Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Was im Notfall hilft So läuft die Behandlung einer Alkoholvergiftung ab
Mündet ein leichter Rausch in eine gefährliche Alkoholvergiftung, ist eine zeitnahe Behandlung wichtig. Was hilft dann? Die wichtigsten Maßnahmen erklärt.
Streng genommen beginnt eine Alkoholvergiftung bereits, wenn jemand leicht angetrunken ist. Dieser recht verbreitete Zustand der Beschwipstheit erfordert in der Regel keine ärztliche Behandlung, sondern klingt ohne allzu schlimme Folgen von selbst wieder ab – sofern er nicht zur Regelmäßigkeit wird: Eine Person, die sich mehrmals wöchentlich einen leichten Rausch antrinkt, riskiert chronische Folgeerkrankungen. Da sie eventuell an einer Alkoholabhängigkeit erkrankt ist, benötigt sie unter Umständen eine Entzugsbehandlung und psychotherapeutische Hilfe.
Bei einer ausgeprägten akuten Alkoholvergiftung ist hingegen eine sofortige gezielte Therapie unumgänglich. Generell gilt: Je höher der Pegel, umso gefährlichere Folgen drohen. Wie stark eine Person unter einer Alkoholvergiftung leidet, ist aber äußerst individuell. Für manche ist schon ein Blutalkoholspiegel von einem Promille riskant. Wer im Rausch heftige Beschwerden verspürt, sollte also lieber den Rettungsdienst (112) rufen.
Alkoholvergiftung – was hilft?
Wenn eine Person aufgrund einer Alkoholvergiftung das Bewusstsein verliert, kann es passieren, dass sie sich erbricht und an ihrem Erbrochenen erstickt. Um das zu verhindern, sollten Umstehende sie in die stabile Seitenlage bringen, bis der Rettungsdienst eintrifft. Zudem sollte sie zugedeckt werden, da sonst das Risiko einer Unterkühlung besteht.
Gut zu wissen
"Stabile Seitenlage" ist eine liegende Position auf der Seite, die sicherstellen soll, dass eine bewusstlose, aber noch selbstständig atmende Person nicht an Blut oder Erbrochenem erstickt. Wie genau diese Position aussieht und welche Schritte nötig sind, um jemanden in diese Position zu bringen, lässt sich am besten und schnellsten anhand von Bildern veranschaulichen. Hilfreich ist etwa diese Erklärung der Organisation Deutsches Rotes Kreuz.
Die Notärztin oder der Notarzt wird gegebenenfalls weitere Schritte vornehmen, um die betroffene Person zu stabilisieren und lebensbedrohliche Folgen zu verhindern. Beispielsweise wird sie beatmet, wenn ihre Atemreflexe beeinträchtigt sind.
Im Krankenhaus werden sich die Ärztinnen und Ärzte dann zunächst ein genaues Bild von den Auswirkungen der Alkoholvergiftung machen. Unter anderem überprüfen sie dazu den Puls, Blutdruck und die Atemfrequenz. Außerdem führen sie eine Blutuntersuchung durch. Nach den Befunden richtet sich, ob es reicht, die oder den Betroffenen unter ärztlicher Überwachung ausnüchtern zu lassen, oder ob gezielte medizinische Maßnahmen notwendig sind.
Ist der Konsum noch nicht lange – etwa eine Stunde – her, kann möglicherweise eine Magenspülung helfen. Dabei führt eine Ärztin oder ein Arzt eine an einem dünnen Schlauch befestigte Sonde durch den Mund in den Magen ein, um den dort befindlichen Alkohol abzusaugen.
Sie haben Alkohol getrunken und fragen sich, wie hoch Ihr Blutalkoholspiegel ist? Unser Promillerechner hilft Ihnen weiter.
Oft ist es für diese Maßnahme jedoch zu spät. Denn Alkohol gelangt rasch ins Blut und bringt ab einer gewissen Dosis den gesamten Organismus durcheinander. Viele der heftigen Folgen einer Alkoholvergiftung entstehen, weil der Körper dabei viel Flüssigkeit und sogenannte Elektrolyte verliert. Elektrolyte sind im Blut gelöste Mineralstoffe wie Natrium, Magnesium und Kalium, die unter anderem für die Funktion der Nerven und Muskeln wichtig sind. Außerdem ruft die Vergiftung mitunter eine Unterzuckerung hervor: Alkohol hemmt Stoffwechselvorgänge, durch die der Körper bei Zuckermangel aus in der Leber gespeicherter Energie neuen Zucker gewinnen kann.
All diese Mangelerscheinungen gilt es im Rahmen der Behandlung schnellstmöglich auszugleichen. Dazu bekommt die oder der Betroffene Flüssigkeit, Zucker und die fehlenden Elektrolyte per Infusion ("Tropf") über eine Vene verabreicht.
Behandlung bei schwerer Alkoholvergiftung
Bei einer weit fortgeschrittenen Alkoholvergiftung, welche im Koma mündet, sind häufig noch weitere Schritte notwendig, um die Patientin oder den Patienten außer Lebensgefahr zu bringen. Zum einen muss die Ärztin oder der Arzt klären, ob die Bewusstlosigkeit wirklich allein auf die direkten Auswirkungen des Alkohols zurückführbar ist oder ob es womöglich noch weitere Ursachen gibt – zum Beispiel andere Drogen, eine Unterzuckerung oder Hirnblutungen.
Zum anderen erhält die oder der Betroffene möglicherweise eine sogenannte Hämodialyse (Blutwäsche). Diese dient dazu, den Blutalkoholspiegel zeitnah zu senken.
Alkoholvergiftung – wie geht es nach der Behandlung weiter?
Wenn die betroffene Person wieder nüchtern ist und sich von den Folgen der Vergiftung erholt hat, kann sie wieder nach Hause. Zuvor wird die Ärztin oder der Arzt möglicherweise versuchen, mit ihr über den problematischen Alkoholkonsum zu sprechen. Denn nicht selten steckt ein psychisches Problem hinter dem Bedürfnis nach einem Alkoholexzess. In diesem Fall kann eine längerfristige psychotherapeutische Behandlung erforderlich sein.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 29.11.2022)
- Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.kenn-dein-limit.de (Abrufdatum: 29.11.2022)
- Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Abrufdatum: 29.11.2022)
- "Alkohol (Intoxikation und Abhängigkeit)". Online-Informationen von AMBOSS: amboss.com (Stand: 14.11.2022)
- "Alkoholintoxikation". Online-Informationen des Pschyrembel: pschyrembel.de (Stand: September 2022)
- "Alkoholvergiftung (Alkoholintoxikation)". Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: gesund.bund.de (Stand: 11.1.2022)
- Hahn, J.: "Checkliste Innere Medizin". Thieme, Stuttgart 2018