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Borreliose ist heilbar – so läuft die Behandlung ab


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Rechtzeitig erkannt heilbar
Diese Behandlung hilft bei Borreliose


Aktualisiert am 23.05.2024Lesedauer: 5 Min.
Antibiotika mit Wasser einnehmen: Milch oder Obstsaft kann die Wirksamkeit mindern.Vergrößern des Bildes
Borreliose lässt sich mit Antibiotika behandeln und ist bei rechtzeitiger Therapie heilbar. (Quelle: fizkes/getty-images-bilder)

Borreliose ist gut behandelbar. Die Heilungschancen hängen aber maßgeblich davon ab, wie frühzeitig die Antibiotikatherapie stattfindet.

Borreliose ist eine Krankheit, die sich infolge eines Zeckenstiches entwickeln kann. Sie entsteht durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi, die durch manche Zecken während des Stechens auf den Menschen übertragen werden können. Der alltagssprachliche Begriff für die Erreger lautet Borrelien.

Die Borreliose ist nicht so gefährlich, wie viele befürchten – sofern sie rechtzeitig behandelt wird. Denn je eher die Therapie beginnt, umso weniger Zeit haben die Borrelien, um sich von der Haut im Körper auszubreiten und andere Organe zu schädigen.

Wichtig ist, nach einem Zeckenstich auf Anzeichen für eine Borreliose zu achten und gegebenenfalls ärztlich abklären zu lassen. Typisch sind insbesondere

  • die Wanderröte und/oder
  • ein grippeartiges Krankheitsgefühl.

Eine Wanderröte ist eine ringförmige Hautrötung um den Zeckenstich, die für gewöhnlich nicht juckt oder schmerzt. Das Krankheitsgefühl geht häufig mit leichtem Fieber, allgemeiner Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen und Kopfweh einher – ähnlich wie bei einem grippalen Infekt.

Übrigens: Selten entwickelt sich nach der Wanderröte ein sogenanntes Borrelien-Lymphozytom. Dabei handelt es sich um ein rot-bläuliches Knötchen am Ohrläppchen, an der Brustwarze oder am Hodensack, das in der Regel nicht schmerzt.

Borreliose ist heilbar

Eine Infektion mit Borrelien lässt sich mit Antibiotika wirksam und schnell eindämmen. Frühzeitig erkannt und behandelt, heilt die Borreliose bei 95 bis 100 von 100 Patienten vollständig aus.

Es gibt verschiedene Antibiotika, die gegen Borreliose helfen. Die Wahl des Mittels richtet sich vor allem danach, wie weit sich die Erreger bereits im Körper ausgebreitet haben. Das ist meist an den Symptomen zu erkennen.

Borreliose-Therapie im frühen Stadium

Zu Beginn beschränkt sich die Borreliose auf die Umgebung des Zeckenstiches. In diesem ersten Stadium der Infektion, das typischerweise an der Wanderröte zu erkennen ist, verschreiben Ärztinnen und Ärzte normalerweise

  • Doxycyclin oder
  • Amoxicillin

in Form von Tabletten. Die oder der Betroffene nimmt diese zwei Wochen lang täglich ein. Wenn es Anzeichen dafür gibt, dass sich die Erreger schon weiter ausgebreitet haben, kann die Antibiotikatherapie auch drei Wochen dauern. Ein Hinweis darauf wären beispielsweise mehrere Hautrötungen (Wanderröten) am Körper.

In bestimmten Fällen können auch andere Antibiotika zum Einsatz kommen, etwa bei einer Allergie oder in der Schwangerschaft.

Wichtig: Antibiotika am besten immer mit Wasser einnehmen und drei Stunden vor und nach der Einnahme auf Milch, Milchprodukte und Fruchtsäfte verzichten. Der Grund: In Milch und einigen Fruchtsäften steckt Calcium, das die Wirkung bestimmter Antibiotika beeinträchtigen kann.

Therapie im Spätstadium

Manchmal macht sich eine Borreliose nicht durch eine Wanderröte bemerkbar, oder die oder der Betroffene übersieht die Rötung. Das Risiko besteht vor allem, wenn sich der Zeckenstich an einer verborgenen Hautstelle befindet, wie zum Beispiel im Intimbereich.

