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Öl- und Gasheizungsverbot | Daran könnte Robert Habecks Heizungsplan scheitern


Verbot neuer Öl- und Gasheizungen
So realistisch ist Habecks Heizungsplan


Aktualisiert am 11.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Habecks Heizungswende-Plan: Warum er sinnvoll ist, aber wohl nicht funktioniert – im Video. (Quelle: t-online)

Robert Habeck will den Einbau von Öl- und Gasheizungen ab 2024 verbieten. Aus dem Handwerk hagelt es Kritik. So realistisch sind die Pläne des Ministers.

Der Gesetzentwurf des Wirtschaftsministers Robert Habeck sorgt derzeit für Wirbel: Von 2024 an soll möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. De facto läuft dies auf ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen hinaus. Hier lesen Sie mehr dazu.

Aus Industrie und Handwerk kommt scharfe Kritik an dem Vorhaben. Was sind die größten Probleme – und wie realistisch ist es, auf Heizungsalternativen wie Wärmepumpen, Fernwärme oder Biomasse zurückzugreifen? Ein Überblick.

75 Prozent der Haushalte betroffen

Die Dimension des Gesetzesvorhabens ist groß, Habecks geplantes Verbot trifft immerhin fast 75 Prozent aller Haushalte. Eine Studie des Heizungsinstallateurs Thermondo zeigt: Fast jeder Zweite heizt in Deutschland mit Gas, gefolgt von Ölheizungen mit 24 Prozent.

Die Politik müsse sich bei der Heizwende an den Realitäten des Marktes orientieren und von den Endkunden ausgehen, sagte daher der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima, Helmut Bramann.

Wärmepumpe als vielversprechendste Alternative

Welche Alternativen gibt es für die Haushalte? Es stehen vor allem strombasierte Heizvarianten im Fokus: Fernwärme und Wärmepumpen. Biomasse wie Holz wiederum gilt als erneuerbarer Energieträger und würde damit die Kriterien erfüllen.

Uta Weiß, Programmleiterin Gebäude und Wärmenetze der Denkfabrik Agora Energiewende, sagt: In Ballungsräumen sei vor allem grüne Fernwärme eine attraktive Alternative – also Fernwärme, die zum Beispiel mit Windenergie oder Solarstrom erzeugt wird.

In ländlichen Gegenden brauche es hingegen die Wärmepumpe als dezentrale Lösung. Denn: "Biomasse wie etwa Holz wird nur begrenzt verfügbar sein. Holz sollte zudem möglichst sparsam für Heizzwecke verwendet werden, denn Wälder sind wichtige CO2-Speicher", so Weiß. Sonnen- und Windenergie seien dagegen nachhaltig verfügbar und könnten in Wärmepumpen effizient in Heizenergie umgewandelt werden.

Weiß: "Das ist ein alter Mythos"

Bei den Wärmepumpen sieht Timm Kehler vom Lobbyverein "Zukunft Gas", der moderne Gasheizungen als Teil der Lösung begreift, allerdings erhebliche Probleme. Mindestens die Hälfte der Gebäude hierzulande sei nicht auf dem Stand, dass Wärmepumpen eingebaut werden könnten.

Weiß kontert: "Entgegen dem hartnäckigen Mythos ist der Einsatz von Wärmepumpen in den allermeisten Gebäuden gut machbar. Man braucht keine Fußbodenheizungen oder komplett gedämmte Gebäude dafür."

Die Energieexpertin verweist auf Vorreiter wie Schweden, wo Wärmepumpen bereits als Standardlösung etabliert seien. "Schweden hat die Wärmewende praktisch abgeschlossen", so Weiß.

Ein strukturelles Problem

Fehlende technische Alternativen sind also weniger das Problem an Habecks Gesetzentwurf. Die Herausforderung stecke vielmehr in einer schnellen Neuorientierung der Unternehmen, sagt die Energieexpertin.

Dass sich auf Herstellerseite bereits viel tut, zeigen die jüngsten Investitionen. So teilt der Heizungshersteller Vaillant auf t-online-Anfrage mit, man habe frühzeitig begonnen, sich auf eine stark steigende Nachfrage nach Wärmepumpen vorzubereiten: Seit 2016 habe das Unternehmen fast eine Milliarde Euro investiert und "damit das Produktionsvolumen kontinuierlich gesteigert". Abhängig von der Marktentwicklung wolle man künftig noch eine weitere Milliarde bereitstellen.

