Vielseitig einsetzbar Wann Katheter helfen und wie sie gelegt werden
Mit einem Katheter lassen sich innere Organe untersuchen und behandeln. Dieses Verfahren wird bei einer Vielzahl von Erkrankungen angewendet. Erfahren Sie, wann Katheter zum Einsatz kommen und was es bei einem Blasenkatheter zu beachten gilt.
Inhaltsverzeichnis
- Welche unterschiedlichen Katheter gibt es?
- Wie wird ein Blasenkatheter gelegt?
- Wann bekommt man einen Blasenkatheter?
- Wie unangenehm ist ein Blasenkatheter?
- Wie lange darf ein Blasenkatheter liegen?
- Kann man mit einem Blasenkatheter sitzen?
- Welche Komplikationen sind bei einem Blasenkatheter möglich?
- Wann kommt ein Blasenkatheter nicht infrage?
Ein Katheter ist ein Schlauch, der meist aus Gummi, Kunststoff oder Silikon besteht. Es handelt sich um ein Medizinprodukt, mit dem es möglich ist, Organe zu spülen, darzustellen oder zu entleeren.
Katheter werden zu Untersuchungs- und Therapiezwecken eingesetzt. So können Ärztinnen und Ärzte beispielsweise bei Erkrankungen, etwa einer Entzündung im Knie, mit einem Katheter sowohl Proben aus dem Wundsekret entnehmen als auch das Knie spülen und reinigen. Ist jemand nicht mehr in der Lage, Wasser zu lassen, besteht die Möglichkeit, die Harnblase durch einen Blasenkatheter einmalig oder auch längerfristig zu entleeren.
Je nach Einsatzgebiet ist ein Katheter kurz oder lang und hat entweder ein großes oder kleines Volumen.
Welche unterschiedlichen Katheter gibt es?
Es gibt eine Vielzahl von Kathetern mit unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Katheter finden sich in allen medizinischen Bereichen.
Ballonkatheter
Ein Ballonkatheter wird sowohl zur Untersuchung als auch zur Behandlung von Gefäßverschlüssen und daraus resultierenden Erkrankungen eingesetzt – beispielsweise bei einem Herzinfarkt, der infolge eines verschlossenen Herzkranzgefäßes aufgetreten ist.
Hierfür punktiert der Arzt oder die Ärztin entweder die Leistenarterie im Bereich des Beckens oder die Speichenarterie am Unterarm. Dann wird ein dünner, langer Katheter mithilfe einer Führungsschiene aus Draht langsam in Richtung Herz vorgeschoben. Der Patient oder die Patientin erhält über den Katheter ein Kontrastmittel in das Blutgefäß.
Auf diese Weise lassen sich mithilfe von Röntgenaufnahmen die Blutgefäße darstellen und man sieht genau, wo der Katheter entlanggeschoben wird. Am Herzen angekommen, ist es nun möglich, die Engstelle im Herzkrankgefäß sichtbar zu machen und diese mit einem Ballon wieder auszudehnen.
Dafür schiebt das Ärzteteam einen kleinen Ballon durch den Katheter in Richtung Herz vor. An der Engstelle dehnt sich der Ballon auf und die Engstelle öffnet sich. Zur Sicherheit bringen Mediziner beziehungsweise Medizinerinnen zusätzlich einen Stent (ein kleines Röhrchen aus Metall) in das Gefäß ein. Auch dieses Röhrchen wird über den Katheter in Richtung Herz vorgeschoben und an der gewünschten Stelle platziert.
Diese Art der Katheter-Untersuchung und -Behandlung ist auch bei anderen Gefäßverschlüssen, zum Beispiel im Bein, im Magen-Darm-Trakt oder auch bei einem Schlaganfall im Hirn, möglich.
Katheter-Ablation
Eine Katheter-Ablation ist eine zusätzliche Behandlungsmöglichkeit während einer Herzkatheter-Untersuchung. Bei einer Ablation werden krankhafte oder überzählige Leitungsbahnen oder Erregungsherde im Herzen verödet.
