Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ablauf, Wartezeit, Erfolgschancen Was bei einer Lebertransplantation passiert
Ist die Leber so stark geschädigt, dass sie sich nicht von selbst erholen kann, ist eine Lebertransplantation oft die letzte Hoffnung. Erfahren Sie, wann eine Lebertransplantation nötig wird, wie hoch die Lebenserwartung nach dem Eingriff ist und was eine Leberlebendspende ist.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Organen kann sich eine geschädigte Leber selbst erneuern. Ist ein Leberschaden jedoch sehr ausgeprägt, erholt sich das Gewebe nicht mehr. Dann kommt in bestimmten Fällen eine Lebertransplantation infrage.
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 826 Lebertransplantationen durchgeführt. Demgegenüber stehen 1.416 Patientinnen und Patienten, die im gleichen Jahr auf der Warteliste angemeldet wurden. Es stehen also insgesamt zu wenig Organe zur Verfügung. Wer eine Spenderleber braucht und bestimmte Voraussetzungen erfüllt, kommt dann auf eine Warteliste für eine Lebertransplantation.
Wann ist eine Lebertransplantation nötig?
Eine Lebertransplantation kann nötig werden bei Personen, die
- an akutem Leberversagen leiden oder
- eine weit fortgeschrittene chronische Leberschädigung haben.
In den meisten Fällen ist eine fortgeschrittene Fibrose/Leberzirrhose der Grund für eine Lebertransplantation. Dabei ist die Leber so geschädigt, dass sie dauerhaft vernarbt ist. Eine Leberzirrhose kann durch verschiedene Erkrankungen entstehen. Dazu zählen vor allem langjähriger Alkoholmissbrauch oder eine Leberentzündung (Hepatitis).
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Ursachen für eine nötige Lebertransplantation. Dazu zählen zum Beispiel
- Krebserkrankungen der Leber oder der Gallengänge
- Erkrankungen/angeborene Fehlbildungen der Gallenwege oder der Leber
- Stoffwechselstörungen der Leber, etwa Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
Voraussetzungen für eine Lebertransplantation
Eine Lebertransplantation gilt als letzte Therapieoption. Voraussetzung für den Eingriff ist, dass
- eine lebensbedrohliche, fortschreitende Leberschädigung vorliegt, von der sich die Leber nicht von allein regeneriert, und
- andere Behandlungen nicht mehr möglich sind oder erfolglos waren.
Gibt es eine Altersgrenze?
Ob eine Transplantation infrage kommt, hängt vor allem vom individuellen Gesundheitszustand der Person ab. Es gibt daher keine festgelegte Altersgrenze für eine Lebertransplantation. Allerdings müssen ältere Patientinnen und Patienten vorab besonders sorgfältig untersucht werden. Je nach körperlicher Verfassung kommt eine Lebertransplantation gegebenenfalls auch mit über 60 oder auch 70 Jahren infrage.
Ablauf einer Lebertransplantation
Wer die Voraussetzungen erfüllt, wird in der Regel zunächst auf eine Warteliste gesetzt. Diese ist nach Dringlichkeit sortiert: Je höher das Sterberisiko, desto schneller bekommt eine Patientin oder ein Patient eine Transplantation. Personen in akut lebensbedrohlichen Situationen – etwa bei einem akuten Leberversagen –, haben zum Beispiel eine höhere Priorität als chronisch Kranke.
An welche Stelle der Warteliste eine Person rückt, wird bei chronisch Kranken anhand eines Punktesystems festgelegt: dem MELD-SCORE (Model for End-stage Liver Disease). Die Ärztin oder der Arzt berechnet den MELD-SCORE mithilfe verschiedener Laborwerte, die auf die Schwere der Erkrankung und das individuelle Sterberisiko rückschließen lassen.
Vorgehen: Postmortale Leberspende und Lebendspende
Steht eine Spenderorgan zur Verfügung, meldet sich das Transplantationszentrum, und die Operation wird vorbereitet. Die Lebertransplantation ist ein größerer chirurgischer Eingriff unter Vollnarkose, der mehrere Stunden dauert. Die Operation führen nur spezialisierte Zentren durch. Die kranke Leber wird dabei entfernt und durch eine gesunde Leber (oder den Teil einer gesunden Leber) ersetzt. Ziel ist, dass das Spenderorgan alle Aufgaben der kranken Leber übernimmt.
Es lassen sich zwei Arten von Leberspende unterscheiden:
- die postmortale Leberspende und
- die Leberlebendspende.
In den meisten Fällen handelt es sich um eine postmortale Spende. Dass bedeutet, dass die Leber einer verstorbenen Person in den Körper eines anderen Menschen verpflanzt wird. Voraussetzungen sind, dass eine entsprechende Zustimmung zur Organspende vorliegt und der Hirntod der Person zweifelsfrei festgestellt wurde. Eine Variante der postmortalen Spende ist die Split-Lebertransplantation: Dabei wird das Organ nach der Entnahme geteilt, sodass zwei Personen je eine Teilleber erhalten – meist eine erwachsene Person und ein Kind.
