Tourismus Venedig-Besucher müssen erstmals Eintritt zahlen
An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen. Jetzt reagiert Venedig.
Menschenmassen, Lärm und Müll – eine weltberühmte Stadt will die Belastungen, die durch den Tourismus entstehen, nun eingrenzen. In Venedig, einem der meistbesuchten Reiseziele der Welt, müssen Touristen erstmals Eintritt bezahlen.
Die italienische Lagunenstadt verlangt seit diesem Donnerstag von allen Tagesgästen zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr fünf Euro. Der Test läuft zunächst bis zum 5. Mai und dann praktisch an allen Wochenenden bis Mitte Juli – an 29 Tagen in diesem Jahr. Bis zum Jahresende soll dann entschieden werden, ob daraus eine Regelung auf Dauer wird, möglicherweise auch an weiteren Tagen und zu höheren Preisen.
Der Eintritt wird bezahlt, indem man sich über das Internet einen QR-Code besorgt und auf das Handy lädt (hier gibt es eine genaue Anleitung). Andernfalls werden bis zu 300 Euro Strafe fällig. Ausgenommen sind Einheimische, Pendler und Kinder unter 14 Jahren. Übernachtungsgäste brauchen ebenfalls einen QR-Code, bekommen den aber vom Hotel oder dem Vermieter umsonst. Kontrolliert werden soll anfangs nur mit Stichproben. Eine Obergrenze, bei deren Erreichen die Stadt dichtgemacht wird, gibt es nicht. Die Einnahmen sollen später einmal genutzt werden, um Kanäle, Straßen und Gebäude zu sanieren.
Wenige Besucher hielten sich an die neue Regel
Nach aktuellen Angaben der Verwaltung meldeten allein für Donnerstag mehr als 80.000 Menschen an, dass sie sich in Venedig aufhalten. Davon hätten bis Mittwochnachmittag allerdings nur etwa 7.000 tatsächlich Eintritt gezahlt, hieß es. Bei allen anderen handele es sich um Einheimische, Übernachtungsgäste oder andere Besucher, für die es Ausnahmeregelungen gibt.
Der Strom an Besuchern aus aller Welt bringt der Stadt an der Adria viel Geld in die Kassen. Der Massentourismus macht Venedig aber auch schon seit Jahrzehnten zu schaffen. Heute leben in der Altstadt mit ihren Hunderten Kanälen nicht mal mehr 50.000 feste Einwohner, davon die meisten im Rentenalter. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen. Vergangenes Jahr reisten nach Schätzungen etwa 15 Millionen Besucher an.
Die Regelung trat an diesem Donnerstag in Kraft, weil in Italien mit einem Feiertag an das Ende der deutschen Besatzung 1945 erinnert wird. Wegen des Feiertags am 1. Mai in der nächsten Woche nutzen viele Italiener die kommenden Tage für ein extrem langes Wochenende – eine sogenannte super ponte (Superbrücke). Deshalb werden in Venedig über die vielen Gäste aus dem Ausland hinaus noch mehr einheimische Besucher erwartet als ohnehin schon.
Auch in anderen Tourismusdestinationen Europas wird versucht, die Zahl an Besuchern zu drosseln – oder durch zusätzliche Gebühren das Maximale aus den Gästen herauszuholen. In Amsterdam wurde jetzt der Neubau von Hotels unterbunden, im österreichischen Hallstatt wird die Zahl der Reisebusse eingeschränkt. Welche Regeln jetzt wo gelten, lesen Sie hier.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Mitteilung der Stadt Amsterdam: "Strenger hotelbeleid in Amsterdam" (niederländisch)
- kurier.at: ""Das halten die Einheimischen nicht aus": Hallstatt beschränkt Busverkehr"