Tumoren und Zysten Knotige Veränderungen in der Brust: Ist es Krebs?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Eine knotige Veränderung in der Brust beim Selbstabtasten, ein auffälliger Befund beim Ultraschall oder bei der Mammografie macht den meisten Frauen Angst.
Meistens besteht kein Grund zur Panik. Denn: Häufig sind Gewebeveränderungen in der Brust gutartig. Welche gutartigen knotigen Gewebsverdichtungen oft für Beunruhigung sorgen.
Was bedeuten knotige Veränderungen?
Ertasten Frauen unter der Dusche plötzlich eine Gewebsveränderung in der Brust oder zeigt die Früherkennungsuntersuchung einen auffälligen Befund, sind Frauen alarmiert. Spricht der Arzt oder die Ärztin gar von Tumor, verspüren viele Angst. Doch der Begriff "Tumor" bedeutet nicht zwingend bösartig. Als Tumor bezeichnen Ärzte jeden Knoten – unabhängig, ob er gut- oder bösartig ist.
"Einen Tumor in der Brust zu haben, bedeutet nicht zwangsläufig, an Brustkrebs erkrankt zu sein. Es braucht weiterführende Untersuchungen, um eine gesicherte Diagnose stellen zu können", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. "Die meisten auffälligen Befunde sind gutartig, nur ein geringer Teil bösartig."
Welche gutartigen Tumoren in der Brust gibt es?
Es gibt verschiedene Ursachen, warum sich knotige Gewebeverdichtungen in der Brust bilden. Die häufigste Ursache sind zyklusbedingte Veränderungen im Gewebe. Besonders kurz vor der Periode ertasten Frauen oftmals Verdichtungen in der Brust. Diese verschwinden im kommenden Zyklus meist wieder.
"Frauen, die regelmäßig ihre Brust abtasten, bekommen ein gutes Gefühl dafür, wie sich ihr Brustgewebe im Verlauf des Zyklus anfühlt und sind durch zyklusbedingte Veränderungen weniger beunruhigt", sagt Weg-Remers.
Einmal im Monat: Wie die Brust richtig abtasten?
Frauen wird empfohlen, einmal im Monat ihre Brust abzutasten – möglichst eine Woche nach dem Beginn der letzten Periode. Dann ist das Brustgewebe besonders weich und Veränderungen lassen sich leichter fühlen. Die Krebsexpertin rät, die Brust unter der Dusche abzutasten. Wasser und Duschgel erleichtern das Gleiten über die Haut und die Wärme entspannt das Gewebe zusätzlich.
"Lassen Sie knotige Veränderungen immer ärztlich abklären, wenn sie sich im Laufe des Zyklus nicht zurückbilden", betont Weg-Remers. "In eine gynäkologische Praxis sollten Sie auch dann gehen, wenn Sie Veränderungen der Brustwarzen, etwa Einziehungen und Einsenkungen, Sekret-Absonderungen oder Entzündungen feststellen, einen neu auftretenden Brustgrößenunterschied bemerken oder Hautauffälligkeiten wie Großporigkeit oder Rötungen sowie Schwellungen in der Achselhöhle wahrnehmen."
Lipome, Fibroadenome und Zysten: die Unterschiede
Neben den zyklusbedingten Gewebeveränderungen in der Brust können sich weitere, knotig tastbare Veränderungen im Brustgewebe entwickeln. Experten unterscheiden unter anderem Lipome, Fibroadenome und flüssigkeitsgefüllte Zysten. Bei Lipomen handelt es sich um gutartige Fettgeschwülste, Fibroadenome – die häufigsten gutartigen Tumoren der Brust – bilden sich aus Drüsen- und Bindegewebe und sind ebenfalls gutartig.
Ebenfalls häufig sind flüssigkeitsgefüllte Zysten im Brustgewebe. Dabei handelt es sich um eine gutartige Gewebekapsel, welche mit Flüssigkeit gefüllt ist. Auch sie kann sich von selbst wieder zurückbilden. Der Vorteil von Zysten ist: In der Regel kann der Gynäkologe oder die Gynäkologin bereits bei der Ultraschalluntersuchung erkennen, dass die Veränderung gutartig ist und Entwarnung geben.
