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Toni Kroos: Der heimliche König von Real Madrid – und Bayerns größter Fehler


Bayerns größter Fehler
Der heimliche König der Königlichen


Aktualisiert am 08.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Toni Kroos: Bereitete im Hinspiel gegen den FC Bayern das 1:0 für Madrid sehenswert vor.Vergrößern des Bildes
Toni Kroos: Er bereitete im Hinspiel gegen den FC Bayern das 1:0 für Madrid sehenswert vor. (Quelle: IMAGO/Ulrich Hufnagel)

Bei Real Madrid ist Toni Kroos der unumstrittene Anführer. Und damit zum größten Fehler der Bayern-Bosse geworden. Auch Hoeneß muss Abbitte leisten.

Aus Madrid berichtet Julian Buhl

Dass Toni Kroos ihm bei der Vorbereitung auf das Halbfinal-Rückspiel des FC Bayern Kopfzerbrechen bereitet, daraus machte Thomas Tuchel erst gar kein Geheimnis. "Toni ist seit Jahren ein Schlüsselspieler bei Real Madrid, was man gar nicht hoch genug bewerten kann. Er geht mühelos mit dem Druck um, dieses Trikot zu tragen und für diesen Klub auf diesem Niveau zu spielen", sagte Bayern-Coach Tuchel, als er bei seiner Abschlusspressekonferenz im Estadio Santiago Bernabéu von t-online auf dessen Rolle und Stellenwert bei den "Königlichen" angesprochen wurde.

"Er hat Trophäen eingesammelt ohne Ende", fuhr Tuchel fort und geriet voller Bewunderung ins Schwärmen. "In der Liga und der Champions League ist das ganz hervorragend auf seine ganz eigene, feine Art und Weise, Fußballspiele zu dominieren", sagte Tuchel. "Er gibt den Spielrhythmus von Real Madrid vor."

Klar, dass ein Hauptaugenmerk von Tuchel also darauf liegen muss, Kroos zu stoppen. "Wir sind darauf vorbereitet und hoffen, dass wir morgen ein bisschen das Sandkorn in Tonis Passmaschinerie sind", sagte Tuchel.

Stielike schwärmt von Kroos: "Übersicht und Präzision"

Auch für den ehemaligen Real-Profi und DFB-Trainer Uli Stielike steht Kroos' enorme Bedeutung für seine Mannschaft und seinen Verein außer Frage. "Zwei Dinge sprechen für sich selbst. Zum einen die langjährige Zugehörigkeit als ausländischer Spieler in einem Klub wie Real Madrid", sagte Stielike zu t-online. "Zum anderen auch die Vorbereitung des ersten Tors in München – mit welcher Übersicht und Präzision er diesen Treffer eingeleitet hat."

Die zwischenzeitliche 1:0-Führung hatte Kroos mit einem Traumpass durchs Zentrum auf Torschütze Vinícius Junior perfekt vorbereitet – seine insgesamt 97. Torvorlage für Real bei bisher 28 eigenen Treffern. Stielike weiß, wovon er spricht. Schließlich spielte er einst selbst von 1977 bis 1985 acht Jahre lang für Real. Mit 308 Einsätzen wurde der 69-Jährige zum deutschen Rekordspieler bei Real.

Bis Kroos, der 2014 aus München nach Madrid wechselte, ihn übertrumpfte. Am Mittwochabend wird er nun sein 461. Pflichtspiel für den spanischen Hauptstadtklub absolvieren und dessen Ausgang des Halbfinals entscheidend mitbestimmen. Das hatte er schon in der vergangenen Woche beim Hinspiel (2:2) in der Allianz Arena eindrucksvoll getan.

Kroos trifft Bayern mitten ins Herz

Mit seinem Steilpass durchs Zentrum traf Kroos seinen Ex-Klub mitten ins Herz. "Es hat mich ein wenig erschreckt, dass er in der Lage war, den Ball aus dieser Entfernung und durch unsere gesamte Abwehr zu spielen", sagte Karl-Heinz Rummenigge anerkennend der spanischen "AS".

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Die Entscheidung, Kroos' Vertrag nicht zu verlängern und ihn stattdessen 2014 als frisch gekürter Weltmeister für gerade einmal 25 Millionen Euro nach Madrid ziehen zu lassen, hatten der ehemalige Vorstandsboss Rummenigge und Ex-Präsident Uli Hoeneß damals maßgeblich mitzuverantworten. Mittlerweile dürften die Bayern-Bosse dies bitter bereut haben. Von den Münchner Bossen wurde Kroos damals nicht als Unterschiedsspieler, sondern eher als Mitläufer gesehen.

