"Das gesamte System glüht" Weltraumteleskop liefert erstaunliche Entdeckung
Große Galaxien wie unsere Milchstraße entstehen durch die Kollision kleinerer Sternenhaufen. Jetzt können Forscher das Phänomen praktisch in Echtzeit verfolgen – in unserer kosmischen Nachbarschaft.
Mehr als 30 Jahre nach seinem Start überrascht das Weltraumteleskop Hubble noch immer mit neuen Erkenntnissen. Auf einer 2010 entstandenen Aufnahme haben Nasa-Astronomen jetzt eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Die Kollision von vier Zwerggalaxien, die sich zu einer großen Galaxie zusammenfinden.
"Normalerweise finden solche Kollisionen Milliarden von Lichtjahren entfernt statt und liegen entsprechend auch Milliarden von Jahren zurück", erklärt die Nasa in einer Mitteilung. "Aber diese Galaxien sind uns relativ nah, nur 166 Millionen Lichtjahre entfernt". Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Die Hubble-Aufnahme zeigt die vier Zwerggalaxien in der "Hickson Compact Group 31" also so, wie sie vor 166 Millionen Jahren aussahen – in kosmischen Maßstäben eine kurze Zeit.
"Manche Gegenden quellen über mit Sternengeburten"
In der Hubble-Aufnahme ist links im Bild ein großer heller Sternenhaufen zu erkennen – laut Nasa sind das zwei der vier Zwerggalaxien. Die dritte ist das längliche Objekt über dem Sternenhaufen, die vierte ist am rechten unteren Bildrand zu erkennen. Das leuchtende Objekt in der Mitte des Bildes ist ein Stern zwischen der Erde und der "Hickson Compact Group 31", der aber nicht zur Galaxiengruppe gehört. Zwischen den Galaxien verlaufen helle Bänder, die die Forscher als Sternenflüsse identifiziert haben – Ströme von Himmelskörpern, die nach einer Kollision von einer Galaxie in die andere wandern.
"Das gesamte System glüht durch das Feuer von Sternengeburten, ausgelöst durch die Verdichtung von Wasserstoff, wenn die Galaxien zusammenstoßen und das Gas zu Sternen zusammenpressen", schreibt die Nasa. Insgesamt enthalte die "Hickson Compact Group 31" fünfmal so viel Wasserstoff wie unsere Milchstraße. "Überall in dem System haben Astronomen Ansammlungen junger Sternenhaufen entdeckt, manche Gegenden quellen geradezu über mit Sternengeburten".
Darum braucht die "Hickson Compact Group 31" so lange
Dabei ist die "Hickson Compact Group 31" gar nicht jünger als andere Galaxien. "Die ältesten Sterne darin sind zehn Milliarden Jahre alt, das System existiert also schon eine ganze Weile", sagt Forschungsleiterin Sarah Gallagher. "Die meisten Zwerggalaxien dieser Art haben sich schon vor Milliarden Jahren zusammengeschlossen, doch diese treffen gerade zum ersten Mal aufeinander."
Das könnte laut Gallagher an der eher beschaulichen kosmischen Umgebung der "Hickson Compact Group 31" liegen. Die Materie sei in dem Teil des Alls weniger dicht als in anderen Regionen, vergleichbar mit einer dünn besiedelten Gegend: "Da brauchen die Galaxien viel mehr Zeit, zueinander zu finden". In etwa einer Milliarde Jahre dürfte die "Hickson Compact Group 31" ihre Entwicklung zu einer elliptischen Galaxie abgeschlossen haben.