Im besten Fall wird der Körper dann selbst mit den Eindringlingen fertig. Das funktioniert aber nicht immer, weil Borreliose-Erreger geschickte Strategien haben, um das Immunsystem zu umgehen. Gelingt ihnen das, können sie sich im Körper ausbreiten und andere Organe – meist hauptsächlich ein einzelnes Organ – angreifen.

Je nachdem, welches Organ die Erreger befallen und wie stark sie dieses schädigen, sind dann verschiedenste Beschwerden möglich – von Kopfweh über Empfindungsstörungen und Lähmungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Gelenkentzündungen.

Auch in diesem Stadium der Erkrankung besteht meist noch die Chance, die Symptome mit Antibiotika in den Griff zu bekommen. Die Behandlung dauert trotz der fortgeschrittenen Infektion nicht länger als drei Wochen. Die Erkrankten bekommen meist Tabletten verschrieben oder – in bestimmten Fällen – als Infusion verabreicht. Eine Infusion kann etwa nötig sein, wenn das Nervensystem von der Borreliose betroffen ist.

Gut zu wissen: Eine weitaus seltenere durch Zecken übertragene Infektion als die Borreliose ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Dabei handelt es sich um eine durch Viren ausgelöste Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Die typischen ersten Anzeichen dafür sind grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und ein Krankheitsgefühl.

Borreliose-Therapie bei Kindern

Auch bei Kindern lässt sich eine Borreliose wirksam mit Antibiotika behandeln. Meist verschreiben Ärztinnen und Ärzte Tabletten, die die Wirkstoffe Doxycyclin oder Amoxicillin enthalten. Die Wahl des Mittels richtet sich bei Kindern vor allem nach dem Alter:

  • Kinder ab neun Jahren bekommen Doxycyclin verordnet.
  • Kinder unter neun Jahren erhalten Amoxicillin.

Doxycyclin kann zu Zahnverfärbungen und Schäden im Zahnschmelz führen. Deshalb erhalten jüngere Kinder, deren Zahnschmelz sich noch entwickelt, in der Regel Amoxicillin. Wenn sie eine Allergie gegen diesen Wirkstoff haben, stehen noch andere Mittel zur Verfügung, zum Beispiel Clarithromycin oder Azithromycin.

Die Behandlung dauert meist zwei Wochen. Wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist, kann sie auch drei oder vier Wochen in Anspruch nehmen.

Wichtig: Eltern sollten darauf achten, dass das Kind das Antibiotikum am besten mit Wasser einnimmt und drei Stunden vor und nach der Einnahme keine Milch oder Fruchtsäfte trinkt beziehungsweise Milchprodukte isst. Denn das in Milch und einigen Obstsäften enthaltene Calcium kann bewirken, dass der Körper den Wirkstoff nicht richtig aufnimmt. Die Therapie wirkt dann unter Umständen nicht.

Wann ins Krankenhaus?

Es ist weder notwendig noch sinnvoll, mit einem Zeckenstich sofort ins Krankenhaus zu gehen. Denn erstens besteht nur ein geringes Risiko, dass sich eine Borreliose entwickelt: Lediglich etwa 1 von 100 Zeckenstichen führt zur Borreliose.

Zweitens ist diese nicht sofort nach dem Stich feststellbar. Die ersten Anzeichen – zum Beispiel die Wanderröte – treten erst einige Tage bis Wochen später in Erscheinung. Wenn es dazu kommt, befindet sich die Erkrankung immer noch im frühen Stadium und ist gut mit Antibiotika behandelbar.

Wer einige Tage oder Wochen nach dem Stich Borreliose-Symptome bei sich bemerkt, muss ebenfalls nicht ins Krankenhaus, sondern kann zur Hausärztin oder zum Hausarzt gehen. Die oder der Betroffene bekommt dann in der Regel Antibiotika in Tablettenform verschrieben, die sie oder er zu Hause einnehmen muss.

Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt, kann sie sich verschlimmern und weitere Beschwerden wie Lähmungen, Empfindungsstörungen, brennende Schmerzen oder auch Herzstolpern hervorrufen. Die Therapie erfolgt dann in der Regel im Krankenhaus. Die oder der Betroffene erhält das Antibiotikum dort unter Umständen nicht in Form von Tabletten verabreicht, sondern über eine Infusion in eine Vene.

Spätfolgen trotz Behandlung

Wenn die Borreliose bereits die Nerven, das Herz oder die Gelenke angegriffen hat, verschaffen die Antibiotika meist nicht sofort Linderung. Denn die Mittel können zwar das Bakterium zurückdrängen, nicht aber die Schäden beheben, die Infektion bereits im jeweiligen Organ hinterlassen hat.

Für deren Heilung ist der Körper selbst zuständig – und dafür braucht er unter Umständen einige Wochen bis Monate, manchmal sogar Jahre. Je nach Ausmaß der Schäden können einige Beschwerden auch langfristig bestehen bleiben.

Beispiele für mögliche Spätfolgen sind:

  • leichte Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen, wenn der Erreger die Nerven befallen hat (Neuroborreliose)
  • Gelenkschäden, wenn die Gelenke befallen waren (Lyme-Arthritis)
  • bleibende Veränderungen der Haut, wenn die Borreliose zu schweren Hautentzündungen geführt hat

All das kommt aber insgesamt selten vor:

  • Bei einer Neuroborreliose verspüren nur etwa 35 von 100 Betroffenen 5 Jahre später noch "Restsymptome", empfinden diese aber meist nicht als große Belastung.
  • Durch Borrelien verursachte Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis) heilen bei fast allen Erkrankten vollständig aus. Nur bei etwa 10 von 100 Betroffenen entwickelt sich eine chronische Arthritis.

Therapie bei "chronischer" Borreliose

Die Folgen einer Borreliose können noch Monate bis Jahre nach der Erkrankung zu spüren sein. Wer im Internet nach Maßnahmen gegen solche Spätfolgen sucht, stößt schnell auf den Begriff "chronische Borreliose" – oftmals in Verbindung mit dem Rat, sich eine langfristige Antibiotika-Behandlung verschreiben zu lassen.

Seriöse Ärztinnen und Ärzte raten davon aber dringend ab. Denn eine zwei- bis dreiwöchige Antibiotika-Therapie reicht aus, um die Erreger erfolgreich zu bekämpfen – selbst in fortgeschrittenen Stadien der Infektion. Der Begriff "chronische Borreliose" führt somit in die Irre: Die längerfristigen Beschwerden entstehen nicht durch die Infektion, sondern durch die Schäden, die sie im Körper hinterlassen hat.

Antibiotika können deren Heilung nicht beschleunigen, sondern belasten den Körper zusätzlich, weil sie Nebenwirkungen mit sich bringen.

Es gibt aber andere Maßnahmen, die den Betroffenen helfen können, besser mit ihren Beschwerden zurechtzukommen, etwa Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie (Logotherapie) oder auch psychotherapeutische Unterstützung.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Abrufdatum: 23.5.2024)
  • Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 23.5.2024)
  • Online-Informationen von Deximed: www.deximed.de (Abrufdatum: 23.5.2024)
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 23.5.2024)
  • Neuroborreliose: Prognose nach Antibiotika-Therapie in der Regel günstig. Online-Informationen der Pharmazeutischen Zeitung: www.pharmazeutische-zeitung.de (Stand: 9.8.2020)
  • "Lyme-Borreliose erkennen und behandeln". Online-Informationen der Deutschen Apotheker Zeitung: www.deutsche-apotheker-zeitung.de (Stand: 19.6.2018)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: "Neuroborreliose". (PDF) AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/071 (Stand: 12.4.2018)
  • Gortner, L., Meyer, S.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2018
  • Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft für Dermatologische Infektiologie: "Kutane Lyme Borreliose". (PDF) AWMF-Leitlinien-Register Nr. 013/044 (Stand: 31.3.2016)
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