Für die Männergesundheit Urologe: Das sollten Männer häufiger tun
Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kann der Urologe erkennen, wie sexuell aktiv ein Mann ist? Und gibt es Möglichkeiten, die eigene Performance gezielt zu verbessern? Ein Urologe gibt bei t-online Antworten auf diese und weitere Fragen.
Volker Wittkamp, Facharzt für Urologie in Köln, setzt sich dafür ein, Männern die Scheu vor Untersuchungen beim Arzt zu nehmen und offener über Masturbation zu reden. Im Interview mit t-online erklärt er, wie wichtig Selbstbefriedigung ist und warum Männer auch keine Angst vor Sextoys haben sollten.
t-online: Herr Wittkamp, fast 80 Prozent der Männer befriedigen sich selbst – mehr oder weniger regelmäßig. Empfehlen Sie Ihren Patienten Masturbation?
Volker Wittkamp: Eine direkte Empfehlung ist eher selten. Werde ich allerdings gezielt gefragt, ermutige ich die Patienten und sage, solange es nicht in der Öffentlichkeit passiert, spricht überhaupt nichts dagegen. Masturbation entspannt und an Entspannung mangelt es ja vielen Menschen heutzutage bekanntlich. Wenn wir uns selbst befriedigen und dabei zum Orgasmus kommen, werden unterschiedliche Hormone ausgeschüttet.
Zum einen gibt es Adrenalin und Noradrenalin, die bei der Erregung eine Rolle spielen. Beide Hormone fallen kurz nach dem Orgasmus stark ab und erzeugen eine Art Müdigkeit. Zum anderen werden Endorphine, unsere Glückshormone, ausgeschüttet, die nach dem Höhepunkt für Entspannung sorgen. Daher ist die Situation nach dem Orgasmus mit der nach einem Workout vergleichbar. Sich selbst zu befriedigen ist also für Männer wie auch für Frauen eine gute Methode der Stressbewältigung. Außerdem konnte in manchen Studien regelmäßige Masturbation verschiedene Prostatabeschwerden lindern.
Selbstbefriedigung ist also durchaus eher positiv. Gibt es denn einen Unterschied bei den Hilfsmitteln? Wirkt sich beispielsweise das Benutzen von Sextoys anders auf die Männergesundheit aus als Selbstbefriedigung ohne?
Es gibt Studien, die herausgefunden haben, dass das Masturbieren mithilfe von Sextoys erfüllender ist. Zudem soll es sich sowohl positiv auf das Liebesleben mit sich selbst und dem Partner auswirken. Auf jeden Fall ist Selbstbefriedigung eine Abwechslung und die schadet ja bekanntlich in den meisten Fällen nicht – gerade wenn es ums Thema Sexualität geht.
Es gibt eine Vielzahl von Sexspielzeugen für Männer: Masturbatoren, Prostatastimulatoren oder Penisringe – da kann man schnell den Überblick verlieren. Beraten Sie in Ihrer Sprechstunde Männer zu geeigneten Sextoys?
Eher berate ich Männer, die mit Dingen experimentieren, die nicht zur Selbststimulation am eigenen Körper vorgesehen sind. Da kann es dann auch schon mal zu unangenehmen und auch gefährlichen Unfällen kommen. Häufig handelt es sich dabei um Gegenstände, die aus Lust oder Neugierde anal oder in die Harnröhre eingeführt werden. Aber auch bei "normalen" Sextoys sollte man immer auf den richtigen Umgang und genügend Gleitgel auf Wasserbasis achten.
Sie sprechen von "gefährlichen Unfällen". Was kann denn alles passieren?
Generell sind hochwertig hergestellte Sextoys in der richtigen Handhabung absolut ungefährlich. Wie oben angesprochen kann es manchmal durch zu wenig Gleitgel zu kleineren Verletzungen kommen. Möglich sind aber auch allergische Reaktionen auf das Material. Sie sind oft sehr unangenehm, lassen sich aber gut behandeln. In der Regel werden allergische Reaktionen durch Gleitgel oder die bei Sextoys verwendeten Silikone ausgelöst. Dann reicht es aus, den Penis mit kaltem Wasser zu waschen und alle Rückstände des Gels zu entfernen. Die Haut beruhigt sich dann meist schnell von alleine.
Handelt es sich um eine schwere Reaktion, ist es ratsam, einen Hautarzt oder Urologen aufzusuchen. Häufiger kommt es auch zu Unfällen mit sogenannten Cockrings also Penisringen, die nicht mehr vom Glied entfernt werden können. Generell sind aber hochwertig hergestellte Sextoys in der richtigen Handhabung ungefährlich.
Bei so viel Abwechslungsreichtum bei den Onanierhilfen: Gibt es viele Männer, die seit oder nach dem Benutzen von Sextoys keine Lust mehr auf Geschlechtsverkehr haben?
Nein, das habe ich bis heute bei normalem Gebrauch nicht erlebt. In seltenen Fällen können falsche Handhabung oder ein missbräuchlicher Gebrauch zu Verletzungen oder traumatischen Erlebnissen führen.
Dass der Sex mit dem eigenen Partner durch ein Sextoy ersetzt wurde, weil dieser Sex besser ist, hat bisher noch keiner meiner Patienten berichtet. Natürlich gibt es aber Männer und Frauen, die durch das Ausprobieren verschiedener Hilfsmittel merken, dass zum Beispiel eine anale Stimulation für sie doch nicht das Richtige ist.
Welche Gegenstände benutzen Männer noch als Masturbationshilfe?
Manchen Männern reicht schon Gleitgel oder Seife, um ein angenehmeres Gefühl beim Onanieren zu erzielen. Andere wiederum schwören auf die Masturbation mit der nicht dominanten Hand. Und wieder andere bewegen sich bei Hilfsmitteln im gefährlichen Bereich. Es gibt Geräte mit Stromstimulation und selbst der Staubsauger ist kein reines Gerücht.
Einige Männer geben an, dass sich durch das Masturbieren mit Sextoys die Qualität ihrer Orgasmen und ihre sexuelle Leistung verbessert haben. Gibt es besondere Sextoys oder Sexaccessoires, mit denen Männer gezielt ihre Performance im Bett verbessern können?
Ja. Es gibt zum Beispiel spezielle Vakuumpumpen, die bei Erektionsproblemen angewandt werden und teilweise von der Krankenkasse bezahlt oder bezuschusst werden. Auch Penisringe verstärken die Erektion durch einen verhinderten Blutabfluss.
Viele Männer scheuen den Besuch beim Urologen, weil sie glauben, er sieht ihnen an, wie ihr Sexleben aussieht. Stimmt das? Können Sie am Penis oder den Hoden erkennen, wie sexuell aktiv ein Mann ist?
Nein, das ist nicht möglich. Die Hygiene allerdings schon. Nur so als kleiner Ratschlag vor dem nächsten Besuch beim Urologen.
Herr Wittkamp, vielen Dank für das Interview.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview Volker Wittkamp
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