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Hochfunktionale Depression: Ursachen, Symptome und Verlauf


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Außen erfolgreich, innen leer
So verläuft die High Functioning Depression


Aktualisiert am 01.02.2024Lesedauer: 4 Min.
Hochfunktionale Depression: Betroffene funktionieren im Job, fallen anschließend aber oft in ein tiefes Loch.Vergrößern des Bildes
Hochfunktionale Depression: Betroffene funktionieren im Job, fallen anschließend aber oft in ein tiefes Loch. (Quelle: Tero Vesalainen/getty-images-bilder)

Depression – und keiner merkt's? Bei der sogenannten High Functioning Depression (hochfunktionale Depression) sind von außen kaum Symptome wahrnehmbar.

Die Betroffenen sind leistungsfähig im Beruf und oftmals aktiv in ihrer Freizeit. Doch in ihrem Inneren nehmen Erschöpfung, Verzweiflung und Traurigkeit zu.

Definition: Was ist eine hochfunktionale Depression?

Depressiv und trotzdem erfolgreich: Das ist möglich. Während bei der schweren "klassischen" Depression die Betroffenen neben Traurigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit unter einer starken Antriebslosigkeit und Leistungseinbrüchen leiden und den Alltag als Überforderung erleben, ist das bei der High Functioning Depression anders.

Sie sind antriebslos, erschöpft oder empfinden eine innere Leere? Finden Sie mit unserem Selbsttest heraus, ob möglicherweise eine Depression dahintersteckt.

Die Betroffenen, meist Frauen, sind im Außen hochleistungsfähig. Sie meistern Beruf, Familie und Freizeitgestaltung mit Erfolg und haben vermeintlich alle Herausforderungen im Griff. Daher ist im Zusammenhang mit der hochfunktionalen Depression auch von "atypischer Depression" die Rede.

Dysthymie oder hochfunktionale Depression?

Ein weiterer Begriff der im Zusammenhang mit der hochfunktionalen Depression genannt wird, ist Dysthymie. Laut der Deutschen Depressionsliga e.V. umfasst dieser Begriff chronische Depressionen, die zwar durch weniger stark ausgeprägte Symptome gekennzeichnet sind, dafür aber über Jahre andauern können.

Die Betroffenen können ihren Alltag und die beruflichen Aufgaben meist nur noch mit großer Anstrengung bewältigen.

High Functioning Depression: Außen erfolgreich, innen leer

So auch Betroffene einer hochfunktionalen Depression. Sie meistern ihrem Alltag, doch in ihrem Inneren nehmen Erschöpfung, Müdigkeit, Überforderung, Ausgezehrtheit und Verzweiflung zu. Da vor allem leistungsorientierte und perfektionistische Menschen von der hochfunktionalen Depression betroffen sind, bewegen sie sich in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Erschöpfung und den Leistungserwartungen an sich selbst.

Solche Menschen spüren, dass es zu viel wird, schaffen es aber nicht, den Ausgleich zu finden. Hinzu kommen häufig ein geringes Selbstwertgefühl sowie die Angst zu versagen und dem eigenen Perfektionismus nicht gerecht zu werden.

Diese hohen Anforderungen an die eigene Person führen zum einen zwar zum Erfolg. Doch sie erhöhen zum anderen auch immer mehr den Druck. Es ist möglich, dass Betroffene irgendwann Selbstmordgedanken entwickeln – bis hin zum Suizid. Viele haben Hemmungen, sich anderen anzuvertrauen und die eigene Überforderung und Verzweiflung mitzuteilen. Meist schwingt die Angst mit, von der Gesellschaft stigmatisiert zu werden und als "verrückt" oder als Versager zu gelten.

Symptome einer hochfunktionalen Depression

Manchmal bemerken es die Depressiven nicht einmal selbst, dass sie erkrankt sind – eben weil sie ihr Leben im Griff haben und im Außen doch eigentlich "alles gut funktioniert". Es gibt verschiedene Symptome, die auf eine High Functioning Depression hindeuten können.

