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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nipah-Ausbruch in Indien Das sind die gefährlichsten Viren der Welt
In Indien gab es einen Ausbruch des tödlichen Nipah-Virus mit bislang zwei Opfern. Eine Liste offenbart die gefährlichsten Arten von Viren.
Viren umgeben uns täglich und überall. Die meisten von ihnen sind für uns ungefährlich, doch die Infektion mit einigen von ihnen kann schwere Krankheiten auslösen und sogar zum Tode führen. Einige dieser Krankheitserreger haben das Potenzial, Epidemien oder sogar Pandemien auszulösen.
In Indien hat es jetzt einen Ausbruch des gefährlichen Nipahvirus gegeben. Es sind nach offiziellen Angaben bereits zwei Menschen gestorben, drei weitere seien positiv getestet worden.
Doch das Nipahvirus ist nicht das einzige gefährliche Virus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Liste derjenigen Viren erstellt, die "aufgrund ihres epidemischen Potenzials das größte Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen" und/ oder gegen die es "keine oder unzureichende Gegenmaßnahmen gibt".
Ziel ist es, die Forschung an diesen Krankheitserregern und Notfallpläne für den Fall eines Ausbruchs zu priorisieren. t-online erklärt die gefährlichsten Viren der Welt.
Covid-19
SARS-CoV2 (eine Infektion mit einem Coronavirus) wurde 2019 erstmals in der chinesischen Stadt Wuhan beschrieben. Am 31. Januar 2020 rief die WHO aufgrund des Virus die "Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite" aus. Sie endete offiziell am 5. Mai 2023.
Mindestens 20 Millionen Menschen weltweit starben nach einer Infektion mit dem Virus. Die häufigsten Todesursachen waren Lungen- und Multiorganversagen, aber auch septische Schocks und Thrombosen bis hin zu Schlaganfällen traten auf. Seit Ende 2020 gibt es Impfstoffe gegen Covid-19.
Krim-Kongo-Fieber
Beim Krim-Kongo-Fieber handelt es sich um eine durch Bunyaviren verursachte Erkrankung. Sie kommt in Süd-Ost-Europa, im Mittleren Osten sowie in vielen Ländern Asiens und Afrikas vor und wird vorrangig von Hyalomma-Zecken übertragen.
Auch eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist möglich. Immer wird von Ausbrüchen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen berichtet. Die Symptome sind hohes Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen und Erbrechen, später kommen Hautausschläge und Blutungen hinzu. Die Sterblichkeit liegt bei bis zu 50 Prozent. Eine Impfung ist derzeit nicht möglich.
Ebola- und Marburg-Virus
Ebola- und Marburg-Viren sind sogenannte Filoviren. Sie gelten als hochgradig ansteckend und werden durch Kontakt mit den Körperflüssigkeiten von Erkrankten oder Verstorbenen übertragen. Eine Infektion verursacht Blutungen und Organfunktionsstörungen und führt in bis zu 90 Prozent der Fälle zum Tod.
Bei beiden Viren wurde der ursprüngliche tierische Wirt noch nicht genau identifiziert. Angenommen wird, dass die erste Übertragung auf einen Menschen durch den Umgang oder den Verzehr eines infizierten Tieres erfolgte (zum Beispiel Fledermäuse oder Affen). Gegen Ebola gibt es bereits zugelassene Impfstoffe. Für ein Vakzin gegen das Marburg-Virus laufen Tests.
Lassa-Fieber
Das Lassa-Virus stammt aus der Familie der Arenaviren und ist nach dem Ort in Nigeria benannt, in dem es 1969 zum ersten Mal auftrat. Es ist vor allem in Westafrika verbreitet, einzelne Fälle traten jedoch auch schon in Europa auf. Übertragen wird es durch Ratten und Mäuse, meist über eine Kontamination von Lebensmitteln durch die Ausscheidungen der Tiere.
Nach einer Infektion treten grippeähnliche Symptome auf. Bei etwa jeder fünften Infektion kommt es zu einem schweren Krankheitsverlauf mit Ödemen im Gesicht und am Hals. Blutdruckabfall und Schock können zum Tode führen. Besonders Schwangere sind gefährdet. Bei ihnen liegt die Todesrate nach einer Infektion bei 50 bis 92 Prozent.
Eine Impfung gibt es nicht. Es gilt, konsequent den Kontakt zu Nagetieren und ihren Ausscheidungen zu meiden.
MERS und SARS
Bei MERS (Middle East Respiratory Syndrome, deutsch: Nahost-Atemwegssyndrom) und SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) handelt es sich um durch Coronaviren hervorgerufene Krankheiten. MERS tauchte erstmals 2012 in Jordanien und Saudi-Arabien auf. Bis 2021 wurden weltweit über 2.500 Fälle von MERS-CoV-Infektionen (mit mindestens 850 Todesfällen) aus 27 Ländern gemeldet. Vermutet wird, dass das Virus durch Dromedare übertragen wurde.