Die Methode kann bei Herzrhythmusstörungen, zum Beispiel bei Vorhofflimmern, zum Einsatz kommen. Vorhofflimmern ist durch unregelmäßige und zu schnelle Herzschläge gekennzeichnet. In der Regel ist die Ablation der letzte Schritt, wenn Medikamente den normalen Herzrhythmus nicht wiederherstellen können.
Es gibt verschiedene Verfahren der Ablation. Eine Möglichkeit ist es, an der Spitze des Katheters Hitze oder Kälte zu erzeugen. Die extremen Temperaturen vernarben das Herzmuskelgewebe. Durch die gezielte Vernarbung der Stelle im Herzen, die die unrhythmischen Herzschläge verursacht, schlägt das Herz wieder regelmäßig.
Peripherer und zentraler Venenkatheter
Der Einsatz eines peripheren oder zentralen Venenkatheters gehört zu den Routineeingriffen im Krankenhaus. Über diesen Zugang verabreichen Mediziner und Medizinerinnen Medikamente und Flüssigkeiten. Dafür wird eine oberflächliche Vene punktiert und ein spezieller Katheter (ein kleiner Kunststoff-Schlauch) in das Blutgefäß vorgeschoben.
Periphere Venenkatheter (PVK) werden meist in einer Vene am Unterarm oder in der Ellenbeuge platziert, zentrale Venenkatheter (ZVK) benötigen größere Venen wie zum Beispiel am Hals. Der Katheter wird mithilfe von Klebestreifen an der Haut befestigt und verbleibt dort für die Zeit der Behandlung. Über ein Ventil besteht die Möglichkeit, Infusionen (flüssige Medikamente) direkt in die Vene zu verabreichen. Nach Ende der Medikation oder des Krankenhausaufenthalts entfernt das medizinische Personal den Zugang wieder.
Blasenkatheter
Eine weitere Katheter-Form ist der Blasenkatheter, mit dem sich Erkrankungen der Harnwege untersuchen und behandeln lassen. Etwa, wenn Menschen nicht mehr in der Lage sind, ihre Blase selbstständig zu entleeren. Mithilfe eines Blasenkatheters, den ein Urologe oder eine Urologin in die Harnblase einführt, wird der Urin aus der Blase in einen außerhalb des Körpers befindlichen Beutel abgeleitet.
Abhängig davon, wie der Katheter in die Blase eingeführt wird, unterscheiden Fachleute:
- transurethrale Katheter (durch die Harnröhre/Urethra)
- suprapubische Katheter (durch die Haut oberhalb des Schambeins)
Ein Einmalkatheter kommt, wie die Bezeichnung es vermuten lässt, bei einmaliger Entleerung der Blase zum Einsatz, während ein Dauerkatheter (DK) für längere Zeit in der Blase verbleibt. Dies ist beispielsweise bei querschnittsgelähmten Personen der Fall, die nicht mehr eigenständig zur Toilette gehen können und dauerhaft auf den Katheter angewiesen sind.
Nieren- und Harnleiterkatheter
Bei einigen Erkrankungen ist der Transport des Harns von der Niere über die ableitenden Harnwege in die Blase behindert. Hier können Nieren- und Harnleiterkatheter dabei helfen, dass der Urin über den Harnleiter von der Niere in die Harnblase abfließen kann.
Wie wird ein Blasenkatheter gelegt?
Einen transurethralen Katheter legen in den meisten Fällen Pflegefachkräfte, nur bei Komplikationen ist ein Arzt oder eine Ärztin anwesend. Um den Blasenkatheter durch die Harnröhre zu legen, gehen sie folgendermaßen vor: Zuerst desinfizieren sie die Haut im Intimbereich. Das dauert nicht länger als 30 bis 60 Sekunden. Im Allgemeinen kommen vorgefertigte Blasenkatheter-Sets zum Einsatz, die auf jeder Station vorliegen und Tupfer, Einweg-Pinzetten, Schalen, Desinfektionsmittel und Gleitgel beinhalten.
Durch Gleitgel auf dem Katheterschlauch und an der Harnröhren-Öffnung lässt sich der Plastik- oder Silikonkatheter einfacher und vor allem schmerzfrei in die Harnröhre und Blase vorschieben. Sobald Urin durch den Katheterschlauch fließt, füllt eine wässrige Lösung einen kleinen Ballon in der Harnblase. Dieser sorgt dafür, dass der Blasenkatheter nicht hinausrutschen kann. Das Verfahren nennt man Blocken. Am äußeren Ende des Schlauchs befindet sich ein Urinbeutel, in den der Urin abfließen kann.
