Tuchel im Sommer weg Ein übler Verdacht
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Bayern verliert drei Spiele in Serie und steckt tief in der Krise. Nun soll der Verein laut übereinstimmenden Medienberichten Konsequenzen gezogen haben. Demnach soll es Veränderungen auf der Trainerposition geben.
Nach dem 2:3 beim VfL Bochum hat der deutsche Rekordmeister in der Bundesliga acht Punkte Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen und steht in der Champions League vor dem Aus. Am Mittwoch nun wurde vermeldet, dass Trainer Thomas Tuchel den FC Bayern im Sommer verlassen muss. Die vorzeitige Trennung sei in den vergangenen Tagen beschlossen worden, berichteten "Bild" und Sky übereinstimmend. Eine offizielle Stellungnahme lag zunächst nicht vor.
Für Tuchel und seine Bayern stehen nun weitere, schwere Spiele an: Am Samstag empfängt man das Spitzenteam RB Leipzig, und dann folgt bald schon das Achtelfinal-Rückspiel gegen Lazio Rom (Hinspiel 0:1) in der Champions League.
Der Fokus der Öffentlichkeit liegt dabei vor allem auf Tuchel. Dabei darf man durchaus auch mal folgende Frage stellen:
Muss der FC Bayern neben dem Trainer auch schnellstmöglich die Mannschaft austauschen?
Ja, die Mannschaft muss entkernt werden
Bayern liegt am Boden, der Trainer ist seit Wochen ratlos. Und die Blamage beim VfL Bochum hat einen üblen Verdacht nahegelegt.
Auch wenn grundsätzlich kein Sportler und keine Mannschaft absichtlich verliert: Diese scheint – womöglich unterbewusst – gegen ihren Trainer gespielt zu haben. Oder zumindest nicht alles abgerufen zu haben, was sie kann. Es wäre kein Wunder. Warum sollten Matthijs de Ligt, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Thomas Müller oder Eric Maxim Choupo-Moting sich über die Maßen für einen Coach zerreißen, der ihnen immer wieder das Vertrauen entzieht, sie auf die Bank setzt oder gar öffentlich kritisiert? Zumal die Titel quasi außer Reichweite für die Bayern sind.
Natürlich würde auch das dafür sprechen, die Mannschaft großflächig umzubauen. Viel schwerer wiegt allerdings der Fakt, dass die Bayern-Achse nicht nur für den Niedergang des FC Bayern verantwortlich ist, sondern auch für den der deutschen Nationalmannschaft. Wenn die besten deutschen Mannschaften Trainer verschleißen, wenn Hansi Flick, Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel an den Spielern verzweifeln, dann liegt es ganz offensichtlich an denen.
Ganz klar: Bayern muss die Mannschaft nach der Saison entkernen und sich von den Spielern trennen, die nicht das Zeug für Bayern (Choupo-Moting, Dayot Upamecano, Bouna Sarr) oder den Niedergang in den vergangenen dreieinhalb Jahren zu verantworten haben (Kimmich, Goretzka, Leroy Sané, Serge Gnabry, Manuel Neuer).
Nein, mit solchen Fußballern ist viel mehr drin
Egal ob Weltklasse oder nicht, manchmal passt es einfach nicht mehr zwischen Trainer und Spielern – so ist es wohl auch beim FC Bayern München. Deshalb sollten die Klubbosse aber nicht gleich das Team austauschen. Der Rekordmeister hat einen der besten Kader Europas. Es ist eine spannende Mischung aus Erfahrenen wie Manuel Neuer und Thomas Müller, hochtalentierten Nachwuchsspielern wie Jamal Musiala, und seit diesem Sommer hat man mit Harry Kane auch endlich wieder einen Topangreifer. Mit solchen Fußballern ist viel mehr drin!
Auch der Rest der Truppe hat doch längst bewiesen, wie gut er ist: Verteidiger wie Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt haben in der Vergangenheit bei ihren Ex-Vereinen überragende Leistungen gezeigt. Und die 95er-Generation der Bayern um Joshua Kimmich und Leon Goretzka war im Jahr 2020 maßgeblich am Triple-Erfolg beteiligt. Diesen Spielern kann man die Klasse nicht absprechen. Sie ist da, nur muss sie auch schnellstmöglich wieder auf dem Spielfeld zu sehen sein.
Kommt nun bald ein anderer Chefcoach, kann der Neubeginn starten. Die Rollen im Team werden anders verteilt, die Stimmung in der Mannschaft wird sich verändern. All das wird helfen, um schon bald wieder bessere Zeiten zu erleben.
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