Nominierungen für die EM Dem DFB ist ein Coup gelungen
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Neu, anders und aufregend. Der DFB verkündet Schritt für Schritt auf ungewöhnliche Weise die Namen der Spieler für die Fußball-EM in Deutschland – und macht damit alles richtig.
In der "Tagesschau", bei RTL-"Exclusiv", gedruckt auf eine Bäckereitüte, verkündet von YouTubern oder Instagram-Influencern: Bundestrainer Julian Nagelsmann und der DFB haben sich bei der Nominierung der Spieler für die Heim-EM erstmals etwas Neues einfallen lassen.
Was sonst streng geheim gehalten wurde und dann an einem bestimmten Tag komplett an die Öffentlichkeit ging, wird nun in zwei Teile geteilt: Vorab werden peu à peu einzelne Spieler an unterschiedlichen Tagen bekannt gemacht, maximal zwölf. Danach folgt an diesem Donnerstag die Veröffentlichung des vorläufigen Kaders, also aller Spieler. Damit hat der Fußballverband einen echten Coup gelandet.
Der DFB hat es so geschafft, die Spannung im Hinblick auf das Turnier bereits früh zu erhöhen. War die Kaderbekanntgabe sonst ein eintägiges Strohfeuer, bestimmt der DFB nun über mehrere Tage hinweg das Nachrichtengeschehen. Die Fans machen ein regelrechtes Rätselraten aus der Aktion. Wo und wann wird der nächste Profi bekannt gegeben und vor allem – wie?
Nutzer kommentieren fleißig
Was auf den ersten Blick etwas albern aussieht, ist clever gedacht. Die Fans beschäftigen sich so schon einen Monat vor dem Turnierstart intensiver mit dem Kader. Der Austausch unter Freunden und Familienmitgliedern ist größer. Ob man nun mit dem Kader und einer Entscheidung wie der möglichen Nicht-Nominierung von Mats Hummels übereinstimmt oder nicht – die EM ist Thema, und genau das war das Ziel.
Deshalb ist es auch eine gute Idee, Social Media einzubeziehen. Dort kommentieren die Nutzer ebenfalls fleißig die Aktion – und machen damit selbst noch einmal PR für den deutschen Verband.
Zudem wirkt der DFB selbst plötzlich modern und kreativ. Nicht eingestaubt wie so oft in den letzten Jahren. Hinzu kommt die bedachte Auswahl der Influencer, die einen Spieler öffentlich machen dürfen: Dachdecker-Influencerin Chiara verkündete die Nominierung Manuel Neuers, und Rashid Hamid, Geschäftsführer vom Hamburger Pflegedienst Pflege Smile, die von Jonathan Tah. Handwerk und Pflege – wichtige Branchen, die so nebenbei auch Aufmerksamkeit bekommen und dies verdient haben. Wer auch immer beim DFB diesen Aspekt bedacht hat, Chapeau.
Alle Altersklassen abgedeckt
Doch nicht nur das: Während Influencer und YouTuber gezielt ein junges Publikum ansprechen, wendet sich der DFB bei Verkündungen in der "Tagesschau", bei RTL-"Exclusiv" oder der Schirn Kunsthalle Frankfurt an die ältere Generation.
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Der DFB hat verstanden: Wenn eine EM im eigenen Land stattfindet, muss dort die Stimmung dafür geschaffen werden. Um dies zu erreichen, wurden die Bespielungskanäle bewusst gewählt. Alle Altersklassen abgedeckt. Mit Erfolg.
Genau einen Monat bevor der Ball rollt, steigt die Euphorie in Deutschland umso mehr. Der DFB bestimmt so, worüber vor dieser EM gesprochen wird. Julian Nagelsmann und der Verband scheinen zu wissen, was sie tun. Diese Sicherheit überträgt sich auf die Fans und damit der Gedanke: Deutschland kann zu Hause weit kommen, wenn alle an einem Strang ziehen.