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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Dermatologe gibt Tipps Was gegen Schuppenflechte auf der Kopfhaut hilft
Juckende, schuppende Kopfhaut: Bei etwa der Hälfte aller Patienten mit einer Schuppenflechte ist die Kopfhaut betroffen. Ein Hautarzt erklärt, was hilft.
Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist weitverbreitet: Etwa zwei von 100 Menschen sind von der chronischen Hauterkrankung betroffen. Etwa die Hälfte der Betroffenen leidet unter einem Befall der Kopfhaut. Hier treten nicht nur typische Beschwerden wie ständiges Kratzen und rötliche, schuppende Stellen auf, sondern die Flechte ist auch gut sichtbar. Das macht die Erkrankung für die Betroffenen noch unangenehmer.
Wie Sie Schuppenflechte auf der Kopfhaut (Psoriasis capitis) erkennen und welche Behandlung hilft, erklärt Dr. Ralph von Kiedrowski, Hautarzt und Präsident des Berufsverbandes Deutscher Dermatologen e. V. (BVDD), im Interview mit t-online.
t-online: Was ist die Ursache von Schuppenflechte auf der Kopfhaut?
Dr. von Kiedrowski: Die Psoriasis, also die Schuppenflechte auf der Haut, hat ihre Ursache in einer erblichen Veranlagung. Nicht jeder, der diese genetische Disposition in sich trägt, entwickelt eine Schuppenflechte. Es sind bestimmte Auslöse-Trigger, die zum Ausbruch der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit führen. Das können allgemeine Entzündungen – etwa der Mandeln – Operationen, aber auch Stress oder bestimmte Arzneimittel sein. Also Faktoren, welche das Immunsystem aktivieren. Hinter der Schuppenflechte steckt eine Hochregulierung des Immunsystems.
Was passiert infolge der falschen Immunantwort bei Psoriasis mit der Haut?
Das Immunsystem stuft Hautzellen fälschlicherweise als fremd ein und greift diese an. Jeder Hautbereich kann von Psoriasis betroffen sein. Häufig bilden sich die Plaques an den Streckseiten der Gelenke. Bei Schuppenflechte auf der Kopfhaut ist die Kopfhaut betroffen. Die Abwehrreaktion des fehlgeleiteten Immunsystems führt dazu, dass die Hautzellen der Kopfhaut zu früh abgestoßen werden. Bei gesunder Haut erneuern sich Hautzellen innerhalb von vier Wochen. Bei Psoriasis ist dieser Vorgang stark beschleunigt – und vollzieht sich in nur drei bis vier Tagen.
Was sind klassische Symptome der Schuppenflechte auf der Kopfhaut?
Die unreifen, abgestoßenen Hautzellen zeigen sich bei Schuppenflechte auf der Kopfhaut als glänzende Schuppung. Der betroffene Hautbereich ist verhärtet, verdickt und scharfrandig von der gesunden Haut abgegrenzt. Durch die gesteigerte Gefäßneubildung entstehen zudem Rötungen. Die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen in der Haut führt oftmals zu Juckreiz und Entzündungen. Kratzen führt häufig zu neuen Herden (Köbner Phänomen).
Dr. med. Ralph von Kiedrowski ist Hautarzt und Präsident des Berufsverbandes Deutscher Dermatologen e. V. (BVDD). Ein Behandlungsschwerpunkt des Dermatologen ist die Schuppenflechte (Psoriasis). In seiner dermatologischen Spezial- und Schwerpunktpraxis behandelt der Hautarzt unter anderem Dauerpatienten mit schweren Erkrankungen aus dem Formenkreis der Psoriasis und der Neurodermitis.
Wie wirkt sich die Schuppenflechte auf der Kopfhaut auf das Haarwachstum aus?
Die Haarwurzel selbst ist von der Schuppenflechte nicht betroffen. Das Haarwachstum wird von der Psoriasis nicht beeinflusst. Was aber häufig auftritt, sind haarfreie Stellen aufgrund der starken Hautverdickung. Das Haar schafft es nicht, die Schuppenplaques zu durchbrechen. Das Haarwachstum ist an dieser Stelle vermindert. Irritationen durch Kratzen oder der Versuch, die Schuppung zu lösen, können Haarbruch begünstigen. Es handelt sich aber nicht um klassischen Haarausfall, auch wenn die Behaarung des Kopfes stark beeinträchtigt sein kann.
Ist Schuppenflechte auf der Kopfhaut heilbar?
Ist die Schuppenflechte einmal zutage getreten, ist es in der Regel so, dass die Plaquebildung auf der Haut immer wieder als Schub oder als dauerhafte Erkrankung auftritt. Heilbar ist die Schuppenflechte nicht, sie lässt sich in der Regel aber gut behandeln. Manche Patienten sind durch die Behandlung der Schuppenflechte auch auf der Kopfhaut komplett beschwerdefrei.
- Therapie: Das kann gegen Schuppenflechte helfen
Wie wird Schuppenflechte auf der Kopfhaut behandelt?
Die Behandlung von Schuppenflechte auf der Kopfhaut gestaltet sich aufgrund der Haare deutlich schwieriger als an anderen Körperstellen. Das Medikament muss die Kopfhaut erreichen und sollte nicht großflächig, sondern gezielt aufgetragen werden. Meist kommen Kortison-Tinkturen zur Anwendung, welche die Hauterneuerung regulieren, aber auch Schäume oder spezielle Trockenshampoos stehen zur Verfügung. Die Medikamente gegen Schuppenflechte sind zwar zur Daueranwendung geeignet, sollten aber dennoch so wenig wie möglich aufgetragen werden.
Ebenfalls Teil der Therapie kann ein Aufweichen und sanftes Ablösen der Plaques sein. Das kann beispielsweise mit Salicylsäure-Ölen geschehen. Der Nachteil ist, dass das Öl wieder ausgewaschen werden muss – was die Haut austrocknet.
Welche Pflege braucht die Kopfhaut bei Schuppenflechte?
Bei Schuppenflechte auf der Kopfhaut gilt: Weniger ist mehr. Betroffene sollten ein mildes, rückfettendes Shampoo ohne Zusätze wie Alkohol, Duftstoffe und Silikone nutzen. Die Haare nur bei Bedarf waschen, um die Haut nicht unnötig auszutrocknen.
Empfehlenswert ist es zudem, die Haare möglichst an der Luft trocknen zu lassen. Auf Gele, Wachse, Haarspray sowie aufs Haarefärben sollten Betroffene zumindest im akuten Schub verzichten, um die Kopfhaut nicht unnötig zu reizen. Von Hausmitteln gegen Schuppenflechte wie Essig oder Salzlösungen ist abzuraten. Die Haut wird stark gereizt – was einen erneuten Schub fördern kann.
Herr Dr. von Kiedrowski, wir danken Ihnen für das Gespräch!
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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