Gefährlicher Hormonumschwung Warum die Wechseljahre aufs Herz gehen können
Herzrasen, Herzstolpern oder hoher Puls: Viele Frauen in den Wechseljahren können ein Lied davon singen. Was dahintersteckt und wie sich das Risiko von Herzerkrankungen senken lässt.
Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren stellen für Frauenherzen eine große Herausforderung dar, warnt die Deutsche Herzstiftung. Wer nicht achtsam sei, riskiere schwere Erkrankungen, die auch tödlich enden können. Welches die größten Risikofaktoren sind und wie sich Frauen schützen können, erfahren Sie hier.
Häufigste Todesursache bei Frauen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
"Für Frauen sind Herzerkrankungen wie die Koronare Herzkrankheit, Herzschwäche oder Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und Vorhofflattern der häufigste Grund für Krankenhauseinweisungen und vorzeitigen Tod", sagt die Kardiologin Professor Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung und Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Marienhospital Wesel.
Dabei gelten für Frauen dieselben Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen wie für Männer: Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht sowie Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Stress sowie ungenügend oder unregelmäßiger Schlaf.
Hormonchaos in den Wechseljahren belastet das Herz
Tiefenbacher erklärt: "Kommen Frauen in die Wechseljahre, können die hormonellen Veränderungen die Risikokonstellation für Herz und Gefäße zusätzlich verschärfen". Auch könnten Herzerkrankungen und ihre Komplikationen wie der Herzinfarkt in der Symptomatik und in ihrer Entstehung je nach Geschlecht verschieden sein. "Auf Besonderheiten wie diese müssen wir Frauen verstärkt aufmerksam machen und für gezielte Vorsorgemaßnahmen sensibilisieren", so die Kardiologin.
Blutckdruckrisiko steigt mit der Menopause
Die Einflüsse der Menopause auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit sind vielfältig. Ein Risikofaktor ist der Bluthochdruck: Kommen Frauen in die Wechseljahre, verdoppelt sich ihr Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln, weil der Östrogenspiegel im Blut kontinuierlich sinkt. Das weibliche Geschlechtshormon sorgt dafür, dass die Gefäße elastisch bleiben, wirkt blutdrucksenkend und schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Gleichzeitig steigt der Spiegel des Hormons Testosteron. Das führt unter anderem dazu, dass Frauen verstärkt in der Bauchregion Fett einlagern. Die Gefahr dabei: Bauchfett produziert selbst Hormone, die den Appetit anregen und damit dafür verantwortlich sind, dass Frauen zunehmen. Auch lassen diese Hormone den Blutdruck steigen.
Bei vielen Frauen in und nach den Wechseljahren kommen neben dem Übergewicht Ängste und Schlafstörungen als weitere Risiken hinzu, Bluthochdruck zu entwickeln. "Frauen sollten deshalb wachsam für ihren Blutdruck sein und ihn regelmäßig beim Arzt messen lassen oder ihn selbst messen", rät Tiefenbacher. Denn ein unzureichend behandelter Bluthochdruck ist eines der gefährlichsten Risiken für Schlaganfall, Herzinfarkt und andere schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bluthochdruck bei jungen Frauen wegen Einnahme der Pille
Auch junge Frauen sind nicht vor Bluthochdruck gefeit. Fünf bis zehn Prozent der Schwangeren entwickeln im Laufe der Schwangerschaft einen Bluthochdruck. Auch Frauen, die zur Verhütung die Antibabypille einnehmen, die eine Kombination von Östrogen und Progesteron enthält, können einen zu hohen Blutdruck entwickeln.
Progesteron ist das in den Eierstöcken gebildete Gelbkörperhormon, das vor allem den Menstruationszyklus, die Schwangerschaft sowie die Entwicklung des Embryos regelt. Expertenangaben zufolge reagieren ungefähr fünf Prozent der Frauen, die ein solches Kombinationspräparat einnehmen, mit einem bedeutenden Blutdruckanstieg. Frauen, die die Pille einnehmen und außerdem übergewichtig sind, tragen ein zwei- bis dreifach hohes Risiko für Bluthochdruck.
"Liegen gleichzeitig mehrere Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Rauchen oder Übergewicht vor, sollten Frauen mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über andere Verhütungsmethoden sprechen und keine oralen Kontrazeptiva einnehmen", rät Tiefenbacher.
