Hohe Sterberate Diese fünf Krebsarten sind am gefährlichsten
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bösartig mutierte Krebszellen sterben nicht den natürlichen Zelltod, sondern vermehren sich unaufhaltsam. Sie verdrängen und zerstören an ihrem Entstehungsort Gewebe.
Wird Gewebe zerstört, kann das zu Organschäden bis hin zu Organversagen führen. Auch können die Krebszellen Metastasen in anderen Bereichen des Körpers bilden. Manche Krebsarten entwickeln sich im menschlichen Körper aggressiver als andere – und führen, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden, oftmals zum Tod.
Diese Tumore sind besonders gefährlich
Das Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI) hat in der Publikation "Krebs in Deutschland 2017/2018" die Häufigkeit bestimmter Krebsarten und die Anzahl der Sterbefälle für das Jahr 2018 aufgeführt.
Die fünf Krebsarten, die bei Männern 2018 am häufigsten zum Tod führten:
- Lungenkrebs: 35.290 Neuerkrankungen pro Jahr, 28.365 Sterbefälle
- Prostatakrebs: 65.200 Neuerkrankungen pro Jahr, 14.963 Sterbefälle
- Darmkrebs: 33.920 Neuerkrankungen pro Jahr, 13.240 Sterbefälle
- Bauchspeicheldrüsenkrebs: 9.860 Neuerkrankungen pro Jahr, 9.189 Sterbefälle
- Leberkrebs: 6.690 Neuerkrankungen pro Jahr, 5.301 Sterbefälle
Die fünf Krebsarten, die bei Frauen 2018 am häufigsten zum Tod führten:
- Brustkrebs: 69.900 Neuerkrankungen pro Jahr, 18.591 Sterbefälle
- Lungenkrebs: 21.930 Neuerkrankungen pro Jahr, 16.514 Sterbefälle
- Darmkrebs: 26.710 Neuerkrankungen pro Jahr, 11.008 Sterbefälle
- Bauchspeicheldrüsenkrebs: 9.160 Neuerkrankungen pro Jahr, 9.143 Sterbefälle
- Eierstockkrebs: 7.300 Neuerkrankungen pro Jahr, 5.326 Sterbefälle
"Die Werte von 2022 ähneln mit großer Wahrscheinlichkeit denen von 2018. Zwar gibt es für 2022 bislang nur Prognosen, dennoch kann man davon ausgehen, dass die Zahlen nicht deutlich abweichen", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. "Die absolute Zahl der Todesfälle ist bei den Krebsarten besonders hoch, an denen Menschen oft erkranken."
Leberkrebs: Ungesunder Lebensstil ist riskant
Leberkrebs führt bei Männern (5.301 Sterbefälle) häufiger zum Tod als bei Frauen (2.689). Das liegt daran, dass Männer generell häufiger an Leberkrebs erkranken als Frauen. Und das hat der Krebsexpertin zufolge viel mit dem Lebensstil zu tun. "Männer neigen tendenziell eher zu einem ungesunden Lebensstil und auch der Alkoholkonsum ist bei Männern im Schnitt höher als bei Frauen", sagt Weg-Remers.
Zu den Hochrisikofaktoren für Leberkrebs gehören Leberzirrhose, die häufig durch einen zu hohen Alkoholkonsum verursacht ist; eine Fettleber, die mit Übergewicht und Bewegungsmangel in Zusammenhang steht sowie chronische Leberinfektionen (Hepatitis B oder C). Hepatitis B und C-Erreger werden durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder infiziertes Blut beziehungsweise Blutprodukte übertragen. Vor Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen.
Warum Darmkrebs bei Männern tödlicher ist als bei Frauen
Auch an Darmkrebs versterben mehr Männer (13.240) als Frauen (11.008). Männer haben nicht nur eine deutlich höhere Neuerkrankungsrate als Frauen. Auch bei Darmkrebs spielen Lebensstilfaktoren eine bedeutende Rolle. "Männer neigen eher zu einem Darmkrebs begünstigenden Lebensstil als Frauen. Ein Beispiel ist die Ernährung. Viel rotes Fleisch, wenig Ballaststoffe sowie Übergewicht durch eine zu hohe Kalorienzufuhr und Bewegungsmangel sind Risikofaktoren für Darmkrebs, die bei Männern häufiger zum Tragen kommen als bei Frauen", sagt Weg-Remers.
Ein weiterer Faktor ist die Teilnahme beziehungsweise Nicht-Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen für Darmkrebs. Laut der Expertin nehmen Männer die gesetzlichen Angebote zur Krebsvorsorge weniger häufig wahr als Frauen. Darmkrebs im Frühstadium kann meist gut behandelt und oft geheilt werden. Je weiter fortgeschritten der Krebs ist, desto schwieriger gestaltet sich die Therapie.
Lungenkrebs: Es trifft immer öfter Frauen
Auch wenn die Daten von 2018 mehr Lungenkrebsfälle bei Männern (35.290) verzeichnet als bei Frauen (21.930) und auch die Anzahl der Sterbefälle bei Männern (28.365) höher liegt als die von Frauen (16.514), so zeigt die Entwicklung der letzten Jahre Veränderungen.
