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AfD | So divers sind die Wähler der Partei wirklich


Manche wünschen sich Kaiserzeit zurück
So divers sind die AfD-Wähler wirklich

Von t-online, csi

21.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Alice Weidel (l.) und Tino Chrupalla: Die meisten Wählerinnen und Wähler der AfD leben in Westdeutschland.Vergrößern des BildesAfD-Chefs Alice Weidel (l.) und Tino Chrupalla: Die meisten Wählerinnen und Wähler ihrer Partei leben in Westdeutschland. (Quelle: Bernd Elmenthaler/imago-images-bilder)

"Die AfD ist wie die anderen Volksparteien eine Mehrmilieupartei", sagt ein Bremer Soziologe. Eine Studienauswertung der "Zeit" zeigt nun, wer mit der Partei sympathisiert.

Männlich, älter als 50, geringe Bildung und wahrscheinlich sogar aus Ostdeutschland – so stellen sich viele einen typischen Wähler der AfD vor. Eine aktuelle Datenanalyse der "Zeit" stimmt tatsächlich mit vielen dieser Vorstellungen überein. Sie zeigt allerdings auch: Es gibt nur wenige gesellschaftliche Gruppen, in der die AfD keine zweistelligen Zustimmungswerte hat.

56 Prozent der potenziellen AfD-Wählerinnen und -Wähler sind Männer, insgesamt 65 Prozent sind über 50 Jahre alt. Jeweils rund ein Drittel der AfD-Sympathisanten hat einen Haupt- und Realschulabschluss, 18 Prozent haben den von der "Zeit" ausgewerteten Daten zufolge Abitur. Zum Vergleich: Bei den Sympathisanten der anderen Parteien haben im Schnitt 30 Prozent Abitur. In Ostdeutschland ist die AfD zwar im Vergleich zu anderen Parteien deutlich stärker vertreten, dennoch leben mit 76 Prozent die meisten potenziellen Wählerinnen und Wähler im Westen.

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Viele AfD-Wähler mit Demokratie unzufrieden

Der Soziologe Nils Kumkar, der an der Universität Bremen zu rechtspopulistischen Einstellungen forscht, erklärt der "Zeit": "Die AfD ist wie die anderen Volksparteien eine Mehrmilieupartei." Sie spricht längst nicht mehr nur eine Nische an, sondern breite Teile der Gesellschaft. Kumkar unterscheidet demnach drei Gruppen von Wählerinnen und Wählern der AfD, die sich auch teils überschneiden: diejenigen, die mit der Politik und der Demokratie unzufrieden sind, diejenigen, die sich wirtschaftlich bedroht sehen und diejenigen, die autoritär bis rechts denken.

Mit 75 Prozent sind den Daten zufolge überproportional viele der potenziellen AfD-Wählerinnen und -Wähler mit der Demokratie, wie sie in Deutschland besteht, unzufrieden bis sehr unzufrieden. Bei anderen Parteien liegt dieser Wert bei insgesamt 27 Prozent. Und auch in der Meinungsfreiheit sehen sich viele potenzielle AfD-Wählerinnen und -Wähler eingeschränkt. Insgesamt 59 Prozent von ihnen stimmten der Aussage "Leute wie ich dürfen ihre Meinung in der Öffentlichkeit nicht mehr frei äußern" voll und ganz oder eher zu. Andere Parteien kommen insgesamt auf 18 Prozent, die dieser Aussage "eher" oder "voll und ganz" zustimmen.

"Teile wünschen sich in eine Zeit ähnlich dem Kaiserreich zurück"

Auffällig ist ebenfalls, dass 16 Prozent der AfD-Sympathisanten glauben, dass ihre eigene wirtschaftliche Lage in einem Jahr wesentlich schlechter sein wird. Bei anderen Parteien liegt dieser Wert lediglich bei 5 Prozent. 30 Prozent der AfD-Sympathisanten schätzen ihre wirtschaftliche Lage in einem Jahr "etwas schlechter" ein, bei den anderen Parteien sind es 20 Prozent.

Politisch sieht sich die Hälfte der AfD-Sympathisanten in der Mitte, 32 Prozent ordnen sich Mitte-Rechts ein, 12 Prozent rechts und mit vier Prozent ein kleiner Teil links oder Mitte-links. Die aktuellen Sympathisanten halten sich damit für mittiger als die früheren Sympathisanten, schreibt die "Zeit".

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Politologe Aiko Wagner, der an der Freien Universität Berlin zu Parteiensystemen und politischen Einstellungen forscht, erklärt demnach: "Teile der AfD-Wählerschaft wünschen sich in eine Zeit ähnlich dem Kaiserreich zurück, wo Disziplin und Ordnung eine zentralere Rolle spielen." Zwar seien diese Teile der AfD-Sympathisanten nicht per se antidemokratisch, so Wagner zur "Zeit", sie lehnten die liberale Demokratie mit den aktuellen Führungspersonen allerdings ab und favorisierten starke Anführer und direkte Demokratie.

Soziologe glaubt an maximal 25 Prozent für die AfD

Die ausgewerteten Daten zeigen, dass 82 Prozent der potenziellen AfD-Wählerinnen und Wähler mit den Leistungen der aktuellen Bundesregierung völlig unzufrieden sind. Bei anderen Parteien sind es 32 Prozent. Der Aussage, dass eine Diktatur "unter bestimmten Umständen" die bessere Staatsform sei, stimmen fünf Prozent der AfD-Sympathisanten "voll und ganz" und 13 Prozent "eher" zu. 28 Prozent von ihnen stimmten "teils/teils" zu, 18 Prozent "eher nicht" und 35 Prozent "überhaupt nicht".

Insgesamt zeigen die Daten: Die potenziellen Wählerinnen und Wähler der AfD sind diverser als der Mann aus Ostdeutschland, über 50 und mit geringer Bildung. Kumkar hält es laut "Zeit" dennoch für möglich, dass die Partei maximal 25 Prozent der Wählerstimmen bekommt. Damit sei das "nationalchauvinistische" Potenzial erreicht, das es in Deutschland schon immer gegeben habe. Für die These spricht dem Bericht zufolge, dass fast alle Teilnehmenden der ausgewerteten Studie die AfD entschieden ablehnen, die sich einer anderen Partei zugehörig fühlen.

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