Blasenschwäche Harninkontinenz: Welche Formen es gibt und was hilft
Jeder Zehnte in Deutschland leidet nach Angaben der Deutschen Kontinenz Gesellschaft an Inkontinenz – und es geht hier nicht nur um die Großelterngeneration. Auch viele junge Frauen und Männer haben das Problem. Darüber gesprochen wird aber meist nicht.
Harninkontinenz kommt in allen Altersstufen vor. Nach Angaben des Berufsverbands der Frauenärzte ist etwa jede dritte bis vierte Frau irgendwann in ihrem Leben von Harninkontinenz betroffen – zumindest vorübergehend. Bei den 20- bis 30-Jährigen liegt demnach der Anteil der harninkontinenten Frauen bei etwa 10 Prozent, bei 40- bis 50-Jährigen bei 25 Prozent und bei über 80-Jährigen bereits bei 40 Prozent.
Inkontinenz ist psychisch belastend
Das Leiden ist zwar weder schmerzhaft noch gefährlich, aber es belastet das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Denn alles, was unter der Gürtellinie stattfindet, wird von vielen als unangenehm empfunden. Zudem löst das Thema Inkontinenz bei vielen Ekel aus. Auch weil sie ihre Erkrankung geheim halten müssen, ist der Alltag der Betroffenen deutlich erschwert. Welche sind die genauen Ursachen für Inkontinenz?
Formen der Inkontinenz
Unter Inkontinenz versteht man den unfreiwilligen Verlust von Urin. Ursachen kann es dafür zahlreiche geben. Sehr verbreitet ist etwa die Belastungsinkontinenz. Sie tritt bei Senioren, aber auch jüngeren Betroffenen dann auf, wenn die Belastung und damit der Druck auf die Blase steigt. Dies geschieht beim Lachen, Niesen oder Tragen von schweren Gegenständen. Es gibt verschiedene Formen der Harninkontinenz. Diese sind die gängigsten:
- Belastungsinkontinenz
- Dranginkontinenz
- Mischinkontinenz
- Überlaufinkontinenz
Belastungsinkontinenz
Diese Art des unwillkürlichen Urinverlustes ist vor allem ein Thema bei Frauen nach Schwangerschaft und Geburt oder im Zuge der Wechseljahre. Ursache ist ein erschlaffter Beckenbodenmuskel. Das wiederum kann zur Folge haben, dass auch der Schließmuskel der Harnröhre nicht mehr richtig funktioniert. Bei Männern kann die Belastungsinkontinenz infolge einer Prostataoperation ausgelöst werden. Die Betroffenen verlieren dann kleine Mengen Urin bei Belastung.
Dranginkontinenz
Hierbei verlieren die Patienten schwallartig Urin. Sie haben einen intensiven plötzlichen Harndrang und das Gefühl, nicht mehr einhalten zu können. Auslöser sind meist entweder eine Blasenentzündung oder ein schwacher Blasenschließmuskel. Manchmal kann auch ein Tumor dahinterstecken, etwa wenn eine gutartige Prostatavergrößerung vorliegt.
Mischinkontinenz
Wenn Dranginkontinenz und Belastungsinkontinenz zusammen auftreten, liegt eine Mischinkontinenz vor.
Überlaufinkontinenz
Ist die Blase voll und es fließt unkontrolliert Urin ab, liegt meist diese Form der Harninkontinenz vor. Ursachen sind in der Regel entweder eine geschwächte Blasenmuskulatur oder die Harnröhre ist blockiert – etwa durch einen Harnstein. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Hauptursache ist eine gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie).
Tabuthema Inkontinenz
Obwohl nach Angaben der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. jeder zehnte Deutsche im Laufe des Lebens Erfahrungen mit Inkontinenz macht, ist das Thema nach wie vor ein Tabu. Frauen sind deutlich häufiger betroffen. Demnach ist Harninkontinenz laut dem Verein die verbreitetste chronische Krankheit unter Frauen, noch vor Depression, Bluthochdruck und Diabetes. Senioren, die an Harnverlust leiden, schämen sich häufig so sehr, dass sie wahre Meister im Verbergen ihrer Inkontinenz werden. Ärzte sind jedoch mit dem Thema vertraut – sollten Sie ebenfalls darunter leiden, scheuen Sie sich also nicht, Ihren Hausarzt um Rat zu fragen. Er überweist Sie bei Bedarf auch an einen Spezialisten.
Ursachen von Inkontinenz
Betroffen sind vor allem Frauen und Schwangere sowie Übergewichtige. Zudem sind körperliche Erkrankungen wie etwa Blasenentzündungen, hormonelle Umstellungen, Veränderungen der Prostata oder Verletzungen ursächlich für den unkontrollierten Urinverlust. Seelische Belastung kann die Krankheit zusätzlich verstärken.
Bei Frauen kann auch während der Schwangerschaft oder nach der Geburt eines Kindes eine Harninkontinenz auftreten. Denn durch Schwangerschaft und Geburt wird die Beckenbodenmuskulatur geschwächt, der Harnfluss kann dadurch schwieriger kontrolliert werden.
Inkontinenz: Warum Sie sich nicht zurückziehen sollten
Leider werden die Beschwerden von vielen Betroffenen aus Schamgefühl verschwiegen und es findet oft ein Rückzug aus dem sozialen Umfeld statt. Dies muss aber nicht sein. Inkontinenz kann meist so weit gebessert werden, dass Betroffene wieder vorbehaltlos am Leben teilnehmen können.
Hilfe bei Harninkontinenz
So können Beckenbodentraining, Einlagen, Medikamente oder Operationen helfen, um die Inkontinenz in den Griff zu bekommen. Welche Therapie im Einzelfall infrage kommt, ist jedoch äußerst unterschiedlich. Daher sollten Sie sich, auch wenn es Ihnen zu Beginn peinlich ist, von einem Arzt untersuchen und entsprechend beraten lassen.
Zunächst muss auch eine neurologische Ursache für die Harninkontinenz ausgeschlossen werden. Je nach Ausmaß wird der Arzt Ihnen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen und speziell auf Ihre Form der Blasenschwäche eingehen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- www.frauenaerzte-im-netz.de
- Wie funktioniert ein Beckenbodentraining? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 29. Dezember 2016)