Der damalige Trainer Pep Guardiola sah mehr in ihm und wollte ihn eigentlich unter keinen Umständen abgeben. Kroos trotzdem gehen zu lassen, entpuppte sich als vielleicht größter Fehler der Bosse.

Der heimliche König der "Königlichen"

Nach dem Triumph mit Bayern 2013 hat Kroos mit Real mittlerweile nämlich noch vier weitere Male (2016, 2017, 2018, 2022) die Champions League gewonnen, was vor ihm noch kein anderer deutscher Spieler schaffte.

Kroos ist damit längst zum heimlichen König der "Königlichen" aufgestiegen. Sein Wert als Taktgeber und Kopf der Mannschaft ist unumstritten. Das war auch an den Lobeshymnen nach seinem Geniestreich im Hinspiel wieder gut abzulesen. Sein langjähriger Teamkollege Sergio Ramos adelte ihn etwa als "Don Antonio", Mitspieler Antonio Rüdiger als "El Patron".

"Der Pass war eigentlich gar nicht so was Besonderes", sagte Kroos und erklärte: "Ich spiele schon ein paar Tage mit Vini (Vinícius Junior; Anm. d. Red.) zusammen und weiß, dass er sich ab und zu mal ins Mittelfeld fallen lässt, um den Gegner mitzuziehen und dann steil zu gehen, weil das seine große Stärke ist."

In der letzten Schaffensphase seiner schon jetzt großen Karriere ist Kroos ja angeblich vom "Querpass-Toni" zum "Steilpass-Toni" mutiert. "Ach, weder hat mich der Name davor gestört, noch mache ich jetzt Luftsprünge", sagte er in den Katakomben der Münchner Arena dazu gelassen.

Chefkritiker Hoeneß muss Abbitte leisten

Kroos lässt lieber Taten für sich sprechen und widerlegte seine Kritiker damit einmal mehr eindrucksvoll. Auch Hoeneß, der in den vergangenen Jahren zu seinem persönlichen Chefkritiker geworden war, musste mittlerweile Abbitte leisten. Nach dem Achtelfinal-Aus der deutschen Nationalelf bei der EM 2021 hatte Hoeneß gepoltert, Kroos habe mit seinem Spielstil "in diesem Fußball nichts mehr verloren".

Dessen Rückkehr in die Nationalmannschaft zur anstehenden Heim-EM begrüßte nun aber auch Hoeneß, "weil wir von den Persönlichkeiten gerade nicht so große Auswahl haben, da ist die Rückkehr eines sehr erfahrenen, sehr erfolgreichen Spielers eine gute Entscheidung".

Kroos ist plötzlich wieder zu einer Art Heilsbringer für den deutschen Fußball geworden. Aber kann er dieser Rolle auch tatsächlich gerecht werden?

Stielike: "Wird Kroos auch die notwendige Akzeptanz bekommen?"

"Das Thema Nationalmannschaft steht auf einem anderen Blatt. Die Rückendeckung des Trainers hat er, die Integration in das Team kann er sich durch seine Leistung erarbeiten", sagte Stielike und stellte eine entscheidende Frage in den Raum: "Aber wird er auch die notwendige Akzeptanz der Presse und des Publikums bekommen?"

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In Madrid ist Kroos beides bereits sicher. Diese enge Verbundenheit sollen am Mittwoch auch die Bayern zu spüren bekommen. "Ich bin überzeugt, dass wir es zu Hause schaffen", sagte Kroos vor dem Showdown im Bernabéu-Stadion. Dass sich die Münchner von diesem Mythos und den 80.000 Fans beeindrucken lassen, glaubt Stielike indes nicht.

"Natürlich ist ein Champions-League-Halbfinale ein sehr wichtiges Spiel. Aber Tatsache ist auch, dass die großen Mannschaften heutzutage fast wöchentlich durch Stahlbäder, sprich ausverkaufte Stadien, Anfeindungen, Stresssituationen, gehen", sagte er. "Von daher ändert sich für die Spieler selbst hinsichtlich der Vorbereitung nichts Wesentliches außer der öffentlichen Wahrnehmung." Die ist bei der Neuauflage des Königsklassen-Klassikers aber zweifellos enorm – mit Kroos im Fokus.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort in Madrid
  • Persönlicher Austausch mit Uli Stielike
  • Aussagen von Thomas Tuchel bei der Pressekonferenz in Madrid
  • Aussagen von Toni Kroos in der Mixed Zone der Allianz Arena
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