Erste SARS-Cov1-Infektionen wurden 2002 aus der chinesischen Provinz Guangdong berichtet. Das Virus verbreitete sich in 28 Ländern mit etwa 8.000 Infektions- und 774 gemeldeten Todesfällen. Zibetkatzen gelten als unmittelbare Quelle.
Beide Erkrankungen werden durch Aerosole von Mensch zu Mensch übertragen. Gegen MERS gibt es keine Impfung. Gegen den SARS-Nachfolger Covid-19 wurden 2020 Impfstoffe zugelassen.
Nipah- und Henipaviral-Erkrankungen
Das Nipah-Virus gehört zur Gruppe der Henipaviren. Es wurde 1999 in Malaysia erstmals beschrieben, als natürlicher Wirt gelten Flughunde. Verbreitet hat sich das Virus vor allem in Südasien. In Malaysia, Singapur, Bangladesch und Indien kam es bislang zu - allerdings kleineren - Ausbrüchen.
Übertragen wird Nipah von Schweinen, doch auch Mensch-zu-Mensch-Ansteckungen sind möglich. Neben Fieber und Atemwegserkrankungen kann das Virus vor allem tödliche Hirnhautentzündungen (Enzephalitis) auslösen. Die Sterblichkeitsrate liegt zwischen neun und 100 Prozent. Es gibt bislang weder eine Behandlung, noch eine Impfung.
Rifttalfieber (Rift-Valley-Fieber)
Die Erkrankung wird durch Phleboviren verursacht, die durch Mücken auf Wiederkäuer übertragen werden. Der Mensch infiziert sich somit nicht am Stich der Mücke selbst mit dem Virus, sondern über den Kontakt zu Rindern, Ziegen oder Kamelen. Bei der Schlachtung kann es zu Übertragungen durch Blut, Körperflüssigkeiten und Aerolosen kommen. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind noch nicht bekannt.
Zu Ausbrüchen kam es bislang in Afrika und auf der arabischen Halbinsel. Symptome einer Infektion sind Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Selten treten Leber-, Gehirnhaut- und Nieren-Entzündung auf, auch eine Erblindung ist möglich. Bei schweren Verläufen liegt die Sterblichkeit bei 50 Prozent.
Für Tiere gibt es bereits einen Impfstoff, für den Menschen noch nicht.
Zika-Virus
Zika-Viren stammen aus der Familie der Flaviviren (wie zum Beispiel auch FSME-, Gelbfieber- oder Dengue-Viren). 1947 wurden sie erstmals bei einem Affen im Urwald von Uganda nachgewiesen und verbreiteten sich von dort aus zunächst im pazifischen Raum und in Asien. 2015 kam es zu einem Ausbruch in Brasilien, bis Ende 2016 waren 48 Länder in Südamerika und der Karibik betroffen.
Übertragen wird das Virus durch Stechmücken, aber auch eine Ansteckung über Sexualkontakte ist möglich. Symptome sind Fieber, Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen und eine Entzündung der Augenbindehaut. Gefährlich wird eine Infektion vor allem für Schwangere.
Eine Ansteckung in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft kann bei dem Fötus zu Fehlbildungen des Gehirns führen. Die pränatale Mikrozephalie geht mit einem relativ kleinen Kopfumfang der Neugeborenen und häufig mit einer geistigen Behinderung einher. Eine Impfung gegen das Virus gibt es nicht.
"Krankheit X"
Als letzten Punkt auf der Liste führt die WHO "Krankheit X" an. Wissenschaftler sollen nun erforschen, welcher (eventuell neuartige) Erreger ein ähnlich hohes Gefahren-Potenzial in sich birgt wie die anderen Viren auf der Liste. "Krankheit X ist auf der Liste enthalten, um auf einen unbekannten Krankheitserreger hinzuweisen, der eine schwere internationale Epidemie auslösen", so die WHO.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- WHO: "Prioritizing diseases for research and development in emergency contexts" (abgerufen 21.08.2023, englisch)
- WHO: "WHO to identify pathogens that could cause future outbreaks and pandemics" (21.11.2022, abergerufen am 21.08.2023, englich)
- RKI: Infektionskrankheiten A-Z (abgerufen am 21.08./ 31.08. 2023)
- Tropeninstitut: Krankheiten A-Z (abgerufen am 21.08. /31.08.2023)
- MSD Manual: Infektionskrankheiten (abgerufen am 1.09.2023)
- Österreischischen Bundesministerium für Gesundheit, Pflege: Infektionskrankheiten (abgerufen am 21.08. /1.09.2023)