"Ein weiteres Beispiel für eine gutartige Gewebeveränderung der Brust sind Milchgangspapillome. Dies sind knotige Veränderungen in den Milchgängen. Eine plötzliche Flüssigkeitsabsonderung aus der Brustwarze deutet auf ein Papillom hin. Papillome sind primär gutartig. Da sie aber gemeinsam mit Brustkrebs auftreten können und auch bei Brustkrebs Flüssigkeitsabsonderungen aus der Brust möglich sind, ist eine Brustuntersuchung bei Sekretbildung dringend anzuraten", betont Weg-Remers.
Zur Person
Frau Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet.
Fibrozystische Mastopathie – mehr als nur ein Knoten
Ebenfalls häufig tritt bei Frauen die fibrozystische Mastopathie auf. Dann haben sich aufgrund einer gutartigen Gewebevermehrung in der Brust Schwellungen sowie Knoten und Zysten gebildet. Das Brustgewebe ist entsprechend härter und knotiger und kann schmerzen und berührungsempfindlich sein.
Auch kann es zu Sekretabsonderungen aus der Brustwarze kommen. Die fibrozystische Mastopathie tritt im gebärfähigen Alter auf: Schätzungen zufolge sind etwa 50 Prozent der Frauen ab 30 Jahren betroffen. Tastbar ist die gutartige Veränderung der Brust durch etwa kirschkerngroße, verschiebbare und gut abgrenzbare Knoten – meist in beiden Brüsten.
"Aufgrund der ausgeprägten Gewebeveränderung bei fibrozystischer Mastopathie ist es nicht immer leicht, im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen bösartige Wucherungen zu erkennen. Zur Abklärung kann eine Biopsie notwendig werden. Im Labor wird das entnommene Gewebestück dann auf Krebszellen hin untersucht", sagt die Krebsexpertin.
Carcinoma in situ: Krebsvorstufe in der Brust
Möglich ist auch, dass sich ein Knoten in der Brust als Krebsvorstufe oder frühe Form von Krebs erweist. Experten sprechen dann von einem sogenannten Carcinoma in situ, kurz CIS. Diese ist noch nicht in das umliegende Gewebe hineingewachsen und hat auch nicht metastasiert, also keine Tochtergeschwulste im Körper gebildet. Wird ein Carcinoma in situ bei einer gesunden Frau vollständig entfernt, gilt diese als geheilt.
"Weitere Untersuchungen sowie eine Gewebeentnahme werden bei auffälligen Befunden in der Brust dann durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine mögliche Bösartigkeit des veränderten Gewebes besteht. Die weiteren Behandlungsschritte und ob im Folgenden Gewebe entfernt werden muss, bespricht der behandelnde Arzt oder die Ärztin mit der betroffenen Frau", sagt Weg-Remers.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- krebsinformationsdienst.de: "Was ist Brustkrebs?": Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 15. Juni 2023)
- krebsinformationsdienst.de: "Gutartige Veränderungen in der Brust": Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 20. November 2017)
- gesundheitsinformation.de: "Brustkrebs". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 9. März 2022)
- gesundheit.gv.at: "Veränderungen der Brust". Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (Stand: 2. Juni 2023)
- frauenaerzte-im-netz.de: "Gutartige Neubildungen der Brustdrüse: Fibroadenome, Milchgangspapillome". Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (Stand: Aufgerufen am 28. September 2023)
- frauenaerzte-im-netz.de: "Mastopathie – Schwellungen, Knoten, Zysten". Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (Stand: Aufgerufen am 28. September 2023)
- aerzteblatt.de: "Benigne Erkrankungen der weiblichen Brust". Online-Information des Deutschen Ärzteblatts. (Stand: 2019)
- krebsgesellschaft.de: "Brustkrebs – Der auffällige Befund". Online-Information der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 28. September 2023)