der Autoclub wies die Vorwürfe zurück.
1. Februar
Der ADAC räumt einen 200.000 Euro umfassenden Werbe-Deal seines Regionalverbands Nordrhein mit der Firma eines ranghohen ADAC-Funktionärs ein. Dabei sei aber "alles klar geregelt" gewesen, versichert eine Sprecherin des Clubs.
3. Februar
Der ADAC geht nach dem Manipulationsskandal bislang von rund 15.000 Kündigungen von Mitgliedern aus. Die Zahl könnte sich aber noch vervielfachen. Denn noch rund 55.000 Kündigungen für dieses Jahr seien noch in Bearbeitung, teilte der ADAC mit.
4. Februar
ADAC-Auslandsgeschäfte: Hunderte türkische Kleinunternehmer beklagen offene Rechnungen in Millionenhöhe laut einem Bericht des TV-Magazins "Report Mainz".
5. Februar
Hat der ADAC auch bei den Reifentests geschummelt? Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete unter Berufung auf einen ehemaligen ranghohen Mitarbeiter eines Reifenherstellers sowie die WDR-Sendung "Servicezeit", die Hersteller hätten vorab erfahren, welches Reifenmodell ADAC und die Stiftung Warentest prüfen wollten. Der ADAC weist die Vorwürfe zurück. Der Club kündigte an, am 10. oder 11. Februar über erste Ergebnisse einer externen Kontrolle zu Manipulationen beim "Gelber Engel" bekanntzugeben.
6. Februar
Laut "Süddeutscher Zeitung" soll der Club bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" auch die Platzierung manipuliert haben. Zudem sollen die Manipulationen auch in den vergangenen Wahlen stattgefunden haben. Ein Sprecher sagt, er könne den Bericht nicht bestätigen. Darauf hin kündigten die Autohersteller BMW, VW und Mercedes an, ihre bislang erhaltenen "Gelben Engel" zurückzugeben.
7. Februar
Der ADAC legt einen Zehn-Punkte-Plan vor, mit dem auf die Missstände im Automobilclub reagiert werden soll. Neben Sofortmaßnahmen - keine Zweckentfremdung von Rettungshubschraubern, doppelte Qualitätskontrolle bei Produkttests und keine Provisionszahlungen bei Batterieverkäufen - soll vor allem eine neue Stelle geschaffen werden, die die überarbeiteten Compliance-Anforderungen durchsetzen soll.
8. Februar
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer stellt in der "Bild" die Kompetenz der ADAC-Führungsriege in Frage: "Das Ausmaß von Filz und Manipulation beim ADAC macht mich sprachlos." Die Sprachlosigkeit währte jedoch nicht lange, forderte Seehofer doch: "Die ADAC-Spitze muss jetzt beweisen, dass sie noch in der Lage ist, das nötige Maß an Aufklärung zu liefern."
10. Februar
Paukenschlag beim ADAC: Präsident Peter Meyer tritt zurück: "Für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften, denen gemäß ADAC Satzung die Besorgung der laufenden Geschäfte obliegt, möchte ich nicht länger alleine verantwortlich gemacht werden" so Meyer.
Der unabhängige Prüfbericht zu den Manipulationen beweist: Die Wahl zum "Gelben Engel 2014" war gefälscht. Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte will nächste Woche bekannt geben, was bei den Untersuchungen zu den Wahlen der Vorjahre herauskam.
12. Februar
Der ADAC plant keinen wirklichen Neuanfang: Nach dem Rücktritt von ADAC-Präsident Peter Meyer soll es bei dem Autoclub vorerst keine weiteren personellen Veränderungen geben. Auch der ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair bleibt weiter im Amt - als "Chefaufklärer". Allerdings holt sich der ADAC den Vorsitzenden von UNICEF Deutschland, Jürgen Heraeus, als Berater ins Haus
14. Februar
Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier (70), wird als Mitglied des Beirates den ADAC bei seinem Reformprozess begleiten. Papier ist damit nach Dr. Jürgen Heraeus der zweite Berater, der dem ADAC in seiner Krise zur Seite stehen soll.
17. Februar
Die Untersuchungen des Wirtschaftsprüfers Deloitte fördern weitere Manipulationen zutage. Offenbar wurde von Anfang an beim "Gelben Engel" geschummelt - also seit 2005. Fest steht, dass von 2009 durch die Manipulationen eine größere Markenvielfalt bei den jeweiligen besten fünf Modellen erreicht wurde - meist zugunsten der deutschen Hersteller.
