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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verspannter Nacken Wann sind Nackenschmerzen gefährlich?
Akute Nackenschmerzen plagen viele Menschen. Nicht immer sind die Ursachen ungefährlich. Wie Sie harmlose von ernsten Nackenschmerzen unterscheiden.
Akute Nackenschmerzen sind oft auf stressbedingte Verspannungen der Nackenmuskulatur zurückzuführen. Auch eine ungünstige Körperhaltung, etwa lange Schreibtischarbeit, begünstigt Nackenschmerzen. Manchmal jedoch können ernstere Auslöser hinter den Beschwerden stecken. Ein Orthopäde verrät, wann Sie mit Nackenschmerzen rasch zum Arzt gehen sollten.
Nackenschmerzen: eine Volkskrankheit
Nackenschmerzen sind weit verbreitet – die Auslöser meist harmlos: "Nackenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Schätzungen zufolge hat jeder Zweite mindestens einmal im Leben Schmerzen im Nacken. Bewegungsmangel, Fehlbelastungen, Fehlhaltungen wie langes Sitzen am Bildschirm sowie Stress sind die häufigsten Ursachen", sagt der Orthopäde und Unfallchirurg Professor Bernd Kladny.
Zur Person
Professor Dr. Bernd Kladny ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der m&i-Fachklinik Herzogenaurach.
Ebenso ist laut dem Experten lange Handynutzung ein Problem: Werde der Kopf nach vorne geneigt, werde durch die Hebelverhältnisse leicht ein Gewicht von bis zu 20 Kilogramm erreicht. Für die Nackenmuskulatur ist das eine echte Herausforderung.
Verspannte Nackenmuskulatur lösen: Bewegung und Wärme
Sind die Nackenschmerzen auf Verspannungen und Verkrampfungen der Nackenmuskeln zurückzuführen, lassen sich diese durch regelmäßige Lockerungs-, Dehn- und Kräftigungsübungen meist verbessern. Wärme, etwa in Form von Wärmepflastern, Wärmesalben oder einer Rotlichtlampe, unterstützt die Schmerzlinderung und fördert die Beweglichkeit.
Bei starken Schmerzen können in der Akutphase ergänzend entzündungshemmende Schmerzmittel helfen, etwa mit dem Wirkstoff Ibuprofen. Dabei sollten Betroffene darauf achten, die tägliche Maximaldosis nicht zu überschreiten. Wer bereits andere Medikamente nehmen muss, sollte die Einnahme von Schmerzmitteln mit dem Arzt abklären. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) rät, Schmerzmittel ohne ärztlichen Rat nicht häufiger als zehnmal im Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander einzunehmen.
Verspannten Nacken schonen? Besser nicht
Bei verspannten Nackenmuskeln braucht es sanfte Bewegungen und Dehnung, damit sich die Muskeln wieder lockern können. Weitere Überlastung sollte vermieden werden, aber: Schonung wäre dem Orthopäden zufolge kontraproduktiv. Sie würde die Beschwerden verschlimmern. Bereits nach wenigen Tagen lasse sich mithilfe von Bewegung meist eine Verbesserung feststellen.
"Recken, Strecken und Dehnen ist ebenso wohltuend wie das Kreisen von Schultern und Kopf. Wichtig ist, dass Sie vorsichtig und achtsam üben und nicht über Ihre Schmerzgrenze hinausgehen", rät Kladny. "Halten die Beschwerden länger als zwei Wochen an, sollten Betroffene zum Arzt gehen und die Ursache klären lassen. Meist kann bei Verspannungen gezielte Physiotherapie helfen, Beweglichkeit und Schmerzfreiheit zurückzubringen."
Wann Nackenschmerzen gefährlich sein können
Nur sehr selten weisen Nackenschmerzen auf eine ernsthafte Erkrankung oder einen Notfall hin. Rasch abgeklärt werden sollten Nackenschmerzen dem Experten zufolge, wenn folgende Begleitsymptome auftreten:
- starke Schmerzen
- Bewegungseinschränkungen bis hin zur Genickstarre
- starke Kopfschmerzen
- Schwindel
- Sehstörungen
- Übelkeit oder Erbrechen
- andauerndes Kribbeln in den Händen oder Beinen
- Schwäche in Armen und Beinen
- Gleichgewichtsstörungen
- Lähmungserscheinungen
- Fieber oder Schüttelfrost
- Kontrollverlust beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
"Die Ursachen von Nackenschmerzen können vielfältig sein und beispielsweise von Verschleiß oder einem Bandscheibenvorfall bis hin zu einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung reichen. Daher sollten Nackenschmerzen, die plötzlich und zusammen mit den genannten Symptomen auftreten, immer zügig ärztlich untersucht werden. Schnelle ärztliche Hilfe ist auch dann wichtig, wenn die Nackenschmerzen Folge eines Unfalls sind", betont Kladny.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview
- gesund.bund.de: "Nackenschmerzen". Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit (Stand: 9.6.2023)
- gesundheitsinformation.de: "Nackenschmerzen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Stand: 16.11. 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Was tun bei unspezifischen Nackenschmerzen?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Stand: 16.11.2022)
- gesundheit.gv.at: "Nackenschmerzen". Online-Information des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs (Stand: 14.12.2021)
- rki.de: "Prävalenz von Rücken- und Nackenschmerzen in Deutschland. Ergebnisse der Krankheitslast-Studie BURDEN 2020 - Journal of Health Monitoring S3/2021". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI) (Stand: 2021)
- abda.de: "Schmerzmittel in der Selbstmedikation nicht immer unkompliziert". Pressemeldung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) (Stand: 23.7.2020)
- degam.de: "DEGAM S1-Handlungsempfehlung Nackenschmerzen". Kurzversion (PDF) publiziert von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 053-007 (Stand: Juni 2016)