Doch die Symptome alleine erlauben noch keine Diagnose. Wer den Verdacht hat, an einer hochfunktionalen Depression erkrankt zu sein, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Das kann im ersten Schritt der Hausarzt sein, aber auch ein Psychiater. Zu den möglichen Symptomen einer atypischen Depression gehören:

  • starke Versagensängste
  • hohe Ansprüche an sich selbst
  • Perfektionismus
  • ständige Gereiztheit
  • geringes Selbstwertgefühl
  • starke Angstgefühle, manchmal bis hin zu Panikattacken
  • Substanzmissbrauch, etwa ein erhöhter Alkoholkonsum, Tablettenmissbrauch oder Drogenkonsum
  • Schlaflosigkeit, Schlafstörungen
  • Müdigkeit, Erschöpfung
  • Hoffnungslosigkeit
  • untypische Essenszyklen
  • schleichender Rückzug von sozialen Aktivitäten
  • unausgeglichene Work-Life-Balance
  • mangelnde Begeisterungsfähigkeit
  • Verlust an Freude bei Aktivitäten, die sonst immer Spaß gemacht haben

Behandlung der High Functional Depression

Der erste und wichtigste Schritt, um eine High Functioning Depression behandeln zu können, ist die Einsicht der Betroffenen. Erst wenn sie merken, dass "etwas nicht stimmt" und es ihnen nicht gut geht, können sie Hilfe bei einem Arzt oder Psychotherapeuten suchen. Bereits dieser erste Schritt gestaltet sich für viele Betroffene schwierig.

Sie merken zwar, dass ihnen alltägliche Arbeiten Energie rauben und die Durchführung oft schwerfällt. Da sie es aber gewohnt sind, über ihre Leistungsgrenzen zu gehen, machen sie immer weiter und übergehen ihre eigenen Bedürfnisse. Sie sehen oft lange keinen Handlungsbedarf.

Hinzu kommt: Wenn Betroffene merken, dass Überforderung, Traurigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit Überhand nehmen, ist die Hemmschwelle, sich jemandem anzuvertrauen und Hilfe anzunehmen oft groß. Dabei schwingt nicht nur die Angst vor den Reaktionen anderer mit, sondern auch das eigene Gefühl versagt zu haben.

Viele Betroffene fühlen sich selbst schuldig, weil es ihnen schlecht geht. Ein Irrglaube, wie die Deutsche Depressionsliga e.V. in ihrem Ratgeber "Depression" betont: "Depression ist eine Krankheit, die behandelt werden muss. Sie hat nichts mit Charakterschwäche zu tun und die Betroffenen trifft keine Schuld an ihrer Erkrankung."

Verdacht auf hochfunktionale Depression bei anderen? Ansprechen und zuhören

Bleibt der Schritt hin zu einer Therapie der Depression aus, können Selbstmordgedanken aufkommen, die im weiteren Verlauf zum Suizid führen können. Möglich ist auch der körperliche und seelische Zusammenbruch. Vielen Betroffenen kann es eine große Hilfe sein, wenn das erste Hilfsangebot von außen kommt.

Wer den Verdacht hat, dass eine Person an einer High Functioning Depression leidet, kann er auf die Person zugehen. Dabei ist es wichtig, sie nicht sofort mit dem Verdacht zu konfrontieren, sondern offen zu kommunizieren, dass man das Gefühl hat, dass es dem Gegenüber nicht gut geht – und ob man helfen kann. Das kann dem Betroffenen helfen sich zu öffnen.

Online-Depressions-Test gibt erste Hinweise

Kostenlose Depressions-Tests, etwa der Selbsttest der Stiftung Deutschen Depressionshilfe, helfen bei einer ersten Einschätzung. Einen Arztbesuch beziehungsweise die ärztliche Diagnose ersetzen können sie nicht. Deutet der Selbsttest auf eine Depression hin, sollten Betroffene auf jeden Hilfe annehmen.

Nicht nur der Hausarzt oder ein psychiatrischer Facharzt ist eine wichtige Anlaufstelle. Hilfsangebote gibt es unter anderem von vielen Verbänden und Gesellschaften, beispielsweise:

Therapie der High Functioning Depression

Die Therapie der hochfunktionalen Depression fußt ebenso wie die Behandlung einer "klassischen" Depression auf drei Säulen:

  1. Behandlung mit Medikamenten (Antidepressiva)
  2. Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie)
  3. therapeutische Angebote, die bei der Alltagsbewältigung helfen und die Lebensqualität verbessern sollen (Lichttherapie, Rehabilitationssport und andere)

Je nach Ausprägung der Krankheit können Menschen mit einer hochfunktionalen Depression die Behandlungsangebote stationär oder ambulant erfolgen. Wie die Stiftung Deutsche Depressionshilfe mitteilt, kommt bei mehr als 70 Prozent der Betroffenen die Depression im Laufe des Lebens wieder.

Die meisten Rückfälle treten innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss der Akutbehandlung auf. Rückfallvorbeugende Maßnahmen sind daher ein weiteres wichtiges Therapiekonzept bei der Behandlung einer Depression.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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