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Gestörter Schlaf – diese Medikamente können schuld sein


Viele Menschen betroffen
Gestörter Schlaf – diese Medikamente können schuld sein


13.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Gestörter Schlaf kann den Alltag stark belasten. Manchmal stecken Medikamente dahinter.Vergrößern des Bildes
Gestörter Schlaf kann den Alltag stark belasten. Manchmal stecken Medikamente dahinter. (Quelle: demaerre/getty-images-bilder)

Immer mehr Menschen haben Schlafstörungen und fühlen sich tagsüber erschöpft. Was viele nicht wissen: Medikamente können schuld am schlechten Schlaf sein.

Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e. V. (DGSM) zufolge sind Schlafstörungen in Deutschland weit verbreitet: 25 Prozent der Bevölkerung würde über Schlafstörungen klagen, elf Prozent erlebten den Schlaf als "häufig nicht erholsam". Schlafstörungen beeinträchtigen die Erholung und Regeneration und haben Tagesmüdigkeit und -erschöpfung zur Folge. Nicht selten sind Medikamente schuld am gestörten Schlaf.

Warum ist Schlaf so wichtig?

Jede Nacht durchläuft der Körper mehrere Schlafzyklen. Jeder Schlafzyklus ist unterteilt in:

  • Einschlafphase
  • Leichtschlafphase
  • Tiefschlafphase
  • REM-Schlaf

Besonders wichtig für die Erholung sind die Tiefschlafphase und der REM-Schlaf. In diesen beiden Schlafphasen finden bedeutsame Heilungs- und Regenerationsprozesse statt. Der Schwerpunkt der Tiefschlafphase liegt auf der körperlichen Regeneration: Das Immunsystem ist sehr aktiv und die Wachstumshormon-Produktion läuft auf Hochtouren.

Im REM-Schlaf wiederum, der auf die Tiefschlafphase folgt, verarbeitet das Gehirn mithilfe von Träumen emotionale Erlebnisse des Tages, verknüpft diese mit vorhandenen Erfahrungen, speichert Informationen ab und filtert Unwichtiges aus.

Die Folgen von Schlafstörungen

Kann der Körper aufgrund von Schlafstörungen die Tiefschlafphase nicht störungsfrei durchlaufen, ist die Reparaturfähigkeit des Körpers beeinträchtigt und das Immunsystem wird zunehmend geschwächt. Kann das Gehirn den REM-Schlaf nicht ungestört durchlaufen, sind unter anderem Konzentrationsprobleme, eine verminderte kognitive Aufnahmefähigkeit, eine verlangsamte Reaktion sowie Gereiztheit die Folge.

Dr. med. Alfred Wiater
Quelle: CoellnColoer (Quelle: CoellnColoer)

Zur Person

Dr. med. Alfred Wiater ist ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sowie Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Schlafmedizin. Außerdem ist der Schlafexperte Mitautor der beiden Bücher "Ticken Sie richtig? Wie Sie zu Ihrem gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus finden" (Scorpio Verlag) und "Praxishandbuch Chronomedizin" (Urban & Fischer Verlag). Dr. Wiater ist Leiter einer Onlinepraxis für Kinderschlafmedizin.

"Jeder Mensch kennt Nächte, in denen er unruhig schläft und weniger erholt aufwacht. Kurzfristig ist das kein Problem. Bei anhaltenden Schlafstörungen allerdings wird der Mensch anfälliger für körperliche, aber auch psychische Erkrankungen, beispielsweise Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression", sagt Dr. med. Alfred Wiater, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sowie Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Schlafmedizin.

Schlafstörungen durch hormonell wirksame Medikamente

Bei Schlafstörungen sollten Betroffene bei der Ursachenforschung immer auch einen Blick auf die Medikamentenliste werfen, rät der Schlafexperte. Es gibt Medikamente, welche als Begleiterscheinung Schlafstörungen wie Ein- und Durchschlafprobleme haben. Beispielsweise können Medikamente, die in den Hormonhaushalt eingreifen, den Schlaf beeinträchtigen.

