Gesunder oder kranker Darm? Was die Farben des Stuhlgangs bedeuten
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sind wir ehrlich: Wer riskiert nicht mal einen Blick in die Kloschüssel? Stuhl kann ganz unterschiedlich aussehen, meistens ist die Ernährung dafür verantwortlich.
Veränderungen können in der Farbe, Konsistenz und Geruch auftreten. Neben der Ernährung können jedoch auch Erkrankungen hinter ungewöhnlichen Stuhl stecken. Welche Farbe ist normal und zeigt eine gesunde Darmfunktion an? Und wann sollte man aufmerksam werden? Was die verschiedenen Farben des Stuhlgangs verraten können.
Wie entsteht Stuhl?
Im Magen wird die aufgenommene Nahrung vorzerlegt und anschließend in den Dünndarm weitergeleitet. Dort werden Nahrungsbestandteile wie Kohlenhydrate, Eiweiße oder Fette zerlegt und dem Körper zugeführt. Auch Vitamine und Salz werden über die Darmwand aufgenommen. Was der Dünndarm nicht verwerten kann, schiebt er in den Dickdarm weiter.
Dort werden Vitamine aufgenommen und Vitamine gebildet, darunter die Vitamine B und K. Auch wird dem Nahrungsbrei das Wasser entzogen und der Stuhl dickt ein. Neben unverdaulichen Nahrungsbestandteilen besteht der Stuhl aus Bakterien, abgestoßenen Darmschleimhautzellen und anderen Mikroorganismen.
Wie oft Stuhlgang ist normal?
Hat die Darmmuskulatur den Stuhl schließlich in den Enddarm vorgeschoben, verspüren wir Stuhldrang und müssen auf Toilette. Wie oft ein Mensch Stuhlgang hat, ist individuell verschieden. "Manche gehen dreimal am Tag auf Toilette, andere nur dreimal in der Woche. Das ist alles in einem normalen Rahmen", sagt PD Dr. Dr. Christoph Dietrich, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Palliativmedizin und Ernährungsmedizin, Mitglied des Ärzteteams der Gastro-Praxis Wiesbaden und Vorstandsmitglied der Gastro-Liga e.V. "Wie oft man auf Toilette muss, ist unter anderem abhängig von der Art und Menge der aufgenommenen Nahrung sowie der individuellen Darmmotorik."
Konsistenz und Farben des Stuhls
Konsistenz und Farbe des Stuhl bilden sich im Rahmen des Verdauungsvorgangs heraus. Sie sind ebenso von der Darmflora (den Bakterien des Darms) beeinflusst als auch von der aufgenommenen Nahrung. Auch spielt es eine Rolle, wie rasch der Stuhl ausgeschieden wird. Passiert Stuhl rascher die Darmpassage, ist er heller. Verweilt er länger im Darm, ist er dunkler – auch, weil ihm reichlich Wasser entzogen wird. "Normaler Stuhlgang hat eine hellbraune bis dunkelbraune Farbe", sagt Dietrich. "Schwankungen in Farbe und Konsistenz sind normal. Meist sind diese auf die Ernährung zurückzuführen und medizinisch unbedenklich."
Was die Konsistenz über den Stuhl verrät
Als normal gilt Stuhl, wenn er weich, glatt und zusammenhängend geformt ist, sich leicht ausscheiden lässt und zwar intensiv, aber nicht faulig oder beißend riecht. Eine ballaststoffreiche Ernährung macht den Stuhl voluminöser und weicher, eine kohlenhydratreiche Ernährung fester. Sehr fettreiche Nahrung macht den Stuhl oft schmieriger und klebriger. Zeigt sich der Stuhl als harte, einzelne oder zusammenhängende dunkelbraune Klümpchen, die schwer auszuscheiden sind, deutet das auf Verstopfung hin. Bei Durchfall ist der Stuhl breiig bis wässrig und von heller Farbe.
