Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Was Dortmund jetzt braucht Es wird immer wahrscheinlicher
Die Stimmung beim BVB könnte nach den jüngsten Misserfolgen kaum mieser sein. Trotzdem sollen Trainer und Spieler noch eine Chance bekommen. Ein Fehler?
Sechs Spiele ohne Sieg, ein angeblicher Putschversuch gegen Trainer Edin Terzić, Ärger um einen Mitarbeiter von Sportdirektor Sebastian Kehl – bei Borussia Dortmund brodelt es in der Winterpause wie bei keinem anderen Topklub. Eine Krisensitzung der Verantwortlichen ergab trotzdem: Trainer und Sportdirektor dürfen bleiben und bekommen noch eine Chance. Auch der Kader soll zumindest keinen großen Umbruch im Winter-Transferfenster erfahren.
Während es in der Branche viel Lob für das Festhalten am Trainer gibt, fragen sich Fans und Experten, ob es auch die richtige Entscheidung ist – und der Klub in der Lage, in dieser Konstellation eine Aufholjagd zu starten. Der BVB liegt derzeit in der Bundesliga nur auf dem fünften Platz und hat schon sechs Punkte Rückstand auf Platz vier. Um auch in der kommenden Saison in der Champions League spielen zu dürfen, muss Dortmund unbedingt unter die ersten Vier kommen. Das führt zu der Frage:
Muss Dortmund im Winter doch großflächig umbauen?
Ja, der BVB braucht schnell eine neue Strategie
Dortmund in der Champions League? Überragend. Dortmund in der Bundesliga? Enttäuschend. Dortmund im Pokal? Peinlich.
Und deshalb geht es so auch nicht weiter. So erfreulich die vereinzelten Gala-Auftritte gegen Newcastle oder Paris waren: Für den BVB sind immer noch die nationalen Wettbewerbe der Maßstab. Und da ist er raus aus dem Titelrennen und weit weg von den Ansprüchen. Dortmund nächstes Jahr nur in der Europa League? Das wird immer wahrscheinlicher.
Die Bosse setzen bislang auf Beharrlichkeit und Kontinuität auf allen Positionen. Wollen sie eine Aufholjagd starten, müssen sie diese Strategie schnell über Bord werfen, eine Wende im Winter hinlegen und großflächig umbauen. So überraschend das auch wäre.
Trainer Terzić ist einfach kein Jürgen Klopp, Marco Reus angeblich ein Putschist und Topverdiener Niklas Süle meist Ersatz. Thomas Meunier soll schon lange weg, Donyell Malen will schon lange weg. Sie alle haben keine Zukunft beim BVB.
Dazu kommt eine lange Liste an Profis, die auf Bewährung sind – weil sie endlich mal oder mal wieder zeigen müssen, dass sie BVB-Niveau haben: Ramy Bensebaini, Marius Wolf, Salih Özcan, Giovanni Reyna, Sébastien Haller, Youssoufa Moukoko. Über sie sollten die Dortmunder zumindest nachdenken.
Der Einzige, der gerade Hoffnung macht, heißt Paris Brunner und hat gerade die deutsche U17 zum WM-Titel geschossen. Leider wird er nicht reichen, um wieder unter die Top vier zu kommen.
Nein, denn der Schein trügt
Trotz der jüngsten Durststrecke ist der BVB weiter die Bundesligamannschaft mit den wenigsten Niederlagen im Jahr 2023 (vier in 35 Ligaspielen). Und bis vor einer Woche war Borussia Dortmund auch das Team, welches im aktuellen Kalenderjahr die meisten Punkte erspielt hat. Der Schein trügt. Es läuft nicht so schlecht, wie viele meinen.
Warum sollte man in dieser Situation alles über den Haufen werfen?
Trainer und Spieler auszutauschen, bringt gar nichts. Denn es gibt keinen besseren Coach für Dortmund als Edin Terzić. Er kennt den Verein, die Spieler, kommt aus der Region, ist selbst BVB-Fan. Und bitte nicht vergessen: Er war derjenige, der den Klub zum letzten Titel der Vereinsgeschichte führte, gewann 2021 den DFB-Pokal.
Vielmehr sollte sich Terzić im Winter Zeit nehmen, um seine Taktik zu überdenken. Gerade bei Auswärtspartien ließ er sein Team in der Hinrunde häufig zu defensiv spielen. Das muss ein Ende haben, denn die Spieler in seinem Kader sind auf Offensivfußball ausgerichtet. Und er hat tolle Jungs, der BVB hat einen guten Mix aus erfahrenen Fußballern wie Mats Hummels oder Marco Reus und Toptalenten wie Jamie Bynoe-Gittens. Spieler in der Winterpause abzugeben, macht da keinen Sinn, denn nach der ersten Halbserie sind selten gute Fußballer auf dem Markt, die man dafür verpflichten kann.
Ganz sicher: Sollte Terzić das BVB-Spiel anpassen, ist viel möglich – auch die Aufholjagd auf Leipzig, Stuttgart, Bayern und Leverkusen.
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