Lahmende Wirtschaft Dem Dax sind Habeck und Lindner egal
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.In Deutschland herrscht offiziell Wirtschaftsflaute. Dennoch schafft der Dax auch dank seiner Dividenden neue Rekordstände. Warum den Leitindex die deutsche Wirtschaft nicht interessiert – und wie Anleger profitieren.
Am 16. April war es mal wieder so weit. Der IWF hat die Wachstumsprognose für Deutschland gesenkt und damit einmal mehr die Schwäche herausgestellt. In keinem großen westlichen Industrieland wird eine schwächere Konjunktur erwartet, und selbst 2025 muss Deutschland froh sein, wenn man sich mit Italien um den vorletzten Platz streiten darf.
Unter Fachleuten dürfte die Diskussion weitergehen, ob die rigide Schuldenpolitik der FDP oder die chaotische und wenig durchdachte Energiepolitik von Grünen und SPD für den Absturz ursächlich sind. Für die Firmen im Dax ist das Ganze schon länger zwar ärgerlich, aber mehr und mehr sekundär.
Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Gewinne stammen aus dem Ausland
Denn während Deutschland zum konjunkturellen Sorgenkind Europas geworden ist, verdienten die hiesigen Unternehmen erneut prächtig. Mittlerweile erwirtschaften die Konzerne den Großteil ihrer Gewinne im Ausland und haben ihre Margen durch Kostensenkungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.
Goldman-Sachs-Chef Jan Dees glaubt, dass "viele deutsche Unternehmen auf der Suche nach Wachstum in den USA sind – sowohl durch Investitionen als auch durch Übernahmen."
Dividendenjägern winkt bei den Dax-Unternehmen der dritte Rekord in Folge: "Schätzungen zufolge steigen die Ausschüttungen um zwei Prozent auf rund 53 Milliarden Euro. Europaweit zeichnet sich sogar ein Plus von mehr als sechs Prozent auf gut 430 Milliarden Euro ab", so die Analysten vom Broker RoboMarkets. Wenn sie recht behalten, dürfte die Rekordjagd bis 2025 weitergehen.
Dividenden durchaus wichtig
Die Bedeutung von Dividenden wird oft belächelt, sollte aber nicht unterschätzt werden. Eine einfache Rechnung zeigt den Unterschied. Der viel beachtete Dax-Performance-Index berücksichtigt auch Zusatzerträge wie Dividenden. Wer ein glückliches Händchen hatte und Anfang 2009 mit 50.000 Euro eingestiegen ist, hat seitdem rund 8,5 Prozent pro Jahr erzielt, der Depotwert ist auf gut 170.000 Euro geklettert.
Allerdings: "Der international vergleichbare Index wäre im Grunde genommen der Dax-Kursindex", findet Stefan Riße von Acatis. Der Wert dieses Index vermindert sich bei Ausschüttungen um den Dividendenabschlag der entsprechenden Aktie. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, der vor allem langfristig ins Gewicht fällt.
Aus unserem Startbetrag von 50.000 Euro wären auf Basis des Kursindex seit 2009 nur 110.000 Euro geworden, also gut fünf Prozent pro Jahr. Das macht 3,5 Prozentpunkte Unterschied in der Wertentwicklung pro Jahr im Vergleich zum Performance-Index. "Über die vergangenen 15 Jahre summiert sich die Outperformance bereits auf stolze 125 Prozent", rechnet Vanyo Walter von RoboMarkets aus.
Krisen sprechen für Dividenden
Vor allem in konjunkturell schwierigen Zeiten erweisen sich Dividendenzahlungen als Fels in der Brandung und stabilisieren ein Depot. Die Finanzkrise 2008/09 ist ein gutes Beispiel dafür. Während der deutsche Leitindex in der Spitze um rund 55 Prozent einbrach, sanken die Dax-Dividenden nur um gut 30 Prozent.
Ein ähnliches Muster zeigt sich auch in anderen Abschwungphasen. "Unter den Dax-Werten ist die Allianz ein Vorbild in Sachen Ausschüttung. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Dividende kontinuierlich von 4,50 Euro auf 11,40 Euro je Aktie. Die Verzinsung liegt bei weit überdurchschnittlichen fünf Prozent.
Knapp acht Prozent Rendite sind sogar mit der Aktie von Mercedes-Benz möglich", so Franz-Georg Wenner von IndexRadar. Die spendablen Schwaben wollen rund 40 Prozent des Nettogewinns an ihre Aktionäre ausschütten.
Dividendenaristokraten
Wem die Suche nach den Dividendenaristokraten zu aufwendig ist, sollte sich den globalen Dividenden-Stars-Index anschauen. Bei der jährlichen Überprüfung der Zusammensetzung kommen nur Aktien in die engere Wahl, die langfristig das höchste Dividendenwachstum aufweisen und in den vergangenen zehn Jahren ununterbrochen gezahlt haben.
Außerdem muss die Dividende in den letzten fünf Jahren mindestens konstant gewesen sein. Um sicherzustellen, dass die Dividende nicht aus der Substanz gezahlt wird, darf die Dividendenausschüttung nicht höher sein als der Nettogewinn. In einem weiteren Schritt werden auf Basis der Performance die Favoriten ermittelt. 20 Aktien schaffen es so in den Index, den Anleger unter der WKN DA0ABY bequem ins Depot holen können.
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