Retro-Computergames Diese Spiele der frühen 90er laufen auch auf Ihrem PC
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wem die Rechenpower für aktuelle Computerspiele fehlt, der kann zu Klassikern aus den frühen 90er-Jahren greifen. Die Titel in unserer Auswahl laufen garantiert auch auf betagten PCs.
Aktuelle Top-Games versuchen oft, mit fotorealistischer Grafik zu beeindrucken. Doch wer nicht die nötige Hardware besitzt, bleibt außen vor. Wir präsentieren eine Auswahl zehn klassischer Computerspiele aus der ersten Hälfte der 90er-Jahre, die auch heute auf so gut wie jedem Rechner laufen – Nostalgiefaktor inklusive.
"The Secret of Monkey Island" (1990)
Guybrush Threepwood will Pirat werden, das Herz einer Gouverneurin gewinnen und einen Geisterpiraten besiegen: Das ist zusammengefasst die Handlung von "The Secret of Monkey Island".
Das Spiel von Lucasfilm gilt als Meilenstein der Adventure-Titel und erreichte seinen Kultstatus unter anderem durch seinen speziellen Humor. Viele Spieler erinnern sich vermutlich an die legendären Verbal-Duelle, in denen die schlagfertigste Antwort gewinnt. Da fallen zum Beispiel solche Sätze: "Wie passend. Du kämpfst wie eine Kuh." Die gelungene deutsche Übersetzung des Journalisten Boris Schneider trägt hier zur richtigen Stimmung bei.
Zeitgenossen zeigten sich begeistert. Das Fachmagazin "Power Play" schrieb in einem Test von 1991: "Das Spiel ist noch witziger als Maniac Mansion, noch umfangreicher als 'Zak McKracken' und hat noch schönere Grafik als Indiana Jones." Und die "Amiga Joker" resümierte in ihrem Artikel gleichen Jahr: "Mit Monkey Island hat sich Lucasfilm förmlich selbst übertroffen (...)".
"Battle Isle" (1991)
"Battle Isle" ist ein Rundenstrategiespiel und der erste große Erfolg für das deutsche Entwicklerstudio Blue Byte, das auch für die "Anno"- und "Siedler"-Serie bekannt ist. Spieler übernehmen aus der Vogelperspektive das Kommando über eine Armee auf dem fiktiven Planeten Chromos und können gegen den Computer oder einen menschlichen Spieler antreten. Ziel ist es, alle gegnerischen Einheiten zu zerstören oder das feindliche Hauptquartier zu erobern.
Das Besondere im Vergleich zu anderen Rundenstrategiespielen: Der Titel ist in einen Kampf- und Bewegungsmodus aufgeteilt. Während ein Spieler seine Einheiten zieht, kann der andere angreifen. Wer erfolgreich sein will, sollte darum schon mehrere Runden im Voraus planen und sich auf alle Eventualitäten einstellen. Die "Amiga Joker" nannte "Battle Isle" in einem Test von 1991 einen "strategischen Geniestreich". Das Fazit der Kenner: "Was gibt's an Battle Isle auszusetzen? Nichts!"
"Ultima Underworld: The Stygian Abyss" (1992)
Das 1992 erschienene Rollenspiel gilt als das erste seiner Art in einer 3-D-Umgebung mit texturierter Grafik. Wie in anderen "Ultima"-Teilen übernehmen Spieler auch hier die Rolle des Avatars – eines edlen Helden. Es gilt, die Tochter eines Königs aus dem Stygian Abyss zu retten – einem Höhlenkomplex innerhalb eines Vulkans. Dabei können Spieler Monster mit Waffen oder Magie bekämpfen sowie mit Nicht-Spieler-Charakteren sprechen und Handel treiben.
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Das Spiel konnte anno 1992 vor allem mit seiner Technik und Grafikpracht beeindrucken – die auch entsprechende Hardware erfordert. So machte das Spielemagazin "Play Time" in seinem Text schon von Anfang an klar: "Unter einem 386er mit mindestens 520kB Haupt- und 480kB Erweiterungsspeicher tut sich (...) gar nichts."
"Indiana Jones and the Fate of Atlantis" (1992)
Hier übernehmen Spieler die Rolle des bekannten Film-Archäologen Indiana Jones. In der eigens für das Spiel geschriebenen Geschichte kämpft "Indy" erneut gegen Nazis: Diesmal sind sie hinter dem Geheimnis von Atlantis her. Jones muss das Abenteuer nicht allein bestreiten: Zur Seite steht ihm seine frühere Kollegin Sophia Hapgood – wenn der Spieler es wünscht. Denn eine Besonderheit an dem Titel ist, dass Spieler sich für drei Wege entscheiden können, die verschiedene Handlungsmöglichkeiten und Enden bieten.
