Personalbeben bei ProSieben Jetzt ist gar nichts mehr sicher
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Elton und ProSieben gehen getrennte Wege und reden plötzlich schlecht übereinander. Was für eine Trash-Show. Eine Partei kommt dabei sehr schlecht weg.
Nur gut, dass Joko & Klaas bald einen ganzen Programmtag bei ProSieben gewinnen können. Denn die beiden langjährigen Moderatoren des Senders haben Anstand – und sind bekannt für gute Ideen. Wie schön wäre es also, wenn das Duo nach dem Gewinn der "Joko & Klaas gegen ProSieben"-Show einfach Elton engagiert? Der darf dann 24 Stunden bei seinem Ex-Arbeitgeber tun und lassen, was er will. Das wäre ein "Fest". Nicht wahr, Herr Hiller?
Letzterer ist der Senderchef von ProSieben und eben dieser sagte am Mittwoch in einer überraschend verschickten Pressemitteilung: "Lieber Elton, ich danke dir herzlich für großes Entertainment [...] Es war ein Fest mit dir." Damit war es das. Nach mehr als 20 Jahren beim Sender als Stefan Raabs Sidekick bei "TV Total" oder Moderator von Shows wie "Schlag den Star" findet die Zusammenarbeit von Elton und ProSieben ein unrühmliches Ende. Keine Begründung für den Abgang, keine extra Kommunikation, keine Abschiedsshow. Nichts. Das ist nicht nur verblüffend schmallippig, es ist schlechter Stil.
Der Ablauf der sich am Mittwoch überstürzenden Ereignisse zeigt das auf frappierende, fast bestürzende Weise. Der Senderabschied von Elton wurde nicht eigenständig mitgeteilt, er war nur Teil einer Pressemitteilung in eigener Sache: "Alles auf Anfang. Matthias Opdenhövel moderiert 'Schlag den Star' auf ProSieben" hieß es dort in der Überschrift. Der Sender machte also vor allem eines: Werbung für sein eigenes Format.
Und ProSieben-Senderchef Hannes Hiller? Der glänzte mit bemerkenswerter Chuzpe, indem er dort zum überraschenden Personalwechsel verkünden ließ: "Eine bessere Staffelübergabe kann man sich nicht wünschen." Wer auch immer "man" ist: Elton und viele Beobachter dieser Angelegenheit sind es nicht.
Denn Elton selbst wandte sich anschließend ebenfalls an die Öffentlichkeit, schrieb auf seinem Instagram-Kanal: "Um eins klarzustellen: Ich gebe diese wundervolle Sendung nicht freiwillig ab." Mehr noch: "Ich habe es heute erst erfahren", so Elton. Er empfinde "Enttäuschung pur". Wer will es ihm verdenken? Der ewige "Showpraktikant" und einstige Sidekick von Stefan Raab: vom Hof gejagt wie ein unliebsamer Querulant.
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Zur Ehrenrettung von ProSieben und vor allem Senderchef Hiller sei eingewandt: Ob Elton tatsächlich erst am Tag der Bekanntgabe von seinem Aus erfuhr, darüber gibt es unterschiedliche Darstellungen. Auf Anfrage von t-online wollen sich weder Eltons Management noch ProSieben weiter zu der Angelegenheit äußern. Ein Brancheninsider sagte der dpa am Mittwoch, Eltons Management sei schon länger informiert. Doch auch dazu: kein Kommentar.
ProSieben verweist ausschließlich auf ein am Donnerstag veröffentlichtes Interview von Hannes Hiller beim Branchendienst "dwdl.de". Dort erklärt Hiller zur überraschenden Demontage von Elton: "Ich versuche es mal mit einem Bild aus dem Fußball: Wenn jemand seit Jahren regelmäßig für den BVB aufläuft, aber dann immer häufiger im Fanblock den FC Bayern anfeuert, stellt sich doch zwangsläufig eine Frage: Wann ist die richtige Zeit für einen Vereinswechsel?"
