Rum-Sorten im Test Der beste Rum ist so gut wie Whisky
Rum so gut wie ein edler Whisky – geht das? Das geht. Noch ist der alte Piraten-Drink ein Geheimtipp zu angenehm günstigen Preisen. t-online.de hat im großen Redaktionstest 2016 zehn edle Sorten probiert. Wir stellen Ihnen daraus unsere drei Lieblings-Rumsorten vor, die Sie unbedingt probieren sollten.
Es ist die Wiederentdeckung eines uralten Drinks. In der Bar-Szene ist Rum auf dem Vormarsch. Doch es gibt noch viel zu tun, viele Genießer assoziieren Rum zu Unrecht nur mit Stroh-Rum, den die Oma in den Rührkuchen kippt. Erst seit wenigen Jahren kreieren die Master-Blender Spirits auf höchstem Level, die auch pur getrunken werden.
Rum so gut wie Whisky
Auch unsere Tester-Gruppe zeigte sich überwiegend positiv überrascht. Das Ergebnis: Älter ist besser, je komplizierter der Ausbau, desto größer der Genuss. Und mancher Rum kann durchaus mit einem guten Single Malt mithalten.
Die drei Sieger
Zwei Abräumer stammen aus Guatemala: Gold ging an den Zacapa23 von Master Blenderin Lorena Vazquez. Der tolle Trunk besteht aus Bränden, die sechs bis 23 Jahre alt sind. Sie werden im Hochland in 2300 Metern gelagert – und zwar erst in ex-Whiskey-Fässern, dann in Sherry-Barrels (Pedro Ximenez) und letztlich noch einmal in Cognac-Casks.
Vazquez setzte sich selbst die Krone auf und holte noch Bronze mit dem ZacapaReserva Limitada 2014. Die veredelte Version des Zacapa23 wird noch zusätzlich mindestens ein halbes Jahr im Bourbon-Fass und erneut im Sherry-Barrel gelagert. Ein fulminanter Rum – ein Single Malt in dieser handwerklichen Qualität kostet mindestens das Doppelte!
Dazwischen schob sich der Malecon Imperial 25 aus Panama – er überzeugte mit seinem biblischen Alter und leicht erdigem Einschlag, den er durch die Lagerung in Höhlen erhält. Für ca. 50 Euro ein Preis-Leistungswunder. Damit zeigt sich: Einige lange gereifte Rum-Sorten sind guten Whiskys ebenbürtig. Unser Experte Chris Pepper war angetan und urteilte: "Eine erstaunliche Vielfalt an Aromen."
Super Preis-Leistungsverhältnis
Hochwertiger Rum ist voll und rund, die Wucht im Glas. Er entfaltet ein Aroma nach Toffee und Karamell, das selbst in einem Glas mit großer Öffnung nicht zu bändigen ist. Wer bei Whisky auf einen alten Glenmorangie oder Macallan steht oder auf japanischen Yamazaki, der sollte unbedingt mal einen lange gereiften Rum probieren. Zudem passt ein kräftiger Rum wegen seiner Süße ideal zu einer Zigarre – der Karibik-Drink boxt sich den Weg stärker frei als ein feiner Speyside-Whisky, Cognac oder Armagnac, und bietet einen interessanteren Kontrast zum bitteren Tabak.
Aber: Wer auf kernigen Whisky schwört, der wird von Rum nicht zu überzeugen sein. Denn der Brand aus der Karibik bietet zwar durchaus Geschmacksnuancen – mal fruchtig und herber, mal wie ein Weihnachtskuchen im Glas, mal kräftiger nach Kräutern. Aber eben nie torfig oder rauchig wie ein Ardbeg oder Lagavulin von der schottischen Insel Islay. Wir hatten zwei eingefleischte Torf-Trinker in der Gruppe, die auch die skeptischsten Wertungen abgaben.
Getränk der Piraten und Seeleute
Offenbar schafft die uralte Spirituose Rum jetzt ein Comeback: Schon im 15. Jahrhundert berichteten spanische Seefahrer über den Brand der Freibeuter. Der Ursprung des Wortes Rum ist wahrscheinlich der altmodische englische Begriff "rumbullion", was Aufruhr oder Tumult bedeutet. Der Aufstand setzte wohl ein, wenn Piraten oder Matrosen nicht subito ihre Ration Rum bekamen. Die britische Royal Navy spendierte ihren Seeleuten eine Tasse pro Tag. Seit 1740 erhielten die britischen Matrosen den Rum im Verhältnis 1:4 vermischt mit heißem Wasser – so entstand der Grog, der mit einem Schuss Limettensaft auch gegen Skorbut half. Diese Rum-Tradition hielt bis 1970 an.
Auch die Spanier wussten den "Ron" und die Franzosen den "Rhum" aus ihren Übersee-Kolonien zu schätzen. Flensburg ist übrigens die deutsche Rum-Metropole, weil die damals dänische Stadt im 18. Jahrhundert Sitz der dänischen Westindien-Flotte war.
Deutscher Rum ist aber meist Verschnitt mit nur mindestens fünf Prozent echtem Rum, der mit Industrie-Alkohol aufgesplittet und mit Wasser verdünnt wird. Der Ursprung dieser Unsitte waren die einst hohen Importzölle auf Rum. Kunst- oder Inländer-Rum enthält sogar Rum-Aromen.
Die Anbaugebiete
Künstliche Hilfe braucht Karibik-Rum gar nicht, denn es gibt tausende Zuckerrohr-Arten. Rum gibt es auf Kuba, Jamaika oder Belize, auf Mauritius und Panama. Das Anbaugebiet ist riesig, entsprechend vielfältig ist der Einfluss der klimatischen Faktoren, genau wie bei Zigarren; Rum schmeckt immer einen Ticken anders, obwohl er meist aus Zuckerrohr-Melasse, selten aus Zuckerrohr-Saft hergestellt wird.
Fazit: Rum in Top-Qualität muss sich hinter hochwertigem Single Malt nicht verstecken. Der Gastgeber der Testrunde und Chef des "Whisky-Koch" in Darmstadt, Chris Pepper, hat sogar einst aus Jux einen Rum in ein Whisky-Tasting eingebaut – "die Sache schmeckte gut und irgendwie anders, aber keiner kam darauf, dass es Rum ist." Was im aktuellen Whisky-Boom doch wirklich ein Kompliment ist.
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