Zum Entfernen des transurethralen Katheters entleert die Pflegekraft zuerst mit einer Spritze die Flüssigkeit aus dem Ballon. Kurzes und kraftvolles Anspannen und anschließendes Lockern der Beckenboden-Muskulatur kann dabei helfen, den Schlauch des Katheters leichter herauszuziehen. Die Pflegekraft bittet daher meist den Patienten beziehungsweise die Patientin, einmal kräftig zu husten, während sie an dem Katheter zieht.
Wichtiger Hinweis
Das Legen eines Blasenkatheters gestaltet sich bei Männern und Frauen etwas unterschiedlich. Zwischen beiden Geschlechtern gibt es neben den Unterschieden in der Anatomie der Geschlechtsorgane auch kleinere Abweichungen im Aufbau der Harnwege. So ist die Harnröhre beim Mann mit etwa 20 Zentimetern deutlich länger als bei einer Frau, was bei der Wahl des Katheters zu berücksichtigen ist. Der Zugang erfolgt beim Mann über die Eichel, an deren Spitze die Harnröhre endet. Bei der Frau schließt die etwa vier Zentimeter lange Harnröhre am Scheidenvorhof ab, über den der Katheter entsprechend eingeführt wird.
Einen suprapubischen Katheter zu legen, ist aufwändiger und aufgrund der möglichen Komplikationen eine rein ärztliche Aufgabe. Durch die Bauchdecke unterhalb des Bauchnabels kontrolliert der Arzt beziehungsweise die Ärztin mittels Ultraschalls die Lage und Füllung der Harnblase.
Durch unterschiedliche anatomische Gegebenheiten ist es möglich, dass die Harnblase eine andere Lage hat oder anders geformt ist. Für diese Art Katheter sollte die Blase beim Anlegen zudem ausreichend gefüllt sein.
In der Regel wird zweifingerbreit über dem Schambein mit einer dünnen Nadel eine lokale Betäubung gesetzt. Diese sorgt für ein schmerzfreies und auch ruhiges Legen des Blasenkatheters.
Ein spitzer Führungsstab (Throkar) durchsticht die Haut und gelangt durch die Bauchmuskel-Schichten in die Harnblase – dieser Vorgang wird als Punktion bezeichnet. Durch diesen Führungsstab schiebt der Arzt oder die Ärztin den Katheter vor, bis er in der Harnblase sitzt.
Nachdem der Führungsstab gezogen ist, wird mit einer Spritze eine wasserhaltige Lösung durch den Katheterschlauch gespritzt. Dadurch füllt sich ein Ballon, welcher als Schutz vor dem Herausziehen dient. Die Einstichstelle am Bauch deckt der Arzt oder die Ärztin mit einem sterilen Pflaster ab und der Urin fließt über den Katheterschlauch in den Katheterbeutel ab.
Wann bekommt man einen Blasenkatheter?
Es gibt verschiedene medizinische Gründe, die die Anlage eines Blasenkatheters erfordern:
- akuter Harnverhalt (Unvermögen, selbstständig die Blase zu entleeren)
- Einsatz im Zusammenhang mit bestimmten Operationen (Sauberhalten des Wundgebiets, Bettruhe)
- Operationen an den ableitenden Harnwegen oder der Blase
- neurologische Erkrankungen mit Störung der Blasenentleerung
- Verbesserung von Wundheilung bei Harninkontinenz
Nicht nur in Krankenhäusern werden Katheter eingesetzt, sondern auch in Alten- oder Pflegeheimen. Ältere Menschen leiden sehr häufig an Harnwegserkrankungen oder sind aufgrund von Bettlägerigkeit nicht in der Lage, selbstständig zur Toilette zu gehen. Wenn es nötig ist, kann ein Urologe oder eine Urologin einen Harnblasenkatheter auch ambulant in der Praxis legen und bei Bedarf ziehen.
Wie unangenehm ist ein Blasenkatheter?
