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Windkraft: Wird die EU-Energieversorgung von China abhängig?


Windkraft-Dilemma
Europas neue gefährliche Abhängigkeit

Von t-online, jcz

03.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Windkraftanlage in der Nordsee (Symbolbild): In Chinas beherrscht einen Großteil der Produktion von Windkraftanlagen.Vergrößern des BildesWindkraftanlage in der Nordsee (Symbolbild): China beherrscht einen Großteil der Produktion von Windkraftanlagen. (Quelle: Lars Berg)

Europas Vorhaben zum Ausbau der erneuerbaren Energien steckt in einer Zwickmühle. Denn eigentlich geht es weder mit noch ohne China.

Die Europäische Union steht vor einem Dilemma. Auf der einen Seite will sie die eigenen selbstgesteckten Klimaziele erreichen, auf der anderen Seite läuft sie dabei Gefahr, sich von China abhängig zu machen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der "Niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung" (TNO) im Auftrag der niederländischen Regierung.

Besonders im Bereich der Offshore-Windturbinen zeichnet sich laut TNO eine Abhängigkeit von chinesischen Produzenten ab, was in erster Linie an der Dominanz Chinas im Bereich der Seltenen Erden zurückzuführen ist. Diese werden vor allem für Magnete benötigt, die für Offshore-Turbinen wichtig sind. Zwar sei im Gegenzug auch China noch auf Technologieimporte aus der EU angewiesen, arbeite aber auf Hochtouren daran, diese Abhängigkeiten zu überwinden.

Gefahr von Cyberattacken

Das Problem an dieser Abhängigkeit von chinesischen Produzenten sei deren Nähe zur Regierung der Volksrepublik. Laut TNO sind chinesische Firmen verpflichtet, chinesische Geheimdienste zu unterstützen, sollten diese das einfordern. Damit könnte die europäische Energieversorgung anfällig für Cyberattacken werden, sollte es zu einem Konflikt zwischen China und dem Westen kommen, zum Beispiel aufgrund eines Angriffs Chinas auf Taiwan.

Dadurch könnte China versuchen, einen Keil zwischen die westlichen Staaten zu treiben und Europa davon abzuhalten, bei einem Konflikt zwischen den USA und China einzugreifen. Darüber hinaus wäre Europa anfällig für jede Form von chinesischen Ausfuhrbeschränkungen, was die Verhandlungsposition Europas gegenüber China weiter verschlechtern würde. Sollte die Abhängigkeit weiter zunehmen, hätte ein Konflikt mit China katastrophale wirtschaftliche Konsequenzen für Europa. Diese würden die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die europäische Wirtschaft um ein Vielfaches übersteigen.

Europas Energiewirtschaft am Scheideweg

Es gehöre zu Chinas übergeordneter Strategie, andere Staaten in einem Maße abhängig von ihnen zu machen, dass es diesen kaum möglich sei, sich gegen chinesische Interessen zu stellen, so die Autoren des Berichts. Somit stehe Europa vor einer schwierigen Wahl: entweder die eigene Windenergie teuer auszubauen und dafür eine Verschlechterung der Handelsbeziehungen zu China in Kauf zu nehmen, oder die eigene Energieversorgung angreifbar zu machen.

TNO plädiert daher dafür, stattdessen die eigene Industrie zu stärken und auszubauen. Dazu müssten chinesische Firmen bei strategisch wichtigen Projekten von den Bieterverfahren ausgeschlossen werden. So wie es die Volksrepublik mit europäischen Firmen macht.

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Quelle: t-online

Ohne China wird es teuer

Auch sollten chinesische Unternehmen verpflichtet werden, in Europa eingesetzte Windkraftanlagen so zu konzipieren, dass die Wartung sowohl von Soft- als auch von Hardware von europäischen Firmen durchgeführt werden kann. Darüber hinaus müsste Europa Länder außerhalb Chinas, die über Seltene Erden verfügen, bei deren Gewinnung und Verarbeitung unterstützen, um so die chinesische Vormachtstellung in diesem Bereich zu brechen.

Doch ganz ohne China wird der Umstieg auf erneuerbare Energien wohl nur schwer umzusetzen sein. Zu diesem Schluss kommt auch das Beratungsunternehmen "Wood Mackenzie". Laut einer von ihnen durchgeführten Analyse würde ein Verzicht auf chinesische Produkte die globale Energiewende um ungefähr sechs Billionen Dollar verteuern.

China kontrolliert bis zu 97 Prozent des Marktes

Denn Chinas Dominanz erstreckt sich nicht nur auf die Windenergie, sondern auf fast alle Bereiche der erneuerbaren Energien. In einigen Segmenten der Solarzellenerstellung beherrschen chinesische Firmen 97 Prozent des Marktes.

Das würde bei einem Verzicht auf chinesische Produkte nicht nur die Kosten in die Höhe treiben, sondern auch den Ausbau der Erneuerbaren enorm verlangsamen. Schließlich müssten erst neue Produktionsstätten aufgebaut werden, um die wegfallende chinesische Produktion zu ersetzen.

Dies würde den ohnehin schon verzögerten Umstieg auf erneuerbare Energien weiter verzögern und somit die Klimaziele in Gefahr bringen. TNO und Wood Mackenzie sind sich daher einig, dass nur ein Mischansatz die Lösung sein kann: Ausbau der eigenen Industrie, Verringerung der Abhängigkeit vom chinesischen Markt, aber ohne einen vollständigen Verzicht auf Produkte aus China.

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