"Die Anzahl der Sterbefälle bei Männern durch Lungenkrebs ist heute so hoch, da vor 20 bis 30 Jahren der bedeutendste Risikofaktor, das Rauchen, vor allem bei Männern vorzufinden war", erklärt die Krebsexpertin. "Da immer mehr Frauen begonnen haben, zu rauchen, zeigt der Blick auf die letzten Jahre, dass die Lungenkrebshäufigkeit bei Frauen zunehmend ist. Bei Männern ist sie gering rückläufig."
Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat die Expertin in der Inneren Medizin sowie in der klinischen Grundlagenforschung gearbeitet. Sie steht in engem Kontakt mit Krebspatienten und unterstützt diese auf dem Weg ihrer Krebserkrankung.
Bauchspeicheldrüsenkrebs: für beide Geschlechter ein Risiko
Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als ein schwer diagnostizierbarer und schwer behandelbarer Tumor. Symptome treten meist erst im Spätstadium auf. 2018 sind 9.189 Männer und 9.143 Frauen an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Zu den Risikofaktoren gehören Rauchen, Übergewicht, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), Diabetes Typ 2, Übergewicht sowie ein hoher Alkoholkonsum.
"Eine gesetzliche Früherkennungsuntersuchung für Bauchspeicheldrüsenkrebs gibt es nicht. Menschen, bei denen in der Familie mehrere Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs und möglicherweise auch anderen Tumoren aufgetreten sind, sollten eine genetische Beratung und eventuell eine genetische Testung anstreben. Möglicherweise liegt eine erbliche Mutation des Gens BRCA-2 oder ein anderes erbliches Tumorsyndrom vor", sagt Weg-Remers. "Wenn die Mutation bei einem Familienmitglied nachgewiesen wurde, kann die Bauchspeicheldrüse im Rahmen einer Studie in regelmäßigen Abständen untersucht werden. Dabei werden Laboruntersuchungen im Blut und bildgebende Verfahren eingesetzt."
Lungenkrebs und Leberkrebs: Untersuchungen zur Früherkennung fehlen
Auch zur Früherkennung von Lungenkrebs und Leberkrebs gibt es, wie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, keine gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen. Hochrisikopatienten, etwa Betroffene mit einer Leberzirrhose oder einer chronischen Hepatitis, können sich mit ihrem Arzt abstimmen, welche Leberuntersuchungen in welchen Abständen sinnvoll sind.
"Die Lunge sollte man ärztlich untersuchen lassen, wenn bislang unbekannte Beschwerden auftreten und diese nicht wieder abklingen, etwa Luftnot, Husten oder Schmerzen im Brustkorb", empfiehlt Weg-Remers.
"Der beste Lungenschutz ist, nicht zu rauchen. Neun von zehn Lungenkrebsfälle bei Männern sind aufs Rauchen zurückzuführen, bei Frauen sechs von zehn." Aktuell wird von Experten geprüft, ob für Menschen mit hohem Risiko, etwa langjährige starke Raucher, ein Früherkennungsangebot mittels Niedrigdosis-Computertomografie eingeführt werden kann.
Brustkrebs und Prostatakrebs: Breite Palette an Vorsorgeangeboten
Zur Früherkennung von Brustkrebs und Prostatakrebs gibt es gesetzliche Früherkennungsuntersuchungen. Ab 30 Jahren haben alle gesetzlich versicherten Frauen einen Anspruch auf eine kostenlose jährliche Tastuntersuchung der Brust. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammografie-Früherkennungsuntersuchung.
Für die Früherkennung von Prostatakrebs wird Männern ab 45 Jahren einmal jährlich die Tastuntersuchung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Den PSA-Test müssen Männer selbst zahlen. Die Kosten betragen um die 30 Euro. Sein Nutzen ist umstritten – mögliche Teststrategien, die an das individuelle Erkrankungsrisiko angepasst sind, werden in Studien getestet. Die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen ist freiwillig. Frauen und Männer sollten sich über die entsprechenden Angebote sowie ihre Vor- und Nachteile informieren, bevor sie sich für oder gegen eine Untersuchung entscheiden.
"Zur Früherkennung von Eierstockkrebs gibt es in Deutschland kein gesetzliches Angebot. Es konnte bislang nicht gezeigt werden, dass Früherkennungsuntersuchungen die Sterblichkeitsrate von Patientinnen mit Eierstockkrebs senken – weder eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke durch die Scheide noch die Bestimmung spezieller Tumormarker", erklärt Weg-Remers. "Auch für Frauen mit erblich bedingtem Risiko empfehlen Fachleute keine Früherkennungsuntersuchung."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- krebsdaten.de: "Krebs in Deutschland 2017/2018". Online-Publikation des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI). (Stand: 2021)
- krebsdaten.de: "Lungenkrebs". Online-Information des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI). (Stand: 30. September 2022)
- krebsinformationsdienst.de: "Was ist Krebs?". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 5. Juli 2021)
- krebsinformationsdienst.de: "Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenkrebs". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 22. Juli 2020)
- krebsinformationsdienst.de: "Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 23. Dezember 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Wie Krebszellen wachsen und sich ausbreiten". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 9. März 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Brustkrebs". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 9. März 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Örtlich begrenzter Prostatakrebs". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 10. August 2022)