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Hausstaubmilben: Minitablette Acarizax hilft bei Allergie


Kleiner als ein Centstück
Neue Waffe gegen Hausstauballergie

Susanne Reininger

Aktualisiert am 17.03.2016Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Neue Waffe gegen Hausstauballergie in TablettenformVergrößern des Bildes
Neue Waffe gegen Hausstauballergie in Tablettenform (Quelle: /Alk/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Hoffnung für Hausstauballergiker: Statt einer langwierigen Immuntherapie mit Spritzen können nun Tabletten Linderung verschaffen. Derzeit läuft in deutschen Arztpraxen eine Zwei-Jahres-Studie. Dort wird dokumentiert, wie sicher und verträglich das Medikament ist. Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen.

Das Präparat trägt den Namen "Acarizax" und ist die bislang erste Immuntherapie in Tablettenform. Sie wurde vom dänischen Pharmaunternehmen "Alk Abelló" entwickelt, das auf Allergie-Immuntherapien und entsprechende Präparate spezialisiert ist. Eine Packung enthält 90 Tabletten und kostet für Selbstzahler knapp 300 Euro – mit Kassenrezept fallen lediglich zehn Euro an.

Einfache Auflösung

Die sogenannte Schmelztablette ist kleiner als ein Centstück und sollte einmal täglich eingenommen werden. Man legt sie einfach unter die Zunge, wo sie sich innerhalb von 30 Sekunden auflöst. So wird der Wirkstoff über die Mundschleimhaut aufgenommen. Der Patient darf etwa eine Minute lang nicht schlucken und während der folgenden fünf Minuten nichts essen oder trinken. Damit man mit dem Arzt mögliche Nebenwirkungen besprechen kann, soll die erste Acarizax-Tablette in der Praxis eingenommen werden und der Proband 30 Minuten unter medizinischer Beobachtung bleiben.

Anwendungsstudie bis Ende 2017

Im Oktober 2015 hat das Paul-Ehrlich-Institut im hessischen Langen dem Präparat für den deutschen Markt eine Zulassung erteilt. Seit Mitte Januar läuft eine "Nicht-interventionelle Studie zur Allergie-Immuntherapie bei erwachsenen Patienten mit Hausstaubmilbenallergie". Die Anwendungsbeobachtung dauert zwei Jahre und soll die "Sicherheit und Verträglichkeit bei Erwachsenen in der Praxisroutine" überprüfen. Bundesweit beteiligen sich 850 Facharztpraxen für Allergologie mit rund 2500 Patienten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren an der Studie.

Nicht ohne Nebenwirkungen

Nach einer für die Zulassung relevanten Studie, der sogenannten MITRA-Studie, liegen für die Behandlung mit Acarizax Wirksamkeitsdaten für einen Zeitraum von 18 Monaten vor. Die Langzeitwirkung wurde nicht untersucht. Aus den Studien sind folgende, als "sehr häufig" bis "häufig" gekennzeichnete Nebenwirkungen bekannt: Entzündung der Nase und des Rachens, Juckreiz im Mund, Mundödem, Juckreiz der Augen und Ohren, Beschwerden im Brustraum, Bauchschmerzen und Unwohlsein. Die beschriebenen Nebenwirkungen verschwanden oder verringerten sich nach ein bis drei Monaten.

Keine Einnahme bei Krebs

In folgenden Fällen dürfen die Tabletten nicht eingenommen werden: Bei Erkältung, akutem Asthma, bei einer Erkrankung des Immunsystems, bei Krebs sowie bei Wunden und Entzündungen im Mund oder wenn vor kurzem ein Zahn gezogen wurde.

Eventuelle Probleme bei Fischallergie?

Das Präparat enthält einen Allergenextrakt aus Hausstaubmilben. Weitere Bestandteile sind Natriumhydroxid, Mannitol und aus Fisch gewonnene Gelatine. Auch wenn Acarizax Spuren von Fischproteinen enthalten kann, weisen die Daten "nicht auf ein erhöhtes Risiko für allergische Reaktionen bei Patienten mit Fischallergie auf", heißt es in der finalen Version des Beobachtungsplans vom deutschen Alk-Abelló-Ableger in Hamburg.

Milbenkot verursacht allergische Leiden

Hausstaubmilben sind weltweit eine der häufigsten Ursachen für Allergien. In Deutschland leiden mehr als 14 Millionen Menschen unter einer Hausstauballergie. Doch sie wird nicht durch Staub, sondern durch die Ausscheidungen der darin lebenden Milben ausgelöst. Milben gehören zu den Spinnentieren, sie sind deren artenreichste Gruppe. Sie ernähren sich von abgelösten Hautschuppen – und davon finden sich reichliche in Betten und auf Matratzen.

Leidiges Übel im Haushalt

Laut Statistik verliert der Mensch täglich über ein Gramm Hautschuppen. Meist im Schlaf produziert er so reichlich Futter für die Spinnentierchen und ihren Verdauungshelfer, einem Schimmelpilz (Aspergillus repens). Dieser befindet sich auf dem Rücken der Milben und verdauen die Hauthäppchen für die Milben vor. Diese scheiden die „Convenience“-Kost wieder als Kot aus. Er kann die als Hausstauballergie bekannte Überreaktion des Immunsystems auslösen: Tränende Augen, Schnupfen und in schweren Fällen allergisches Asthma und Atemnot. Hausstaubmilben übertragen jedoch weder Krankheiten, noch haben sie etwas mit mangelnder Hygiene zu tun – sie sind ein natürlicher Mitbewohner in Haushalten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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