Auch lebende Personen können einen Teil ihrer Leber spenden. Dann sprechen Fachleute von einer Leberlebendspende.
Etwa 6 von 100 transplantierte Lebern stammen von einer Lebendspenderin oder einem Lebendspender.
Nach der Transplantation
An den Krankenhausaufenthalt schließt sich meist eine Reha an. Nach der Lebertransplantation sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen nötig. Die Patientin oder der Patient muss lebenslang Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), damit der Körper das Organ nicht abstößt. Nach einer erfolgreichen Lebertransplantation können viele Patientinnen und Patienten wieder einem geregelten Alltag nachgehen.
Leberlebendspende
Gesunde Personen zwischen 18 und 60 Jahren können einer verwandten oder nahestehenden Person, die bereits auf der Warteliste steht, einen Teil ihrer Leber spenden. Da dieser Eingriff mit Risiken und einer psychischen Belastung verbunden ist, muss im Vorfeld sorgsam abgewogen werden, ob die Leberlebendspende infrage kommt.
Potenzielle Spenderinnen und Spender müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllen. So dürfen sie etwa keine chronischen Krankheiten haben und müssen dieselbe Blutgruppe haben wie die erkrankte Person. Vor einer eventuellen Spende sind viele verschiedene Untersuchungen notwendig. Bevor die Entscheidung für eine Transplantation getroffen wird, muss die Spenderin oder der Spender über alle möglichen Risiken und den möglichen Nutzen des Eingriffs aufgeklärt sein. Auch wird ein psychologisches Gespräch geführt, um herauszufinden, warum sich die Person für die Spende entschieden hat.
Auf Basis der Vorgespräche und Untersuchungen spricht eine Kommission des Krankenhauses eine Empfehlung darüber aus, ob die Person als Spenderin oder Spender infrage kommt. Ist das der Fall, kann die Transplantation in die Wege geleitet werden.
Der verbliebene Leberteil wächst wieder nach
Wichtig ist, dass das gesundheitliche Risiko der Spenderin oder der Spenders möglichst gering gehalten wird. Die Chirurgin oder der Chirurg entnimmt nur so viel Lebergewebe wie nötig. Bei einem erwachsenen Menschen sind dies meist etwa 60 Prozent der Leber.
Direkt nach der Entnahme wird das Leberteilstück möglichst zeitnah transplantiert. Der verbliebene Teil wächst nach und ist dann nahezu wieder so groß wie vor der Spende. Und auch das gespendete Lebergewebe wächst im Körper der Empfängerin oder der Empfängers, bis es nahezu die Ursprungsgröße erreicht hat.
Nach der Leberteilentnahme muss die Spenderin oder der Spender noch etwa ein bis zwei Wochen im Krankenhaus bleiben. Anschließend muss sie oder er regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. Bis die Leber wieder komplett nachgewachsen ist, vergehen etwa zwei Monate.
Risiken der Leberlebendspende
Eine Leberlebendspende ist immer auch mit Risiken für die Spenderin oder den Spender verbunden. Bei etwa jeder fünften spendenden Person treten nach dem Eingriff Komplikationen auf. Dazu zählen zum Beispiel:
- Wundheilungsstörungen
- ein vorübergehendes Leberversagen
- Absterben von Lebergewebe im Bereich des Operationsschnitts
- Entzündungen oder Verletzungen der Gallengänge
Erfolgschancen und Lebenserwartung nach der Lebertransplantation
Die Lebenserwartung von lebertransplantierten Patientinnen und Patienten hat sich in den letzten Jahrzehnten erhöht. Zu den Überlebensraten gibt es unterschiedliche Angaben. Von 100 transplantierten Personen leben nach einem Jahr je nach Quelle noch etwa 80 bis 90, fünf Jahre nach der Transplantation sind es etwa 70 bis 80.
Dies sind jedoch nur statistische Werte. Wie hoch die Erfolgschancen bei einer Person tatsächlich sind, ist letztlich von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt unter anderem vom persönlichen Gesundheitszustand vor der Transplantation ab.
Wenn die Spenderleber versagt, kommt in manchen Fällen auch eine erneute Transplantation (Retransplantation) infrage.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Die Lebertransplantation. Online-Informationen des Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.organspende-info.de (Abrufdatum: 17.2.2022)
- Online-Information von Lebertransplantierte Deutschland e. V.: www.lebertransplantation.eu (Abrufdatum: 17.2.2022)
- Transplantation. Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 1.2.2022)
- Jahresbericht Organspende und Transplantation in Deutschland 2020. Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). Online-Publikation: www.dso.de (Stand: April 2021)
- Lebertransplantation. Online-Informationen von Deximed: www.deximed.de (Stand: 1.6.2017)
- Largiadèr, F., Saeger, H., Keel, M.: Checkliste Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2016
- Baenkler, H., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2015