25. Februar
Dem Abschlussbericht von Deloitte ist zu entnehmen, dass die Wirtschaftsprüfer keine Anhaltspunkte für weitere Manipulationen bei den Wahlen zum "Gelben Engel" finden konnten. Lediglich bei einem Techniktest von "Reiselimousinen" soll der ehemalige ADAC-Kommunikationschef Ramstetter einen Manipulationsversuch unternommen haben.
1. April 2014
Der ehemalige ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter und Ex-Geschäftsführer Karl Obermair geben bekannt, dass sie sich gegen ihre Absetzung juristisch wehren wollen.
14. April 2014
Mitte April meldet der ADAC, dass er sein ramponiertes Image gehörig aufpolieren soll. Eine Imagekampagne soll Mitte weiter verlorenes vertrauen zurückgewinnen.
22. April 2014
Die "Süddeutsche Zeitung" meldet, dass die "Gelben Engel" des ADAC offenbar Kunden mit Mobilitätsgarantie bevorzugt behandelt.
23. April 2014
Neue Vorwürfe werden laut, der ADAC benachteilige Mitglieder bei der Pannenhilfe. Der Club weist die Berichte zurück.
1. Mai 2014
ARD und ZDF kritisieren den ADAC, dass er während des Hauptversammlung am 10. Mai in Saarbrücken keine Film- und Tonaufnahmen zulassen will.
3. Mai 2014
Die "WirtschaftsWoche" berichtet, der ADAC prüfe den Rückzug aus dem erst vor wenigen Monaten gestarteten Fernbus-Unternehmen mit der Deutschen Post.
7. Mai 2014
In einem Interview erklärt ADAC-Präsident August Markl, der ADAC wolle künftig wieder die Interessen der Mitglieder in den Mittelpunkt stellen.
8. Mai 2014
Vor der Hauptversammlung in Saarbrücken erklärt Beiratschef Heraeus, der ADAC brauche tiefgreifende Reformen. Er sehe aber die Bereitschaft der Verantwortlichen, das auch anzupacken.
10. Mai 2014
Die Delegierten des ADAC billigen in Saarbrücken einmütig die Reformpläne der Führung. In den kommenden Monaten sollen Arbeitsgruppen Details erarbeiten.
2. Juni 2014
Martin Kunz wird neuer Chefredakteur des ADAC-Mitgliedermagazins "Motorwelt". Der frühere Chefredakteur Michael Ramstetter hatte nach der Affäre um Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" seinen Hut nehmen müssen.
30. Juni 2014
Im Zuge seiner zu Jahresbeginn losgetretenen Skandalserie verlor der Autoclub 320.000 Mitglieder. Im gleichen Zeitraum seien allerdings auch 370.000 neue Mitglieder aufgenommen worden, teilt der ADAC bei der Vorlage der Bilanz für 2013 mit.
1. Dezember 2014
Der ADAC hat sich mit seinem ehemaligen Pressesprecher außergerichtlich geeinigt. Zum Vereinsstatus will Amtsgericht München noch in diesem Jahr eine Entscheidung verkünden.
6. Dezember 2014
Eine außerordentliche Hauptversammlung billigte einstimmig ein entsprechendes Reformprogramm, das nun schrittweise umgesetzt werden soll. Es sieht eine strikte Trennung von Pannenhilfe und kommerziellen Aktivitäten vor. Der krisengeschüttelte ADAC will sich auf seine Wurzeln als Mitgliedergemeinschaft zurückbesinnen und künftig in erster Linie um Serviceleistungen für Kraftfahrer kümmern. Die wirtschaftlichen Tätigkeiten und das Firmengeflecht des Autoclubs sollen in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert werden, damit der ADAC seinen steuermindernden Status als eingetragener Verein behalten kann.
26. Februar 2015
Verdacht der Untreue bei einem Topmanager: Knapp ein Jahr nach dem Beginn des ADAC-Skandals berichtet die "Süddeutsche Zeitung" über einen Manager des Autoclubs, der über Jahre hinweg in die eigene Tasche gewirtschaftet haben soll. Gegen die zwei ehemaligen Mitarbeiter stellte der Club Strafanzeige.
08. Juli
Der ADAC-Vizepräsident und Schatzmeister Klaus-Peter Reimer tritt überraschend von allen Ämtern zurück. Der 62-jährige Chef des großen ADAC-Regionalclubs Westfalen soll millionenschwere Bauaufträge in seiner Heimat nicht korrekt vergeben haben.