Dazu gehören etwa Glukokortikoide, die unter anderem gegen Entzündungen, Allergien, Asthma, Autoimmunerkrankungen, Neurodermitis und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen eingesetzt werden. Sie wirken aktivierend auf viele Körperfunktionen, etwa das Herz-Kreislauf- und das Nervensystem – was den Schlaf beeinträchtigen kann. Andererseits kann die nächtliche Wirkung von Cortisol auch Entzündungsreaktionen bei einigen Erkrankten reduzieren. Das ist je nach Krankheitsverlauf unterschiedlich.

Auch Schilddrüsenhormone können die Schlafqualität stören, ebenfalls orale Kontrazeptiva, welche zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt werden. Schließlich kann auch das bei Schlafstörungen häufig empfohlene Melatonin den Schlaf stören, wenn es zu hoch dosiert oder zur falschen Zeit eingenommen wird.

Schlafstörungen durch Antidepressiva

Antidepressiva gehören ebenfalls zu den Medikamenten, die häufig Schlafstörungen verursachen. Bei ihnen ist eine wach machende Wirkung häufig erwünscht. Viele Wirkstoffe sollen den Antrieb und die Wachheit der Betroffenen steigern. Allerdings kann dies auch Schlafprobleme zur Folge haben. Viele der eingesetzten Wirkstoffe verkürzen die Schlafdauer und erhöhen die nächtlichen Wachzeiten, da sie aktivierend in den Serotonin-, Noradrenalin- und Dopaminspiegel eingreifen und damit auch den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stören.

Schlafstörungen durch Schmerzmittel

Ebenso ist es möglich, dass andere Medikamente Nebenwirkungen haben, die den Nachtschlaf stören. So können Entwässerungsmittel (Diuretika) nächtlichen Harndrang begünstigen.

Sodbrennen, Magenschmerzen und Verdauungsprobleme können ebenfalls den Schlaf rauben: Über diese Nebenwirkungen klagen häufig Patienten, die Schmerzmittel einnehmen müssen, zum Beispiel Wirkstoffe aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen. Auch Analgetika wie Paracetamol können Magenprobleme verursachen. Einige der Schmerzmittel enthalten in Form von Kombipräparaten zudem den Wachmacher Koffein, der ebenfalls den Schlaf beeinträchtigen kann.

Eine weitere Medikamentengruppe, die häufig mit Schlafstörungen verbunden ist, sind Opioide. Zu diesen stark wirkenden Schmerzmitteln gehören unter anderem Codein, Tilidin, Tramadol, Morphin und Fentanyl. Sie können beispielsweise den Schlafrhythmus verändern und tagsüber schläfrig sowie nachts wach machen. Ebenso weist die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. darauf hin, dass Opioide den Tief- und Traumschlaf stören.

Schlafstörungen durch Betablocker

Auch bestimmte Betablocker, wie sie bei vielen Herzerkrankungen zum Einsatz kommen, können laut der Deutschen Herzstiftung e. V. unter Umständen den Schlaf kosten. Zu den möglichen zentralnervösen Nebenwirkungen von Blutdrucksenkern zählen neben Schlafstörungen auch Müdigkeit, Fatigue und Albträume.

Man geht davon aus, dass Betablocker die Melatoninbildung beeinflussen. "Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert", erklärt Wiater. "Dunkelheit regt die Melatoninbildung an, wir werden müde. Ist es hell, wird die Produktion heruntergefahren, wir werden wach. Wird in den Melatoninregelkreis eingegriffen, hat das Folgen für den Schlaf."

Schlafstörungen durch Medikamente – was tun?

Wer den Verdacht hat, dass die Schlafstörungen auf die Einnahme bestimmter Medikamente zurückzuführen sind, sollte mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin ins Gespräch gehen. "Oft ist es auch so, dass sich der Körper zuerst an das Medikament gewöhnen muss und sich die Schlafstörungen nach einiger Zeit verbessern", sagt Wiater. "Keinesfalls sollten Sie eigenmächtig die Dosierung verändern oder das Präparat gar ganz absetzen. Dann riskieren Sie andere, möglicherweise schwerwiegende gesundheitliche Folgen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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