t-online hat ihn angeschaut Das kostet der neue Opel Frontera
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach dem Grandland präsentiert Opel das zweite neue SUV: Der Frontera trägt einen bekannten Namen – aber macht vieles anders als der historische Vorgänger. Das kostet er.
Der Opel Crossland ist Geschichte – und stattdessen bemüht Opel für sein neues Modell im Kompaktsegment einen historischen Namen: Aus dem etwas rundlichen Familiengefährt wird der Frontera, ein deutlich kantigeres und größeres SUV. Kommt Ihnen bekannt vor? Richtig, in den Neunzigerjahren verkaufte Opel bereits einen kastigen, familientauglichen Geländewagen in zwei Modellgenerationen.
t-online hat sich den neuen Frontera angeschaut.
Die Geschichte des Frontera
In den Neunzigerjahren, von 1991 bis 2003, hatten die Rüsselsheimer bereits einen Frontera im Angebot – einen Lizenz-Nachbau des Isuzu Wizard, der im englischen Vauxhall-Werk Luton produziert wurde. Leiterrahmen (typisch für Geländewagen) und durchwachsene Qualität waren inklusive. Benziner und Diesel mit bis zu 205 PS leisteten den Antrieb.
1993 und 1994 war der Frontera sogar das meistverkaufte SUV in Europa – jedoch war er seiner Zeit voraus, das Segment hatte deutlich weniger Käufer als heute. 1998 folgte der bis 2004 gebaute Frontera B, der 2003 vom Antara (bis 2015, Schwestermodell des Chevrolet Captiva) beerbt wurde.
Warum der Neubeginn mit neuem Namen? Schließlich war der seit 2017 gebaute Crossland, der in Zusammenarbeit mit den heutigen Stellantis-Konzerngeschwistern von Peugeot, Citroën und Peugeot entstand, erfolgreich. Der Neue sei ein komplett anderes Auto geworden, heißt es von Opel, und die markanteren Formen und Proportionen würden den neuen, alten Namen verdienen.
Mut zur Kante
Was feststeht: Im Vergleich zum Crossland ist der Frontera, der in der Slowakei gebaut wird, deutlich markanter. Mut zur Kante haben die Designer jedenfalls beim Styling des neuen SUV bewiesen, das sich die Technik mit dem Peugeot 2008 und dem kommenden Citroën C3 Aircross teilt.
Der mittlerweile Opel-typische, sogenannte Vizor-Kühlergrill in Hochglanzschwarz rahmt das neue Opel-Logo ein, LED-Leuchten an Front und Heck strahlen Selbstbewusstsein aus. Auf Chrom verzichtet der Frontera aus Umweltgründen übrigens fast vollständig – bis auf eine Ausnahme: Die Anschnallzungen an den Sitzgurten. Sie würden beim Anschnallen zu sehr strapaziert, Chrom halte diese Belastungen am besten aus.
Um volle 15 Zentimeter ist der Frontera länger als der Crossland, misst nun 4,38 Meter. Im Gegensatz zum trendigen und innen kuscheligeren Mokka soll der Neuling, ebenso wie schon der Crossland, die praktischere Alternative für Familien sein. 460 bis maximal 1.600 Liter Kofferraum sind 50 bis volle 345 Liter mehr als beim Crossland. Ein verstellbarer Ladeboden im Kofferraum bringt je nach Höhe eine ebene Ladekante innen oder mehr durchgängig nutzbaren Platz.
Was Fans der Crossland-Baureihe möglicherweise beim Frontera vermissen werden, ist die verschiebbare Rücksitzbank. Opels Antwort: Einerseits sei sie durch den gewachsenen Kofferraum und insgesamt mehr Platz nicht unbedingt nötig – zudem würden die dafür notwendigen Schienen im Fahrzeugboden die eigentlich recht große Kopffreiheit um mehrere Zentimeter einschränken
Sitzen lässt es sich – zumindest beim kurzen Probesitzen – bequem, sowohl vorn als auch hinten. Gegen Aufpreis hat Opel spezielle Sitze im Programm, die in der Mitte der Sitzfläche eine Aussparung haben. Damit soll das Steißbein geschont werden. Und auch hinten ist genügend Platz, selbst wenn wie beim ersten Probesitzen vorn der Sitz auf einen 1,86 Meter großen Fahrer (den Redakteur) eingestellt ist und hinten noch ein ebenso großer Passagier (im Test ebenfalls der Redakteur) sitzt. Opel hat zudem angekündigt, dass es den Frontera auch als Siebensitzer geben wird.