Wie in anderen Adventures müssen Spieler auch hier Rätsel lösen und können dafür auf verschiedene Befehle zugreifen. Dazu gibt es auch Kampfszenen in Form von Geschicklichkeitsspielen. In Tests erhielt der Titel gute bis sehr gute Bewertungen. So schwärmte die "PC Joker" in ihrem Bericht 1992 fast durchgehend von "Indiana Jones and the Fate of Atlantis" und fasste zusammen: "Irgendwelche Schwachpunkte? Wir haben keine gefunden: Indy 4 ist auch ohne Filmvorlage das beste Indy bisher – ein Erlebnis!"
"Doom" (1993)
Im Ego-Shooter "Doom" übernehmen Spieler die Rolle des letzten überlebenden Marines einer Marsbasis, die von Dämonen überrannt wurde. Das Ziel: Die Basis von allen Dämonen befreien. Bereits "Wolfenstein 3D" konnte 1992 mit seiner rudimentären 3-D-Grafik beeindrucken. Ende 1993 folgte "Doom" und hob das Ganze auf ein neues Level: Bessere Grafik, komplexere Levels, mehr Waffen, viele versteckte Extras und auch einen Mehrspielermodus bot das Spiel.
Viele Fachmedien bejubelten den Titel. "Doom" galt zudem als Blaupause für zukünftige Ego-Shooter; Konkurrenzprodukte wurden darum auch gerne Doom-Klone genannt. In Deutschland indizierte die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien den Titel im Mai 1994. Als einer der Gründe hieß es damals: "Die sozialethische Desorientierung rührt hier aus der Einübung des gezielten Tötens." 2011 nahm die Prüfstelle "Doom" und auch "Doom II" nach erneuter Begutachtung vom Index. Hier argumentierten die Prüfer: "Das spielerische Erleben hinsichtlich der empathischen Beeinflussung der Rezipierenden ist demnach heute anders zu bewerten als noch vor 18 Jahren."
"Myst" (1993)
In diesem Adventure von 1993 gelangen Spieler auf die Insel Myst und müssen verschiedene Rätsel lösen, um die Handlung voranzutreiben. Neben der damals beeindruckenden Grafik – die auch noch heute gut anzuschauen ist – lobten Kritiker vor allem die Geschichte. So titelte die New York Times damals: "Mit 'Myst' kann eine neue Kunstform entstehen."
Mit mehr als sechs Millionen Kopien galt der Titel zudem als das meistverkaufte Computerspiel seiner Zeit. In der deutschen Presse fielen die Kritiken jedoch differenziert aus. Aber zumindest die "PC Joker" von 1994 schrieb: "Wer mal ein wirklich mysteriöses Stück Software sehen will, sollte diesen bizarren Zauberinseln einen Besuch abstatten!"
"Day of the Tentacle" (1993)
Mit "Day of the Tentacle" (eigentlich "Maniac Manson II: Day of the Tentacle") erschien 1993 der Nachfolger des beliebten Point-and-Click-Adventures "Maniac Mansion" von 1987. Im neuen Teil übernehmen Spieler die Rolle von Bernard, Hoagie und Laverne, die bereits aus "Maniac Mansion" bekannt sind. Diesmal gilt es, die Welt vor dem mutierten purpurnen Tentakel zu retten. Dazu müssen die Hauptfiguren durch die Zeit reisen. Durch einen Fehler landet aber Hoagie 200 Jahre in der Vergangenheit, Laverne 200 Jahre in der Zukunft, während Bernard in der Gegenwart bleibt.
Der Spieler kann die Charaktere nach Belieben steuern und auch Gegenstände durch die Zeit schicken. Zudem wirken sich Handlungen in der Vergangenheit auch auf die Zukunft aus. Dank seiner Geschichte, der Rätsel und seines Humors erhielt das Spiel damals sehr gute Bewertungen und gilt noch heute als Kult-Game. Als Kritikpunkt wurde vor allem die deutsche Lokalisierung genannt. 2016 kam eine grafisch aufgehübschte HD-Version heraus: "Day of the Tentacle Remastered". Und 2018 erschien mit "Return of the Tentacle – Prologue" ein Fanadventure.
"X-Wing" (1993)
"X-Wing" setzt Spieler in das Cockpit von einem der gleichnamigen Raumjäger aus dem "Star Wars"-Universum – oder eines anderen Schiffes der Rebellenflotte. Es gilt, gegen Jäger und auch Großkampfschiffe des Galaktischen Imperiums zu kämpfen. Dabei war es das erste Mal, dass "Star Wars"-Fans Raumschlachten in ihrem Lieblingsuniversum so grafiklastig erleben konnten.