Die Anlage eines Blasenkatheters über die Harnröhre ist ungewohnt, aber nicht schmerzhaft. Einige Patientinnen und Patienten berichten, dass sie ein leichtes Ziehen, Pieken oder Drücken verspüren.
Ruckartige Bewegungen oder Ziehen am Schlauch sind meist unangenehm und sorgen im Extremfall auch dafür, dass man sich aus Versehen selber den Katheter aus der Harnröhre zieht. Hier ist entsprechend Vorsicht geboten, denn es kann zu Verletzungen an den Harnwegen und der Harnblase kommen.
Wie lange darf ein Blasenkatheter liegen?
Dauert die Behandlung weniger als fünf Tage, eignet sich vor allem ein transurethraler Blasenkatheter.
Bei einer Behandlung von mehr als fünf Tagen ist ein suprapubischer Katheter sinnvoller: Das Risiko für Infektionen ist hierbei geringer, da er über die Haut direkt in die Harnblase gelegt wird.
Letztlich gibt es keine zeitliche Begrenzung für einen Katheter, jedoch steigt mit zunehmender Liegedauer auch das Risiko für Infektionen.
Kann man mit einem Blasenkatheter sitzen?
Auch mit einem Blasenkatheter ist eine normale Bewegung möglich. Wichtig ist nur, dass der Schlauch nicht abknickt, damit der Harn weiter ablaufen kann. Sitzen, auf dem Bauch liegen oder bestimmte andere Positionen sind mitunter unangenehm.
Vorsicht ist beim Aufstehen geboten: Bleibt der Katheterschlauch zum Beispiel an der Stuhllehne hängen, besteht die Gefahr, dass der Blasenkatheter aus Versehen aus der Blase herausgezogen wird. Das ist schmerzhaft und kann zu Verletzungen führen.
Welche Komplikationen sind bei einem Blasenkatheter möglich?
Bei transurethralen Blasenkathetern entwickeln sich häufig Harnwegsinfektionen, da es für Bakterien leichter ist, entlang des Katheterschlauchs in die Harnröhre vorzudringen und eine Entzündung hervorzurufen.
Während des Legens oder auch im Verlauf ist es möglich, dass benachbarte Strukturen, wie die Geschlechtsorgane, verletzt werden. Bei einem suprapubischen Katheter besteht beispielsweise die Möglichkeit, umliegendes Darmgewebe bei der Punktion zu verletzen, was zu Blutungen führt. Auch hier birgt die Punktionsstelle am Unterbauch ein Infektionsrisiko.
Wichtiger Hinweis
Bei allen Katheterformen befindet sich Fremdmaterial, wie der Katheterschlauch, im Körper. Es besteht immer das Risiko einer Entzündung. Bei Zugängen oder Kathetern ist es daher wichtig, auf Schmerzen, Rötungen und Schwellungen zu achten. Diese Anzeichen weisen meist auf eine Infektion hin. Dann sollte der Katheter umgehend ärztlich überprüft und gegebenenfalls entfernt werden. Entfernen Sie den Katheter aber niemals selbst!
Wann kommt ein Blasenkatheter nicht infrage?
Bei einem Abriss der Harnröhre ist das Anlegen eines transurethralen Blasenkatheters nicht möglich. Auch bei einer Verengung der Harnröhre ist das Verletzungsrisiko manchmal erhöht oder die Anlage eines Katheters erschwert, weshalb der Urologe beziehungsweise die Urologin unter Umständen vom Eingriff Abstand nimmt.
Eine Harninkontinenz ist kein alleiniger Grund für einen Blasenkatheter. Die Pflege mittels Katheter ist leichter und meist auch sauberer. Sind jedoch keine medizinischen Gründe vorhanden, darf ein Blasenkatheter nicht angelegt werden.
Eine bereits bestehende Infektion in dem Bereich, wo der Einstich für den Katheter erfolgen soll, eine Tumorerkrankung der Blase oder im Unterbauch sowie eine zu gering gefüllte Blase sind Gründe, die gegen die Anlage eines suprapubischen Blasenkatheters sprechen.
Bei einer Schwangerschaft, Gerinnungsstörungen oder Narben gehen Ärztinnen und Ärzte besonders vorsichtig vor, wenn sie einen Blasenkatheter legen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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