Cockpit: Übersichtlich und aufs Wesentliche reduziert
Das Cockpit kommt im Stil des Astra daher, je nach Ausstattung mit einem oder zwei Zehn-Zoll-Displays. Wer auf den Zentralbildschirm verzichten kann, bekommt dafür eine integrierte, drehbare Handyhalterung mit Bluetooth-Kopplung für das Smartphone, mit der sich das Handy per Lenkradtasten steuern lässt – nebst kleiner Magnetpinnwand. So etwas findet man übrigens auch im neuen Citroën e-c3 in der Basisversion.
Erfreulich: Wie schon beim Astra sind wichtige Tasten für die Klimasteuerung in einer eigenen Bedieneinheit untergebracht, statt alles per Touch zu steuern. Wozu das führen kann, zeigte zuletzt der Volvo EX-30 im Test. Wie die sonstige Bedienung über den Touchscreen vonstattengeht, ließ sich im Vorserienmodell noch nicht ausprobieren. Die Erfahrungen mit dem Opel Astra Electric zeigten jedoch, dass sich die meisten Funktionen intuitiv steuern lassen.
Ein Zeichen für den Kostendruck, aber gleichzeitig ziemlich charmant: Das klassische Zündschloss, mit dem auch der E-Antrieb per Schlüsseldrehen gestartet wird. Sonst findet sich bei anderen E-Autos eher ein Start-Stopp-Knopf oder eine schlüssellose Version, bei der der Motor schon beim Einsteigen auf Standby steht. Ein Opel-Sprecher sagte beim Vor-Ort-Termin, es soll auch weitere Versionen mit Start-Stopp-Knopf bei der Serienversion geben.
Französischer Bruder
Citroëns neue C3-Familie wird im Sommer um den größeren C3 Aircross wachsen. Das 4,39 Meter lange B-SUV teilt sich mit dem nur rund vier Meter kurzen C3 die Smart-Car-Plattform von Stellantis. Technisch handelt es sich damit um ein Schwestermodell des Frontera. Er ist bereits ab 18.490 Euro erhältlich.
Als E-Auto und als Hybrid
Natürlich ist ein Feature wie schlüsselloses Starten auch ein Kostenfaktor – und die sind aktuell auf dem Markt angesichts steigender Preise und allgemein hoher Kosten für E-Autos ein Faktor für den Verkaufserfolg. Den Frontera gibt es einerseits als E-Auto mit 83 kW/113 PS und bis zu 305 Kilometer Reichweite sowie als Hybrid mit wahlweise 100 oder 136 PS (plus 28-PS-E-Motor, um beispielsweise auf der Autobahn zu "segeln" und somit den Benziner zeitweise im Leerlauf zu lassen).
Ein bisschen elektrisch ist er also immer, als reiner Verbrenner wird er bei den Rüsselsheimern nicht im Angebot sein. Auch ein Schaltgetriebe wird nicht angeboten. In einem Punkt wird der neue Frontera seinem Vorgänger jedoch nicht gerecht: Frontantrieb ist die einzige Option, Allrad ist nicht vorgesehen – und damit auch keine Geländetauglichkeit.
Preis und Marktstart
Der elektrische Frontera ist ab 28.990 Euro als Fünfsitzer bestellbar; der Hybrid kostet ab 23.900 Euro. Als Siebensitzer kostet er rund 800 Euro mehr – das ist allerdings nur bei den Hybridversionen möglich.
Manuelle Klimaanlage, 16-Zoll-Stahlfelgen und Einparkhilfe hinten gehören in allen Varianten zur Grundausstattung. Wer mehr will, greift zur GS-Linie. Für 3.500 Euro Aufpreis gibt es 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaautomatik und ein Infotainmentsystem mit Zentraldisplay.
Fazit
Der Frontera trägt einen bekannten Namen. Mit etwas mehr Platz als sein direkter SUV-Vorgänger, netten Gimmicks und der Wahl zwischen reinem Elektro- und Hybridantrieb ist er eine hübsche, vernünftige und günstige Alternative zu vielen anderen Modellen auf dem großen Spielfeld der familientauglichen SUVs. Einen Geländewagen wie das historische Vorbild kann man jedoch nicht erwarten.
- Vor-Ort-Termin bei Opel
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und SP-X