Entscheidungen des Kanzlers Boris Johnson lobt Scholz: "Es ist großartig, was er tut"
In einem Interview hat sich der britische Premierminister nicht nur über den deutschen Kanzler geäußert, sondern auch über sein Verhalten bei den Brexit-Verhandlungen.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat dem deutschen Kanzler in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" ein positives Zeugnis ausgestellt. Er verstehe sich sehr gut mit Olaf Scholz, so Johnson. Auf die Frage nach der Einheit des Westens erklärte er, die EU habe Fortschritte gemacht. "Schauen Sie sich an, was Olaf Scholz geleistet hat, das unglaubliche Engagement für die Ukrainer, ich hätte im Leben nie geglaubt, dass ein deutscher Kanzler solche Entscheidungen trifft, es ist großartig, was er tut. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das in seinem eigenen politischen Set-up einfach ist", so Johnson.
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Im Interview warnte er zudem vor einer "Ukraine-Müdigkeit". "Die steigenden Energiekosten und Lebensmittelpreise, die steigende Inflation, all das wirkt sich auf das Durchhaltevermögen der Menschen aus", sagte Johnson. Man werde der Ukraine weiter helfen, doch es müsse auch klar sein: "Wir können nicht ukrainischer sein, als die Ukrainer." Damit meine er, dass man dem Land nicht die eigenen Ansichten aufdrücken könne und die Ukrainer Opfer Putins seien. "Sie müssen entscheiden, was sie tun wollen."
Thema: Brexit-Vereinbarung zu Nordirland
Johnson spielte außerdem den Streit mit der EU über eine von seiner Regierung geplante Aushebelung der Brexit-Vereinbarungen für Nordirland herunter. Die Kritik aus Brüssel daran bezeichnete er als "sehr moderat". Alle Beteiligten hätten Interesse daran, "kreative und pragmatische" Lösungen zu finden – auch er selbst. Johnson fügte hinzu: "Ich habe dieses Ding doch selber unterschrieben."
Die konservative Regierung aus London hatte vergangene Woche einen Gesetzentwurf vorgelegt, der ihr die einseitige Aufhebung der Vereinbarungen aus dem sogenannten Nordirland-Protokoll ermöglichen soll. Aus Brüssel kamen Proteste und die Ankündigung, mehrere Vertragsverletzungsverfahren voranzubringen. Johnson zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt.
Großbritanniens künftige Rolle in Europa verglich der Premierminister mit der eines fliegenden Strebepfeilers in der gotischen Architektur, der außerhalb des Gebäudes liegt. "Fliegende Pfeiler sind extravagant, und sie sind wunderschön, und sie stützen das Gebäude von außen."
- Süddeutsche Zeitung: Interview mit Boris Johnson (kostenpflichtig)
- Nachrichtenagentur dpa