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Wehrpflicht: Braucht die Bundeswehr das überhaupt? Pro und Kontra


Rückkehr der Wehrpflicht
Das wäre ein erbärmlicher Trick


Aktualisiert am 10.05.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Soldaten beim Training (Symbolbild): Es wird über die Wiedereinführung einer Wehrpflicht diskutiert.Vergrößern des Bildes
Soldaten beim Training (Symbolbild): Es wird über die Wiedereinführung einer Wehrpflicht diskutiert. (Quelle: IMAGO/Sven Eckelkamp/imago)

Die Wehrpflicht steht vor einer Rückkehr, Verteidigungsminister Pistorius will bald konkrete Vorschläge machen. Doch braucht Deutschland das überhaupt?

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat bereits angekündigt, noch in diesem Quartal Vorschläge für eine neue Wehrpflicht vorzulegen. Er will verschiedene Modelle prüfen lassen. Zustimmung gibt es dabei auch aus der Opposition. Die CDU hat sich auf ihrem Parteitag jüngst dafür ausgesprochen, die 2011 ausgesetzte Wehrpflicht nun wieder einzuführen.

Doch es gibt für die Pläne auch Gegenwind, vor allem von Pistorius' Parteikameraden. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die Wehrpflicht zuletzt als "keine gute Idee", der Parteivorsitzende Lars Klingbeil möchte lieber bestehende Freiwilligendienste stärken.

Braucht es eine neue Wehrpflicht?

Pro
Julian Alexander FischerRedakteur Politik

Ja, denn sie stärkt die Demokratie

Die Einstellung der Deutschen zur Bundeswehr hat sich seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stark gewandelt. Die Truppe fristete zuvor ein Dasein außerhalb des gesellschaftlichen Interesses. Einzig bei Rechtsextremismusskandalen oder Pannenmeldungen wegen schief schießender Gewehre tauchte die Bundeswehr in der öffentlichen Wahrnehmung auf. Ansonsten war sie vielen Menschen schlicht egal. Wozu sollte man sie auch brauchen? Wir lebten in sicheren Zeiten.

Das ist jetzt anders. Die Relevanz einer intakten Truppe wird uns durch die Drohgebärden Wladimir Putins täglich vor Augen geführt. Sollte der Ernstfall eintreten, muss Deutschland sich verteidigen können. Und dafür braucht es die Wehrpflicht. Nicht, um personelle Rückstände schnell auszugleichen oder unerfahrene Teenager in Kriege zu schicken, sondern um die Bundeswehr wieder in der Gesellschaft zu verankern.

Sie sollte kein Kuriositätenkabinett sein, in dem waffenbegeisterte Rechtsextreme mit Umsturzfantasien auf Gleichgesinnte treffen. Vielmehr sollte die Bundeswehr wieder einen Querschnitt der Gesellschaft repräsentieren, aus allen gesellschaftlichen Schichten und allen politischen Lagern. Nur so nimmt sie wieder den Platz in der Gesellschaft ein, den es in den aktuellen Zeiten braucht – mittendrin. Das würde sie nebenbei resistenter gegen Einflüsse von Demokratiefeinden innerhalb der Truppe machen.

Die Wehrpflicht würde sicherstellen, dass die Vielfalt in die Truppe zurückkehrt. Sogar mehr als früher, denn eine neue Wehrpflicht sollte nicht nur Männer, sondern auch Frauen einbeziehen. So würde sie die Demokratie stärken. In der Bundeswehr, aber auch im ganzen Land.

Kontra
Malte BollmeierVolontär

Nein, das wäre ein erbärmlicher Trick

Es scheint auf der Hand zu liegen: Russland bedroht Europa, also brauchen wir die Wehrpflicht. Das ist aber ein Trugschluss. Zwar sollte die Bundeswehr mehr Personal bekommen, aber dafür brauchen wir keine Wehrpflicht.

Denn dass die Bundeswehr seit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 zu wenig Leute hat, liegt vor allem daran, dass es den Bundesregierungen misslungen ist, die Armee zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen. Bürokratie, verknöcherte Hierarchien und schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie vergraulen junge Bewerber, die lieber in der freien Wirtschaft arbeiten.

Es wäre ein erbärmlicher Trick, diese jungen Leute jetzt mit Androhung von Strafen in die Armee zu zwingen – denn genau das ist eine Wehrpflicht. Obendrein ist es ein veraltetes Modell: Die USA, Frankreich, Großbritannien und Italien, sie alle haben große, schlagkräftige Armeen – ganz ohne Wehrpflicht.

Eine Wehrpflicht würde Geld und Personal binden, das für den Aufbau einer professionellen Berufsarmee nötig wäre. Außerdem könnte der Zwang zur Waffe die Lernbereitschaft junger Soldaten schwächen: Wer zu etwas gezwungen wird, ist meistens weniger engagiert als jemand, der aus freiem Willen oder gar mit Begeisterung lernt und arbeitet.

Schließlich würde sich die Bundeswehr ohne Wehrpflicht viele Probleme ersparen: Kriegsdienstverweigerer, Demonstrationen, Gerichtsprozesse und das Image einer Haftanstalt. Ideen wie der kürzlich beschlossene Veteranentag sind weit sinnvoller: Der Soldatenberuf braucht Wertschätzung – aber auch finanzieller Art. Dann finden sich auch mehr junge Leute, die den Job machen wollen.

 
 
 
 
 
 
 

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Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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