Schmerzhafte Entzündungen Wie sich Akne inversa von normalen Pickeln unterscheidet
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Akne inversa bezeichnet eine Hauterkrankung, bei der sich schmerzhafte Abszesse und Fisteln in der Haut bilden. Die Lebensqualität der Betroffenen ist aufgrund der ausgedehnten eitrigen Entzündungen stark beeinträchtigt. Auslöser ist eine Verhornungsstörung. Welche Symptome typisch für Akne inversa sind und wie die Behandlung aussieht.
Was ist Akne inversa?
Akne inversa (Hidradenitis suppurativa) ist eine nicht heilbare, immer wiederkehrende Hauterkrankung. Bei den Betroffenen bilden sich in Hautfalten große, schmerzhafte, teils offene Abszesse (Eiteransammlungen), die sich zu Fisteln (eitrigen Gängen in der Haut ausdehnen können.
Die schweren Entzündungsreaktionen der Akne inversa schränken das Leben der Betroffenen stark ein. Durch die Schmerzen, die teils offenen Wunden sowie verhärtetes Narbengewebe sind die Bewegungen oft stark eingeschränkt. Unangenehm ist es unter anderem auch, wenn sich Abszesse spontan entleeren.
So viel Lebensqualität nimmt Akne inversa
Die Erkrankung kann bis hin zur Arbeitsunfähigkeit und zum sozialen Rückzug der Betroffenen führen. Geschätzt leiden etwa 40 Prozent der Akne inversa-Kranken unter Depressionen aufgrund der schweren Hauterkrankung. Laut dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD) ist sogar eine Anerkennung als Schwerbehinderung möglich.
Die Akne inversa birgt bei ausgeprägteren Krankheitsverläufen zudem gesundheitliche Risiken: Laut dem BVDD besteht die Gefahr einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis), wenn Bakterien in die Blutgefäße gelangen.
Akne inversa: Ursachen der Hauterkrankung
Auch wenn zu Beginn der Hauterkrankung viele zuerst an „normale“ Akne denken: Akne inversa hat nichts mit der klassischen Akne mit unreiner Haut zu tun. Meist treten zu Beginn erbsengroße Knötchen auf – vor allem im Achsel-, Scham- und Leistenbereich sowie am Po und bei Frauen häufig unter den Brüsten. Ursache der Akne inversa ist eine Verhornungsstörung der Talgdrüsen an den Haarwurzeln.
Die hornbildenden Zellen sind überaktiv und es kommt zu Verstopfungen des Haarkanals. Talg sammelt sich, in dem sich Bakterien ideal vermehren können. Talgdrüse und Haarwurzel entzünden sich. Auch benachbarte Schweißdrüsen können betroffen sein. Es kommt zur Eiterbildung. Experten vermuten unter anderem eine Fehlsteuerung des Immunsystems sowie eine erbliche Veranlagung als Auslöser der Hauterkrankung.
Akne inversa kommt oft mit 30
„Meist tritt die Erkrankung im frühen Erwachsenenalter auf“, erklärt Dr. Uwe Kirschner, Hautarzt und Akne inversa-Experte aus Mainz, in einer Pressemitteilung vom BVDD. Untersuchungen zufolge zeigt sich die Hauterkrankung meist um das 30. Lebensjahr. Schätzungen zufolge sind etwa drei Millionen Deutsche betroffen – Frauen häufiger als Männer. Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen kommt es zu einer starken Ausprägung der Erkrankung.
Akne inversa: Symptome erkennen
Die Akne inversa geht mit einer Vielzahl verschiedener Symptome einher:
- geschwollenes, entzündetes Hautgewebe
- erbsengroße entzündete Knötchen
- Rötungen
- Schmerzen
- Fistelbildung (im fortschreitenden Verlauf)
- Einblutungen
- Narbenbildung
- ausgeprägte eitrige Entzündungen (Abszesse), die sich entleeren können
- Schwellungen der Lymphknoten
- Kopfschmerzen
- Fieber
- verschlechterter Allgemeinzustand
Vom eitrigen Abszess zur Fistel
Kapselt der Körper den entzündeten Bereich vom gesunden Gewebe ab, entsteht ein sogenannter Abszess, also eine Eiteransammlung unter der Haut. Ausgehend von dem Abszess kann sich wiederum eine Fistel bilden. Durch diesen krankhaften Gang in der Haut sucht sich der Eiter seinen Weg nach draußen. Der Abszess entleert sich.
Es kann zu einer unangenehmen Geruchsentwicklung kommen. Außerdem können Kleidungsstücke durchnässt werden. Die Erkrankung ist daher mit starken Schamgefühlen verbunden. „Die Akne inversa hat einen sehr starken negativen Einfluss auf die Lebensqualität“, betont Kirschner.
Häufige Risikofaktoren der Akne inversa
Rauchen und Übergewicht werden in Zusammenhang mit der Entstehung der Akne inversa diskutiert. Doch viele Betroffene sind Nichtraucher und normalgewichtig. Die Erkrankung ist gehäuft bei Menschen mit rheumatischen Erkrankungen anzutreffen.
Schweiß und enge Kleidung fördern die Erkrankung ebenso wie eine Nassrasur, bei der es zu Mikroverletzungen der Haut kommt, wodurch Bakterien leichter eindringen können. Auch Stress kann den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Akne inversa tritt meist unabhängig von der „klassischen“ Akne auf.
Wann bei Akne inversa eine OP infrage kommt
„Viele Betroffene haben einen jahrelangen Leidensweg hinter sich, bis die Erkrankung erkannt und adäquat behandelt wird“, berichtet Kirschner gegenüber dem BVDD. Ist Akne inversa diagnostiziert, sind oft operative Maßnahmen als Therapiemaßnahme angebracht. Dabei werden die eingekapselten Abszesse und Fisteln oft mehrere Zentimeter tief herausgeschnitten.
Die Patientinnen und Patienten brauchen Geduld: Die Wundheilung ist langwierig und kann sich über mehrere Wochen bis Monate hinziehen. Außerdem besteht das Risiko, dass sich neue entzündliche Reaktionen an anderen Hautbereichen bilden.
Medikamentöse Behandlung bei Akne inversa
Neben der Operation begleiten Medikamente die Akne inversa-Behandlung. Antibiotika sind dann unverzichtbar, wenn es zu Infektionen kommt. Lichttherapie (IPL) und Radiofrequenztherapie können vor allem bei leichten und mittelschweren Akne inversa-Verläufen helfen. Die Verwendung von Einmalrasierern sowie die Desinfektion, etwa mit antiseptischen Cremes, helfen der Haut, Entzündungsschübe zu reduzieren.
„Häufig werden verschiedene Maßnahmen kombiniert, um eine Kontrolle der Hauterkrankung zu erzielen“, erklärt Kirschner. Welche Maßnahmen im Einzelfall für die Therapie am besten geeignet sind, bespricht der behandelnde Dermatologe mit dem Betroffenen. Auch ein Rauchstopp sowie eine Gewichtsreduktion wird von Ärzteseite bei Akne inversa dringend angeraten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Universitätskliunikum Frankfurt
- Schäffler (Hrsg.): Gesundheit heute. Krankheit, Diagnose, Therapie. Das Handbuch für Schulmedizin, Naturheilkunde und Selbsthilfe.