Exklusive Umfrage für t-online Deutsche stehen China-Autos kritisch gegenüber
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Chinesische Autohersteller wollen den europäischen Markt erobern und bieten mittlerweile viel Auto zum guten Preis. Doch kann das die Deutschen überzeugen?
Die Zeiten, in denen Autos aus China mit katastrophaler Qualität aufwarteten und in Crashtests gnadenlos scheiterten, sind vorbei. Inzwischen drängen immer mehr Hersteller wie BYD, Nio, Ora, oder Wey auf den europäischen Markt – oder sie sind schon längst da: Volvo und die Schwestermarke Polestar gehören zum Geely-Konzern, auch das neue Smart-SUV entsteht in einer Kooperation zwischen Mercedes und Geely in China. Die einstige britische Marke MG gehört seit mehreren Jahren dem chinesischen SAIC-Konzern und macht unter anderem mit dem Kompaktmodell MG4 dem ID.3 von Volkswagen Konkurrenz. Beim Thema Qualität überzeugen in China gebaute Tesla-Modelle häufiger als Fahrzeuge aus US-Fabrikation.
Und auch beim Thema Crashsicherheit spielen die Chinesen vorne mit: Unter den fünf sichersten Autos der Euro-NCAP-Tests im Jahr 2022 sind auch zwei chinesische (lesen Sie hier mehr). Hinzu kommt der Kostenvorteil: Rund 10.000 Euro Kostenvorteil haben chinesische Hersteller bei der Produktion von kleinen Elektroautos, heißt es vom Zulieferer Forvia. Grund sind geringere Entwicklungs- und Lohnkosten sowie ein geringerer Kapitaleinsatz bei der Produktion, schreibt "tagesschau.de"
Exklusive Umfrage: Wollen die Deutschen überhaupt China-Autos?
Trotz aller Punkte, die für chinesische Autos sprechen könnten: Sind die Deutschen überhaupt bereit für sie? Von den Befragten einer Civey-Umfrage im Auftrag von t-online können sich aktuell nur 22 Prozent vorstellen, ein chinesisches Auto zu kaufen – elf Prozent sind unentschieden, 67 Prozent dagegen.
Ein Grund dafür könnte die hohe Markentreue der Kunden in Deutschland sein: Laut aktuellem DAT-Report kaufen 38 Prozent laut eigenen Aussagen nur eine Marke. Dieser Wert hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. 38 Prozent wechseln zwischen zwei bis drei Marken (2018 war es noch die Hälfte), lediglich 24 Prozent ist die Marke egal (2018: 14 Prozent). Deutschland ist traditionell ein Autoland, die Marken haben sich hierzulande über Jahrzehnte etabliert – zudem sind rund eine Million Jobs in Deutschland von der Autoindustrie abhängig.
Um Kunden von einem chinesischen Fabrikat zu überzeugen, wäre vor allem der Preis eine Stellschraube, sagen 30 Prozent. Eine bessere Ausstattung wäre ebenso ein Kaufanreiz, meinen 15 Prozent. Aber auch in dieser Befragung sagen 55 Prozent der Befragten, es gäbe kein Argument für sie.
Jedoch muss man bedenken: Als Honda, Toyota, Mazda aus Japan oder später auch koreanische Marken wie Hyundai oder Kia in Deutschland starteten, war die Skepsis ebenfalls groß. Mittlerweile liegt ihr Marktanteil (Stand Ende 2022) bei mehr als zehn Prozent. Führend bei den Neuzulassungen sind immer noch Volkswagen (18,1 Prozent), Mercedes (9,2 Prozent), Audi (8 Prozent), BMW (7,9 Prozent) und Opel (5,5 Prozent).
- Civey-Umfrage vom 2. bis 5. Februar 2023
- tagesschau.de: "China hat hohen Kostenvorteil bei E-Autos"
- DAT-Report 2023 (Print-Ausgabe)
- statista.de: "Verteilung der Neuzulassungen von Personenkraftwagen in Deutschland nach Marken von Januar bis Dezember 2022"