Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Studie deutscher Forscher überrascht Corona-Impfung schützt wohl vor einer weiteren Krankheit
Dass der Piks gegen Corona vor schweren Verläufen schützen kann, ist bekannt. Nun aber haben Forscher einen weiteren wichtigen Nutzen der Impfung gefunden.
Im Laufe der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass zahlreiche Faktoren das Risiko für einen schweren Verlauf erhöhen. Dazu gehören vor allem das Alter und bestimmte Vorerkrankungen wie koronare Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Asthma, chronische Bronchitis, chronische Lebererkrankungen, Krebs oder auch Diabetes.
Umgekehrt macht eine Corona-Infektion es auch wahrscheinlicher, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Bislang wurde nur wenig erforscht, welche Rolle eine Impfung gegen Covid dabei spielt. Kann sie das Ausbrechen der Zuckerkrankheit beeinflussen? Ein Forschungsteam der Universität Duisburg-Essen (UDE), des Deutschen Diabeteszentrums in Düsseldorf und der Firma IQVIA in Frankfurt ist dieser Frage nun nachgegangen.
Studie: Covid-Impfung könnte vor ernster Erkrankung schützen
Die Forscher werteten dazu eine Datenbank aus, die auf einer repräsentativen Auswahl von insgesamt 970 Arztpraxen aus ganz Deutschland beruht und anonymisiert Informationen zu Erkrankungen und Behandlungen speichert.
So flossen in die Studie Daten von 6.198 Patienten ein, die im Zeitraum zwischen 1. April 2021 und 31. März 2022 zum ersten Mal gegen Corona geimpft wurden und sechs Monate vor oder nach der Impfung die erstmalige Diagnose eines Typ-2 Diabetes erhielten. Anschließend verglichen die Forscher die Anzahl der erstmaligen Diagnosen in dem halben Jahr vor und nach der Impfung.
Zum Studiendesign
Wie das Forscherteam mitteilt, hat diese Untersuchungsmethode einen entscheidenden Vorteil gegenüber bisherigen Studien: Die Probanden werden demnach mit sich selbst verglichen. Somit können Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum und körperliche Aktivität in den miteinander verglichenen Zeiträumen als weitgehend gleich betrachtet werden.
Das überraschende Ergebnis der Untersuchung: Die Zahl der Diabetes-Diagnosen nach der Impfung fiel geringer aus als im gleich langen Zeitraum vor der Impfung. 3.333 Diagnosen wurden demnach vor der Impfung gestellt, 2.619 nach der Impfung und 246 am Tag der Impfung.
Laut dieser Studie kann eine Corona-Impfung somit das Diabetes-Risiko um 21 Prozent senken, was etwa einem Fünftel entspricht. Andere Studien aus den USA und Hongkong aus dem Jahr 2023 kamen zu vergleichbaren Ergebnissen. In einer Untersuchung wurde sogar beobachtet, dass sich das Risiko umso stärker senkte, je höher die Zahl der Impfdosen war.
"Unklar ist jedoch, wie der zugrunde liegende Mechanismus aussieht", so das Forscherteam der UDE in einer Pressemitteilung. Dazu seien nun weitere Studien notwendig.
Zahl der Diabetes-Patienten steigt stark an
Die Zahl der Diabetes-Patienten in Deutschland liegt der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zufolge bei etwa sieben Millionen und nimmt stetig zu. Jedes Jahr erkrankt über eine halbe Million Menschen neu an der Zuckerkrankheit. Bis 2040 ist laut Experten mit zwölf Millionen Betroffenen zu rechnen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Diabetes daher schon seit Jahren als Epidemie. Wie bei Corona gibt es zwar Behandlungsmöglichkeiten – aber anders als bei der Viruserkrankung keine Heilungschancen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- sciencedirect.com: "Diabetes incidence before and after COVID-19 vaccination – Results from the German Disease Analyzer database" (englisch)
- uni-due.de: "COVID-19 Impfung könnte Diabetesrisiko senken"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa