Wasservergiftung droht Diese tägliche Menge Wasser kann Ihnen schaden
Oft heißt es, trinken könne man nie genug. Doch das stimmt nicht. Diese Folgen kann die Aufnahme von zu viel Flüssigkeit haben.
Menschen brauchen Wasser ebenso, wie die Luft zum Atmen. Und weil Wasser angeblich gesund, schlank, fit und schön macht, versuchen viele, möglichst viel davon zu trinken. Allerdings gibt es bei der Flüssigkeitszufuhr auch Grenzen.
Wer zu viel trinkt, dem geht es nicht besser, sondern unter Umständen sogar schlechter. Es droht eine Wasservergiftung. Besonders an heißen Tagen trinken wir manchmal mehr als gut ist.
Wie viel Wasser braucht Ihr Körper? Hier geht es zum Wasserbedarf-Rechner.
Wasservergiftung durch zu viel Flüssigkeit
Im Normalfall verkraftet der Organismus eines Erwachsenen bis zu zehn Liter Wasser an einem Tag. Trotzdem raten Experten, täglich nicht mehr als drei Liter zu sich zu nehmen. Denn zu der sogenannten Wasservergiftung (Hyperhydratation) kann es auch bei geringeren Mengen kommen – auch, wenn man nur einmal zu viel Wasser trinkt.
Die Folge: Der Körper läuft auf Sparflamme, um den Salzverlust auszugleichen. Das beeinträchtigt vor allem die Funktionen von Herz, Nieren, Hirn und Lunge.
Beim Sport nicht zu viel trinken
Zu den Personen, die auf ihre Trinkmenge achten sollten, gehören deshalb Menschen mit Herz-, Nieren- und Leberproblemen. Denn durch die Krankheit sind die Organe derart geschwächt, dass sie bei bestimmten Wassermengen nicht mehr richtig funktionieren.
Gefährdet ist auch, wer viel trinkt und wenig isst – zum Beispiel bei einer Diät. Außerdem sollten Ausdauersportler darauf achten, nicht übermäßig viel zu trinken. Vor allem unerfahrene Läufer haben oft Angst, beim Joggen auszutrocknen und neigen deshalb zum "Übertrinken" (trainingsassoziierte Hyponatriämie): Lebensbedrohliche Kreislaufstörungen können die Folge sein.
Unser Tipp
Einen Richtwert, wie viel Wasser Sie brauchen, kann Ihnen Ihr Körpergewicht geben. Steigen Sie vor und nach dem Training nackt auf die Waage. Die Differenz gibt meist Ihren Flüssigkeitsverlust an. Wiegen Sie ein Kilogramm weniger, so empfehlen Experten, etwa 500 Gramm Wasser zu trinken.
Um Ihren Salz- und Kaliumwert im Blut auszugleichen, können Sie isotonische Sportdrinks trinken oder Salzstangen essen, raten Mediziner.
1,5 Liter Wasser als Richtwert
Zu wenig sollte man aber auch nicht trinken. Denn um zu funktionieren, benötigt der Körper ein Mindestmaß an Wasser. Anderthalb Liter soll ein erwachsener Mensch über den Tag verteilt zu sich nehmen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). So bleibe der Wasserhaushalt im Gleichgewicht.
Dies sei aber nur ein Richtwert. So bräuchten Männer mehr Flüssigkeit als Frauen, da sie mehr schwitzen. Auch die Ernährung spielt bei der richtigen Trinkmenge eine wichtige Rolle.
Wer etwa viel Obst und Gemüse isst, muss weniger trinken als jemand, der sich vorwiegend von Brot und Fleisch ernährt. Wer sich hingegen vorwiegend von Ballaststoffen wie Getreide, Hülsenfrüchten und Nüssen sowie Schokolade oder salzigen oder fettigen Lebensmitteln ernährt, sollte mehr trinken.
Auf Vorrat trinken funktioniert nicht
Allerdings gibt es Situationen, in denen man bis zu drei Liter Wasser pro Tag trinken sollte – Sport ist eine davon. Denn je nach Intensität der Belastung schwitzt der Körper ein bis zwei Liter Flüssigkeit aus. Trinken während des Trainings ist deshalb wichtig.
Auch bei Hitze oder einer Grippe schwitzt man mehr und muss darauf achten, genug zu trinken. Patienten mit Harnsteinen sollten ebenfalls mehr als die empfohlenen anderthalb Liter Wasser aufnehmen, sagen Mediziner. Denn dies kann die Bildung der schmerzhaften Steine verhindern. Auch bei Durchfall oder Erbrechen muss der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden.
Übrigens: Auf Vorrat trinken funktioniert beim Menschen nicht. Denn anders als Kamele können wir kein Wasser speichern.
Symptome einer Wasservergiftung
Erste Symptome einer Hyperhydratation sind beispielsweise:
- Unwohlsein
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit
- Erbrechen.
Zudem kann es passieren, dass Sie trotz hoher Flüssigkeitszufuhr wenig urinieren müssen. Der Körper versucht durch das Zurückhalten des Urins, den Salzgehalt im Körper aufrechtzuerhalten.
Bei einer schweren Wasservergiftung kann es noch zu Atemnot, "stolperndem" Herz und Krampfanfällen kommen.
Bei diesen Anzeichen sollten Sie einen Arzt aufsuchen oder ins Krankenhaus gehen.
Überhydrierung bei Babys
Einige Mütter glauben, sie können ihre Muttermilch mit Wasser verdünnen, um so ihrem Kind mehr Muttermilch bieten zu können. Andere strecken gerne Babynahrung mit Wasser oder bereiten diese mit mehr Flüssigkeit zu als angegeben.
Das ist jedoch ein Fehler, da dies zu einer Wasservergiftung ihres Babys führen kann. Durch das Verdünnen gerät der Natrium- und Elektrolytehaushalt des Kindes aus dem Gleichgewicht, da die Nieren noch nicht vollständig ausgebildet sind und den Eletrolytehaushalt noch nicht ausgleichen können. Die Folgen: Das Gehirn kann anschwellen, Ödeme können sich bilden – auch im Gehirn – oder Wasser kann sich in der Lunge ansammeln. Alles kann zum Tod führen.
Wenn Ihr Baby apathisch und lethargisch reagiert, sein Körper aufgedunsen und geschwollen ist und seine Körpertemperatur sinkt, kann es sich um eine Wasservergiftung handeln.
Achtung
Babys unter sechs Monaten sollten nicht mit extra Wasser versorgt werden, mahnen Experten.
Am besten notieren Sie sich in einem Buch, wie viel Flüssigkeit Ihr Baby zu sich genommen hat. Es gibt auch Apps, die Ihnen bei der Dokumentation helfen können. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wann Sie Ihrem Baby – beispielsweise an besonders heißen Tagen – zusätzlich Flüssigkeit in Form von Wasser und ungesüßten Tees anbieten dürfen.
- spektrum.de: "Zu viel Wasser trinken ist ungesund"
- barmer.de: "Kann man zu viel Wasser trinken?"
- Eigene Recherche