US-Milliardär flüchtet vor Öffentlichkeit Nur so kann Musk in die Schranken gewiesen werden
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Elon Musk kann sich sein Versteckspiel mit der Presse bei seinem Besuch in Grünheide leisten. Daran ist auch die Politik Schuld – doch es gibt einen Ausweg.
Elon Musks mit Spannung erwarteter Besuch der Tesla-Gigafactory in Grünheide entpuppte sich als ein Versteckspiel vor der Öffentlichkeit. Dabei gibt es viele Fragen an den Tesla-Chef. Der Elektroautobauer steht wegen umstrittener Ausbaupläne seiner Fabrik in Brandenburg in der Kritik.
Doch die zahlreichen Journalisten, die sich am Mittwoch vor der Fabrik in Grünheide versammelten, bekamen keine Chance, Musk auch nur eine Frage zu stellen. Dabei ist sein Verhalten sogar nachvollziehbar: Er ist längst so mächtig, dass er keine Öffentlichkeit braucht. Er glaubt, niemandem Rechenschaft schuldig zu sein. Und das ist auch die Schuld der Politik.
- Tesla-Chef besucht Grünheide: Ein Milliardär versteckt sich
Musk verfügt nahezu grenzenlos über die wichtigste Ressource der Welt: Geld. Der drittreichste Mensch der Erde kann Investitionen tätigen, wie man sie sonst von Staaten gewohnt ist. Aber während sich etwa die Bundesregierung alle vier Jahre der Bevölkerung in Wahlen stellen muss, ist Musk bestenfalls einer Handvoll Anteilseigner an seinem Unternehmen verpflichtet.
Umso wichtiger ist es, dass Politik einen Rahmen vorgibt. Denn Musks Investitionen in Grünheide betreffen auch das Gemeinwohl. 170.000 Menschen bangen hier um ihre Wasserversorgung: Die Fabrik verbraucht Unmengen der in der Region knappen Ressource. Immer wieder gibt es Streit, weil Tesla Schadstoffgrenzwerte im Abwasser überschreitet. Und nun will Musk für den geplanten Ausbau des ohnehin schon riesigen Fabrikareals auch noch weitere 100 Hektar Wald roden.
Auch Musk braucht Grünheide
Schon bei der Genehmigung der Fabrik gab es die Sorge, Verfahren seien abgekürzt worden, um den Standort für Musk attraktiv zu machen. Widerstand von Umweltaktivisten und aus der Bevölkerung wegen der befürchteten Folgen für das Grundwasser verhallten im Nichts. Zu groß schienen die Vorteile für den Wirtschaftsstandort. 10.000 Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Gegend und Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen im Jahr, wer sollte da widerstehen?
Und es stimmt ja auch: Tesla ist ein Gewinn für Deutschland, wo hiesige Autobauer die Mobilitätswende verschlafen haben. Wo jemand wie Musk gebraucht wird, der mutig Zukunftstechnologien voranbringt.
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Nur muss er einsehen, dass er dafür auch Unterstützung braucht. Da reicht es nicht, sich mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) nur im für ihn bequemen Hinterzimmer zu treffen. So wie er es am Mittwoch tat. Fernab jeglicher kritischer Fragen.
Dabei sollte die Zeit der politischen Gefälligkeiten spätestens jetzt für Musk vorbei sein. Die Fabrik steht, er kann nicht ohne Weiteres wieder abwandern. Auch Musk braucht Grünheide.
Glücklicherweise gibt es einen Weg, ihm klarzumachen, dass er in Zukunft die Bedenken der Bevölkerung ernst nehmen muss: Das Zünglein an der Waage spielen dabei die 22 Gemeindevertreter von Grünheide, die bald über Teslas Erweiterungspläne entscheiden müssen. In einer Befragung haben sich die Bewohner klar gegen die Pläne ausgesprochen. Die Gemeindevertreter sollten auf ihre Bürger hören. Nur dann könnte Musk verstehen, dass er nicht einfach schalten und walten kann, wie er möchte. Denn von allein wird sich Musk nicht ändern.
- Eigene Recherche vor Ort