Expertin schaut voraus Mückenplage 2022: Das steht uns jetzt noch bevor
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Regen, hohe Temperaturen, schwülwarme Luft: Kommt es jetzt doch zu einer Mückenplage? Muss in den überschwemmten Gebieten jetzt mit einer Mückenplage gerechnet werden?
Nach dem vielen Regen und den hohen Temperaturen befürchten viele, dass es jetzt zu einer Mückenplage kommen könnte. Wie ist die Situation wirklich? Und muss in den überschwemmten Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz jetzt mit besonders vielen Mücken gerechnet werden?
Was ist eine Mückenplage?
"Unser Empfinden ist individuell verschieden. Was für den einen lästig ist, empfindet der andere bereits als Plage", sagt Mückenexpertin Dr. Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) auf Anfrage von t-online. "Eine genaue Definition, wann es sich um eine Insektenplage handelt, gibt es in Deutschland nicht. Die meisten Wissenschaftler reden erst ab 20 Stechmückenstichen pro Person innerhalb einer Minute von einer Plage." Für viele sei die Toleranzgrenze allerdings wesentlich niedriger. Aber: Nur die weiblichen Insekten stechen. Um also auf die entsprechende Frequenz zu kommen, bräuchte es entsprechend viele Mücken.
Und: "Wir müssen von verschiedenen Definitionen bei unterschiedlichen Insekten ausgehen", erklärt Werner. "Es gibt in Deutschland 52 Stechmückenarten, die anhand ihrer Lebensweise gruppiert werden, also zum Beispiel in Wald- und Wiesen, Haus- und Überschwemmungsmücken. In jeder dieser Gruppen verbergen sich mehrere Arten; und aus jeder Gruppe sind aktuell einige Insekten aktiv." Die Expertin ergänzt weiter: "Da viele die unterschiedlichen Arten nicht voneinander unterscheiden können, kommt es uns als wesentlich mehr vor, als es in Wirklichkeit ist."
Gibt es diesen Sommer doch eine Mückenplage?
Auf die Frage, ob es durch die länger anhaltende, schwülwarme Wetterphase nun doch zu einer Mückenplage komme, antwortet Werner: "In einigen Regionen kann es zu einem höheren Aufkommen von Mücken kommen. Allerdings kann man derzeit noch nicht von einer Plage sprechen."
Kann es in den überschwemmten Regionen zu einer Mückenplage kommen?
"Wenn die Wasserstände in den Bereichen zurückgehen, in denen es zu Überflutungen gekommen ist, kann es zu einem verstärkten Auftreten von Mücken kommen", warnt Werner. "Vor allem wenn die Entwicklungsbedingungen stimmen."
Lässt sich eine größere Ausbreitung noch verhindern?
"Ja", sagt die Biologin. Und ergänzt: "Wenn man eine größere Ausbreitung in den betroffenen Gebieten verhindern möchte, sollte man jetzt sofort handeln. Die Mücken sind gerade im Larvenstatus. Nur jetzt ist die Möglichkeit der Bekämpfung noch gegeben."
Übrigens: Weitere Informationen darüber, wie die Mückensituation aktuell in Ihrer Region ist, erhalten Sie unter mueckenatlas.com.
- Interview vom 22.07.2021