Eltons RTL-Engagement rechtfertigt nicht diese Art von Rauswurf
Richtig ist: Alexander Duszat, so Eltons bürgerlicher Name, ist privat schon immer Fan des FC St. Pauli und hat weder mit Dortmund noch Bayern viel am Hut. Und was die Fernsehbranche angeht: Elton ist seit Jahren auch für andere Sender tätig. Er übernahm parallel zu seiner Arbeit bei ProSieben die Moderation von "1, 2 oder 3" beim ZDF und gehört seit neun Jahren zum Ensemble des ARD-Formats "Wer weiß denn sowas?".
Inzwischen moderiert er auch für RTL – und das dürfte der springende Punkt gewesen sein, der nun zu seinem Ende bei ProSieben beitrug. So suggeriert es Elton selbst in seinem Statement und so liest sich der Fußballvergleich von Hannes Hiller: ProSieben als ewiger Dauerrivale BVB, RTL als Branchenprimus Bayern München. Es mag nachvollziehbar sein, dass für Privatsender andere Gesetzmäßigkeiten gelten als für öffentlich-rechtliche Senderanstalten. Dass es also okay sein kann, für ARD und ZDF zu arbeiten und dabei zugleich ein Gesicht von ProSieben zu bleiben – dass es aber nicht passt, für zwei private Wettbewerber im Fernsehmarkt parallel aufzulaufen.
Doch das rechtfertigt mit keiner Silbe diese Art von Rauswurf. Elton hat es nicht verdient, in einem Nebensatz vom Platz gestellt zu werden, um mal in der Fußballsprache des ProSieben-Chefs zu bleiben. Er hat seit 23 Jahren den Sender mit seinem Einsatz, seiner immer uneitlen, aber stets hochprofessionellen Art geprägt. Er ist eines der Gesichter von ProSieben geworden – vor allem nach dem Ausstieg von Stefan Raab vor knapp zehn Jahren.
Wer an ProSieben denkt, dem fällt Elton im roten Sakko ein. Der denkt an Lachanfälle des Moderators, an seine sympathisch-zugewandte Art der Gesprächsführung, an "Blamieren oder Kassieren", "Schlag den Raab" und all seine Ableger, an einen Mann, der sich selbst und sein Können immer voll und ganz in den Dienst des Senders gestellt hat. Elton hat als Urgestein mindestens eine Abschiedsshow bei seinem langjährigen Arbeitgeber verdient und bekommt stattdessen missmutige Töne hinterhergerufen. Das kommt einer Trash-Show gleich, es ist zum Schämen.
Passt auf, Joko & Klaas: Auch euch könnte es treffen!
ProSieben hatte die Möglichkeit, "Schlag den Besten" und "Blamieren oder kassieren" im Portfolio zu behalten. Die Formate wurden dem Sender angeboten, er lehnte ab und die Shows landeten bei RTL. Produziert werden sie von der Produktionsfirma Brainpool, mit der Elton seine ganze Karriere lang vertrauensvoll zusammenarbeitete. Er verkörpert diese TV-Konzepte wie kein anderer – und hat deshalb das gute Recht, sie auch auf einem anderen Sender zu präsentieren. Es wäre an ProSieben gewesen, sich diese Shows nicht aus der Hand nehmen zu lassen. Doch man entschied sich anders.
All das ist Business, es ist das harte, oft auch unfaire, schnelllebige Geschäft der Unterhaltungsbranche. Nur darf man dabei nicht Respekt und Stil vermissen lassen. Elton sitzt in dieser Auseinandersetzung am kürzeren Hebel, er ist "nur" die ausführende Gewalt. Wer das Geld und die Macht hat, sollte in Momenten der Trennung zeigen, dass er diese einzusetzen weiß. Das zeigt wahre Größe. ProSieben hat diese Chance mit einer missratenen Kommunikation vertan und sollte sich nicht wundern, wenn seine nun verbliebenen, prägenden Sendergesichter daraus noch einen Bumerang werden lassen.
Joko & Klaas: Jetzt seid ihr an der Reihe. Denn wer weiß schon, wie mit euch umgegangen wird, wenn "man" irgendwann genug hat? Bei ProSieben ist nun gar nichts mehr sicher – selbst Urgesteine nicht.
- Anfrage bei ProSieben und Elton
- Pressemitteilung ProSieben: "Alles auf Anfang. Matthias Opdenhövel moderiert "Schlag den Star" auf ProSieben"