"Verstopfung beispielsweise kann bei Betroffenen einen erheblichen Leidensdruck verursachen. Häufig hilft es, zwei bis zweieinhalb Liter Wasser am Tag zu trinken und mit wasserlöslichen Ballaststoffen den Stuhl aufzulockern. Flohsamenschalen sind gut geeignet. Sie binden Wasser, das im Stuhl für eine bessere Gleitfähigkeit sorgt und die Entleerung unterstützt", rät der Gastroenterologe.
PD Dr. Dr. Christoph Dietrich ist Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Palliativmedizin und Ernährungsmedizin. Er ist in der Gastro-Praxis Wiesbaden tätig und Vorstand der Gastro-Liga e.V.
Stuhlgang: Was bedeuten die verschiedenen Farben?
Die Stuhlfarbe kann einige Hinweise geben. Meist ist die Färbung auf bestimmte Lebensmittel zurückzuführen. So kann Rote Beete den Stuhl rosa oder rötlich färben. Spinat und Grünkohl beispielsweise können einen grünlichen Farbton hervorbringen. Kürbis, Karotten und Süßkartoffeln können die Farbe in einen Orangeton verändern. Heidelbeeren färben den Stuhl oft dunkler.
"Oft sind es auch Medikamente, welche Veränderungen der Stuhlfarbe und der Konsistenz verursachen", so der Gastroenterologe. "Wer Eisenpräparate einnimmt, hat oft einen schwarzen Stuhl. Bei Antibiotika kann der Stuhl gelblich werden und flüssig. Durchfall ist eine häufige Folge von Antibiotika, da das Darmmikrobiom angegriffen wird."
Wann Stuhlveränderungen auf Krankheiten hindeuten
Manchmal sind Erkrankungen für Stuhlveränderungen verantwortlich. Bei grünlich gefärbten Durchfall mit beißendem Geruch steckt oft ein akuter Magen-Darm-Infekt dahinter. Ein grauer oder weißlicher Stuhl deutet auf Probleme mit der Bauchspeicheldrüse hin. Ist der Stuhl hellgelb gefärbt, kann das auf einen Verschluss der Gallenwege hindeuten.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz oder Zöliakie sind in der Regel von Durchfällen begleitet, die Stuhlfarbe ist dann hell. Plötzlich schwarzer oder roter Stuhl, der nicht auf eine unbedenkliche Ursache zurückzuführen ist, kann auf Blutungen im Verdauungstrakt hindeuten.
"Blut im Stuhl kann verschiedene Farbnuancen aufweisen, abhängig davon, wo sich die Blutung befindet", sagt Dietrich. "Hellroter Stuhl zeigt eine Blutung in der Nähe des Darmausgangs an. Dunkelroter bis schwarzer Stuhl hat seine Ursache im oberen Verdauungstrakt. Schwarzer Teerstuhl kann seine Ursache in einer Magenblutung haben. Je länger die Darmpassage des Blutes ist, desto dunkler wird das Blut. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind häufig durch Blutungen und Durchfälle gekennzeichnet."
Wann mit verändertem Stuhl zum Arzt?
"Suchen Sie einen Arzt auf, wenn Sie über einen längeren Zeitraum mehr als dreimal pro Tag oder weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang haben oder unter akutem Durchfall oder schmerzhafter Verstopfung leiden", rät Dietrich. "Ein Warnzeichen, das Sie rasch ärztlich abklären lassen sollten, ist Blut im Stuhl.
Sind Verdauungsbeschwerden stark ausgeprägt und treten sie gemeinsam mit Schmerzen, Blähungen, Übelkeit, Völlegefühl, Appetitlosigkeit und Erschöpfung auf, können Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom, Nahrungsmittelallergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Ursache sein. Schwere, anhaltende Durchfälle können eine chronisch-entzündliche Darmkrankheit wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa anzeigen. Dann ist oft zudem vermehrt Schleim im Stuhl."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Darmentleerung?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 3. November 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert der Darm?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 17. November 2021)