Mit der Eröffnung einer neuen Megafabrik in der Slowakei verdopple man nun die Produktionskapazitäten auf mehr als eine halbe Million Wärmepumpen pro Jahr. Diese seien zudem erweiterbar – somit sei man auch auf weitere Nachfragesteigerungen vorbereitet.

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Die großen deutschen Wärmepumpen-Hersteller Bosch Thermotechnik, Viessmann und Stiebel Eltron teilten auf Anfrage von t-online ebenfalls mit, in den nächsten Jahren in den Ausbau der Produktionskapazitäten investieren zu wollen. Bei Viessmann sollen eine Milliarde Euro fließen, Bosch und Stiebel Eltron sprechen von 700 Millionen und 600 Millionen Euro.

Energieexpertin Weiß weist jedoch darauf hin, dass es damit nicht getan sei: Es brauche die Nachfrage seitens der Verbraucher. "Dann lohnt es sich auch für den Handwerksbetrieb, den Gesellen aus dem laufenden Betrieb herauszunehmen und in die Fortbildung zu Wärmepumpen zu schicken", sagt sie.

Fachkräftemangel bleibt Herausforderung

Denn es bleibt die Frage, wer die Heizungen schlussendlich verbauen soll. Im Handwerk herrscht ein massiver Fachkräftemangel. Darauf verweist auch Energieökonomin Claudia Kemfert im Gespräch mit t-online: "Bei den Fachkräften muss dringend nachjustiert werden. Aus den Betrieben hört man dazu unterschiedliche Stimmen. Die einen sagen, es sei kein Problem, die anderen sagen, es sei unmöglich. Hier wäre ein Monitoring wertvoll, um die aktuellen Bedarfe abzufragen."

Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) ist auf t-online-Anfrage jedoch überzeugt: "Natürlich kann unser Handwerk das leisten." Es gelte allerdings zu bedenken, dass es aufwendiger sei, auf eine Wärmepumpe umzurüsten, als einen Gaskessel zu modernisieren. Die von der Bundesregierung angestrebten 500.000 neuen Wärmepumpen pro Jahr schaffe man locker – "wenn Hausbesitzer keine Modernisierung ihrer Öl- oder Gaskessel mehr bestellen würden".

In den Gewerken des Verbands arbeiteten jetzt 392.000 Menschen, so ein ZVSHK-Sprecher, 50.000 mehr als noch vor zehn Jahren. Außerdem schaffe man es, mehr Auszubildende zu gewinnen. "Aber es droht uns wie allen Branchen bald der Ausstieg der sogenannten Babyboomer. Es bleiben deshalb alle aufgefordert, dem Klimahandwerk endlich die verdiente gesellschaftliche Akzeptanz zu vermitteln. "

Finanzielle Belastung für private Haushalte

Ein wunder Punkt bleibt jedoch die finanzielle Belastung für private Haushalte. Hierzu hat Habeck ein soziales Förderprogramm in Milliardenhöhe angekündigt. Es solle gewährleisten, dass sich gerade Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen diesen Umstieg auch leisten können, kündigte der Grünen-Politiker am Donnerstag an.

Fest steht: Die Bundesregierung wird aller Wahrscheinlichkeit nach an der Energiewende im Gebäudesektor festhalten, um ihre Klimaziele zu erreichen. Schließlich sind diese gesetzlich festgehalten.

Das Problem besteht Weiß zufolge vielmehr darin, dass die Politik jahrelang keine klaren Signale gesendet habe, wo es hingehen müsse. "Deshalb fehlte vielen der Anreiz, Geschäftsmodelle umzustellen. Jetzt muss die Umsetzung der Wärmewende viel schneller vorangehen, damit wir die verlorene Zeit aufholen und die Klimaziele erreichen."

Dem stimmt Energieökonomin Kemfert zu: "Bei der Energiewende im Gebäudesektor hängt man weit hinterher." Man müsse jetzt wahnsinnig viel auf einmal tun. "Dennoch ist es grundsätzlich richtig, darauf hinzuwirken."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Uta Weiß am 10. März 2023
  • Telefonat mit Claudia Kemfert am 10. März 2023
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