Das Spiel erntete viel Lob. Tester hoben das immersive Spielgefühl hervor, auch wenn manche die schwierigen Missionen oder die – im Vergleich zu "Wing Commander " – magere Geschichte bemängelten. Wer aber "Star Wars" liebt und Fan von Retro-Games ist, sollte sich "X-Wing" nicht entgehen lassen. Sympathisanten des Galaktischen Imperiums können auch zu dem ein Jahr später erschienenen "TIE Fighter" greifen. Und wer wirklich nichts mit der alten Pixel-Optik anfangen kann: Mit "Star Wars: Squadrons" haben Sie die Möglichkeit, "Star Wars"-Raumschlachten im modernen Look nachzuerleben (Hier geht's zum Test des Spiels)
"Wing Commander 3 – Heart of the Tiger" (1994)
Der dritte Teil der "Wing Commander"-Reihe erzählt den Krieg zwischen der menschlichen Terran Confederation und den katzenartigen Kilrathi zu Ende. Spieler schlüpfen erneut in die Rolle des Piloten Christopher Blair. Im Fokus sind zahlreiche Schlachten im Weltraum aber auch auf Planetenoberflächen, wobei Spieler Flügelpilot und auch Raumjäger selbst bestimmen können. Während der Kämpfe können sich Spieler auf dem Mutterschiff mit verschiedenen Charakteren unterhalten. Entscheidungen des Spielers oder verlorene Missionen können den weiteren Verlauf beeinflussen.
"Wing Commander 3" wurde besonders durch seine Hollywood-Besetzung bekannt, die in den Zwischensequenzen auftritt. So spielt "Star Wars"-Star Mark Hamill den Protagonisten Christopher Blair. Weitere bekannte Namen sind beispielsweise Malcolm McDowell ("Clockwork Orange") oder "Herr der Ringe"-Star John Rhys-Davies. Mit einem Budget von etwa vier Millionen US-Dollar war "Wing Commander 3" auch die teuerste Videospielproduktion seiner Zeit.
"Heretic" (1994)
Ego-Shooter "Heretic" basiert auf der Grafik-Engine von "Doom" und ähnelt auch dem Titel – spielt jedoch in einem Fantasy-Szenario. Spieler schlüpfen in die Rolle eines namenlosen Helden (im zweiten Teil Corvus benannt) und müssen sich durch besessene Horden von Fantasy-Wesen kämpfen. "Heretic" gilt als einer der ersten Ego-Shooter in dem Nutzer nach oben und unten blicken konnten. Auch konnten Spieler Gegenstände in ein Inventar packen – bisher war diese Mechanik nur von Rollenspielen bekannt.
"Heretic" erhielt nach Erscheinen durchwachsene Bewertungen. Heute gilt das Spiel aber als Kult. Als besonders witzig gilt es, Gegner – beziehungsweise Mitspieler im Mehrspielermodus – mithilfe eines Zaubers in ein Hühnchen zu verwandeln.
"Command & Conquer: Der Tiberiumkonflikt" (1995)
Die "Command & Conquer"-Titel gelten als eine der bekanntesten Strategiespielreihen der Welt. Im ersten Teil "Command & Conquer: Der Tiberiumkonflikt" können sich Spieler zwischen der Sekte der "Bruderschaft von Nod" oder der GDI – einer Armee der Vereinten Nationen – entscheiden. Im Fokus steht der Kampf um den neuen Rohstoff Tiberium. Kurze Videos zwischen den Missionen erzählen die Geschichte weiter. Die "PC Games" fasste damals zusammen: "Command & Conquer ist das Echtzeit-Strategiespiel von 1995."
Deutsche Gamer befehligten 1995 statt Menschen jedoch Roboter – eine Maßnahme, um einer Indizierung zu entgehen. Auch Todesschreie fehlen und einige Videosequenzen wurden angepasst. Mittlerweile gibt es auch eine "Remastered"-Version des Spiels in hochauflösender 4K-Grafik, die auch in Deutschland ungeschnitten erhältlich ist.
Wo bekomme ich solche alten Spiele noch?
Wer die alten Titel noch im Keller hat, kann versuchen, sie mithilfe eines Emulators auf modernen Systemen abzuspielen. Daneben bietet die Seite "Archive.org" eine Sammlung alter Games, die im Browser emuliert werden. Mehr dazu lesen Sie hier. Auch finden Sie online weitere Seiten, die alte Software wie Spiele emulieren. Legal ist das jedoch selten.
Spieleplattformen wie Steam, Origin oder Gog.com bieten eine legale Alternative, alte Spiele in digitaler Form zu kaufen. Vor allem Gog.com hatte sich beim Erscheinen 2008 auf Retro-Games fokussiert und wird noch heute als Anlaufstelle für alte Titel empfohlen. Die Spiele sind für aktuelle Systeme wie Windows 10 aufbereitet und meist für weniger als zehn Euro erhältlich. So finden Sie fast alle Spiele der obigen Liste auf einer der Plattformen – entweder im Original in englischer, oft auch deutscher Sprachausgabe. In manchen Fällen erhalten Nutzer zur Originalversion eine (grafisch) verbesserte Variante sowie die Nachfolger des jeweiligen Titels.
- Podcast Stay Forever
- nytimes.com: "A New Art Form May Arise From the 'Myst'"
- Eigene Recherche