Ex-Finanzminister Waigel "Nicht jeder wird von seiner Rente leben können"
Der CSU-Ehrenvorsitzende und Ex-Finanzminister sieht schlechte Zeiten für Rentner: Es sei "unumgänglich", dass die Lebensarbeitszeit erhöht werde.
Der frühere Finanzminister Theo Waigel sieht das deutsche Rentensystem vor einer schwierigen Weichenstellung: Aufgrund der demografischen Entwicklung werde "nicht jeder von seiner Rente leben können", so der CSU-Ehrenvorsitzende in einem Interview mit "Focus Online". Daher müssten die betriebliche Altersversorgung und die private Vorsorge dazukommen.
Doch selbst das sei keine dauerhafte Lösung, so Waigel: "Wenn ich mir anschaue, dass der Bund schon heute im Haushalt rund 120 Milliarden Euro pro Jahr für die Rente zur Verfügung stellt, dann wird es unumgänglich sein, die Lebensarbeitszeit zu verlängern. Ich weiß, das ist unpopulär und vor Wahlen traut sich kaum jemand, das zu sagen. Aber die Demografie und die Mathematik zwingen uns dazu", sagte Waigel.
"Unabdingbar, um soziale Sicherheit zu gewährleisten"
Natürlich gebe es Menschen, deren Tätigkeit sie nicht bis ins hohe Alter arbeiten lasse. Nicht jeder könne bis 70 arbeiten. Dennoch müsse eine Gesellschaft, deren Lebenszeit ständig steigt, sich überlegen, was sie wolle. Ansonsten müssten die Rentenbeiträge stark ansteigen, was der jungen Generation nicht zuzumuten sei, oder die Renten gekürzt werden.
Waigel spricht sich daher für die Kombination dreier Faktoren aus: eine längere Lebensarbeitszeit, eine höhere Beschäftigungsquote bei Frauen und eine gezielte Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte. "Diese drei Punkte sind unabdingbar, um soziale Sicherheit und Wachstum dauerhaft zu gewährleisten", so Waigel.
- focus.de: "Interview mit Ex-Finanzminister Waigel: 'Es wird nicht mehr jeder von seiner Rente allein leben können'"