Häufige Anzeichen und Ursachen Fazialisparese – wenn das halbe Gesicht plötzlich gelähmt ist
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach dem Aufwachen hängt plötzlich ein Mundwinkel nach unten, ein Augenlid lässt sich nicht mehr ganz schließen: Was es mit der Gesichtslähmung auf sich hat.
Eine plötzliche Erschlaffung der Gesichtsmuskulatur deutet nicht immer auf eine gefährliche Erkrankung hin. Allerdings sollten Betroffene sofort ins Krankenhaus fahren, um einen Schlaganfall als Ursache auszuschließen, rät der Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN). Aber: Meist handelt es sich um eine harmlosere Gesichtslähmung – die sogenannte Fazialisparese.
Die Fazialisparese ist eine Schwäche oder Lähmung der Gesichtsmuskulatur, die meist eine Gesichtshälfte betrifft. Dabei können Nase, Augen, Wangen und Stirn nicht mehr richtig bewegt werden. Der Grund: Der Gesichtsnerv ist geschädigt.
Welche Funktion hat der Gesichtsnerv?
Der Gesichtsnerv – auch Faszialisnerv oder "Nervus facialis" – ist der siebte von insgesamt zwölf Hirnnerven. Er tritt aus dem Hirnstamm, verlässt die Schädelbasis im Bereich des Felsenbeins hinter dem Ohrläppchen, läuft durch die Speicheldrüse und verteilt sich dann fächerförmig in feinen Verästelungen über das Gesicht.
Der Faszialisnerv steuert die Bewegung von Augen- und Stirnmuskulatur und ist für die Muskulatur von Wangen, Nase und Mund zuständig. Er versorgt einen Teil der Speicheldrüsen sowie die Tränendrüsen und sorgt dafür, dass man vor allem im vorderen Bereich der Zunge schmecken kann. All das funktioniert nicht mehr oder fällt zum Teil aus, wenn der Nerv geschädigt wird.
Symptome der Gesichtslähmung
Bei den Betroffenen führen die Symptome meist zu einem Schock. Dass viele sofort an einen Schlaganfall denken, ist verständlich, da sich die Anzeichen sehr ähneln.
Folgende Symptome sind typisch für eine Fazialisparese:
- Hängender Mundwinkel
- Missempfindungen in der Wange
- Sprechstörungen
- Stirnrunzeln oder Naserümpfen ist kaum möglich
- Schließen des Augenlids ist nicht vollständig möglich
- Störungen des Geschmacksinns
- Druckgefühl am Ohr
- Überempfindlichkeit bei Geräuschen
Wer diese Symptome feststellt, sollte umgehend den Notarzt rufen. Ein Laie kann nicht erkennen, ob es sich um einen Schlaganfall oder eine Fazialisparese handelt. Diese meist halbseitige Gesichtslähmung kann über Stunden oder sogar Tage andauern und sich verschlechtern. Sie verschwindet aber in vielen Fällen auch ohne Behandlung nach wenigen Wochen wieder.
Ursachen der Erkrankung
Bei der Fazialisparese ist die Funktion des Gesichtsnervs gestört. Warum das so ist, wissen Ärzte bislang nicht. Jüngste Erkenntnisse lassen aber vermuten, dass die Hirnnervenerkrankung in einigen Fällen durch eine Virusinfektion oder Immunstörung verursacht wird, die zum Anschwellen des Gesichtsnervs führt. So könnte es sein, dass Herpesviren wieder aktiv werden und die Lähmung auslösen.
Die Fazialisparese kann jeden Menschen treffen. Bei Frauen während der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt ist das Erkrankungsrisiko jedoch deutlich erhöht.
Weitere Risikofaktoren sind:
- Zugluft
- Stress
- Bakterien- oder Virusinfektionen
- Verletzungen, die den Nerv schädigen
- Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems wie Multiple Sklerose
- Tumoren in der direkten Umgebung
- Diabetes mellitus (vor allem in Verbindung mit Bluthochdruck)
- Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten
Therapiemöglichkeiten bei Fazialisparese
Die Behandlung einer Gesichtslähmung richtet sich nach deren Schweregrad und den einzelnen Symptomen. Da die Ursache der Fazialisparese oft unklar bleibt, zielen therapeutische Maßnahmen vor allem darauf ab, weitere Beeinträchtigungen zu verhindern. Kann der Patient zum Beispiel das Augenlid nicht vollkommen schließen, sollte das Auge zum Schutz vor Austrocknung und äußeren Reizen mit Salben versorgt werden.
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Der BVDN empfiehlt zudem eine Therapie mit krankengymnastischen Übungen. Ergänzend können Gesichtsmassagen und Mimikübungen helfen, die Beschwerden zu lindern. Um die optimale Behandlung zu finden, sollten Arzt und Patient gemeinsam die Therapieoptionen besprechen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.