"Grenzt an ein Wunder" Archäologen graben 3.400 Jahre alte Stadt aus
Es war ein Wettlauf mit der Zeit: Deutsche Forscher haben während einer Dürreperiode eine Tausende Jahre alte Stadt im Irak ausgegraben. Dass selbst Schrifttafeln noch gut erhalten sind, werten sie als Sensation.
Deutsche und kurdische Archäologen haben dank einer Dürre eine 3.400 Jahre alte Stadt am Fluss Tigris im Irak freigelegt. Die Ruinen aus altorientalischer Zeit hätten sich zu Beginn des Jahres erneut gezeigt, als wegen langer Trockenheit der Wasserspiegel des Mossul-Stausees sank, teilte die Universität Freiburg am Montag mit.
Im Wettrennen gegen die Zeit legten die Archäologen eigenen Angaben zufolge zwischen Januar und Februar dieses Jahres die Siedlung frei und dokumentierten sie. Anschließend stieg der Wasserspiegel wieder an.
Das Team grub eigenen Angaben zufolge unter anderem eine Befestigungsanlage mit Mauern und Türmen, ein mehrstöckiges Lagerhaus sowie über 100 Keilschrifttafeln aus. Vieles ist demnach noch gut erhalten. "Dass die Keilschrifttafeln aus ungebranntem Ton so viele Jahrzehnte unter Wasser überdauert haben, grenzt an ein Wunder", sagte der an der Grabung beteiligte Archäologe Peter Pfälzner von der Universität Tübingen.
Grabungen mit Hindernissen
Die Forscher vermuten, dass die auf den Namen Kemune getaufte Stätte ein wichtiges Zentrum im Mittani-Reich war. Es könnte sich um die antike Stadt Zachiku handeln. Das Mittani-Reich herrschte Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus über weite Teile Nordmesopotamiens und Syriens.
Kemune gehört zu den kurdischen Autonomiegebieten im Norden des Iraks und wurde nach Angaben der Forscher erstmals 2010 bei einem Niedrigwasserstand entdeckt. Erst 2019 konnten die Grabungen beginnen – damals legten die Archäologen einen Palast frei.
Um die Ausgrabungen zu schützen, deckten die Archäologen die Ruinen mit Planen ab und schütteten sie mit Kies zu. Derzeit ist die Stätte nach dem Ende der Dürre nämlich vorerst wieder vollständig unter Wasser verschwunden.
- Nachrichtenagentur dpa