Vorsicht bei Schlafstörungen im Klimakterium
Ein gesunder Schlaf wirkt wie ein Medikament: Während der Nachtruhe erholt sich der Körper, Stoffwechselprozesse wie der Fett- und Zuckerstoffwechsel werden reguliert, das Immunsystem gestärkt, und auch der Blutdruck wird in dieser Ruhephase langfristig konstant gehalten.
Bei Frauen kann es während und nach den Wechseljahren verstärkt zu Schlafstörungen kommen, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Die Zusammenhänge zwischen schlechter Schlafqualität und schlechter Herzgesundheit sind durch Studien belegt. Als Risikofaktoren gelten auch die obstruktive Schlafapnoe (OSA), bei der es während des Schlafs immer wieder zu Atemaussetzern kommt, sowie einer ungesunden Ernährung. So haben Frauen, die unter Schlaflosigkeit leiden, in der Regel einen schlechteren Body-Mass-Index (BMI).
Symptome der Wechseljahre
Tipp: Erlaubt sind Werte zwischen 18 und 70 Jahren. Für ältere oder jüngere Frauen ist dieser Test nicht geeignet.
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Schlafprobleme verursachen Stress
"Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum verursachen Stress, der wiederum wichtige Stoffwechselprozesse stört", sagt Tiefenbacher. Das wiederum wirke sich negativ auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus. Frauen mit Schlafproblemen sollten daher frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Mit gezielten Maßnahmen bezüglich des Lebensstils wie regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung ließen sich Risikofaktoren wie Übergewicht und Bluthochdruck deutlich senken. Damit sinke auch die Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfall.
Herzinfarkt: Warnzeichen bei Frauen anders als bei Männern
"Bei Frauen über 65 Jahren steigt das Herzinfarktrisiko. Doch auch jüngere Frauen zwischen 40 und 50 sind der Gefahr ausgesetzt", sagt Tiefenbacher. Vor allem dann, wenn in der Familie häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgetreten sind oder wenn ein ungesunder Lebensstil durch Bewegungsmangel, Rauchen, Übergewicht, Dauerstress oder von außen zugeführte Hormone wie die Pille das Infarktrisiko erhöhen.
Allerdings sind bei Frauen die Symptome eines Herzinfarkt oft nicht so klar zu erkennen wie bei Männern. "Häufiger als bei Männern können bei Frauen weniger eindeutige Symptome auftreten, etwa Atemnot, ein Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit, Angstzustände, Schweißausbruch, Übelkeit oder Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch oder im Rücken", sagt Tiefenbacher. Bei Frauen komme es auch häufig vor, dass der typische Brustschmerz als Hauptsymptom des Herzinfarkts nicht wie bei den Männern im Vordergrund stehe. Dafür gebe es andere Warnzeichen.
- Ausführlich: Auf diese Warnsignale des Herzens sollten Sie achten
Experten raten zum Vorsorge-Check-up ab 40 Jahren
Die Deutsche Herzstiftung rät Frauen wie Männern, ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Vorsorgeuntersuchungen kontrollieren zu lassen. Bei einer familiären Vorbelastung sollten die Untersuchungen schon früher beginnen. Der regelmäßige Gesundheits-Check-up beim Hausarzt wird für Patienten ab 18 Jahren einmalig und ab 35 Jahren alle drei Jahre von der Krankenkasse bezahlt. Neben der Blutdruckmessung werden hierbei auch Blutzucker- und Blutfettwerte wie LDL-Cholesterin erfasst.
Darüber hinaus können Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagadern oder der Becken- und Beingefäße frühzeitig Gefäßverkalkungen erkennen, die für die Betroffenen noch ohne Symptome sind. Das EKG in Ruhe und unter Belastung sowie die Ultraschalluntersuchung des Herzens ergänzen das Untersuchungsspektrum.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- herzstiftung.de: "Wechseljahre: Diese Risiken fürs Herz sollten Frauen kennen." Pressemeldung der Deutschen Herzstiftung e. V. vom 1.2.2024
- frauenaerzte-im-netz.de: "Frühes Einsetzen der Wechseljahre erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen". Online-Informationen vom Berufsverband der Frauenärzte (BVF), Stand: 28.9.2016
- www.gesundheitsinformation.de: "Wechseljahrsbeschwerden." Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 17.6.2020)